Für das Rx-Versandverbot

Dingermann ruft zum Unterzeichnen der Online-Petition auf

Meran - 29.05.2018, 12:05 Uhr

Prof. Theodor Dingermann rief die Zuhörer in Meran auf, die Petition zu unterstützen. (Foto: cst / DAZ)

Prof. Theodor Dingermann rief die Zuhörer in Meran auf, die Petition zu unterstützen. (Foto: cst / DAZ)


Prominente Unterstützung für ein außergewöhnliches Projekt: Beim Pharmacon in Meran sorgte Prof. Theodor Dingermann am Ende seines Vortrags für Aufsehen, als er die Zuhörer im Saal auf die Online-Petition von Christian Redmann hinwies. Der Apotheker aus dem oberfränkischen Landkreis Forchheim hat seit Anfang Mai eine Unterschriftenliste für ein Verbot des Rx-Versandhandels ins Netz gestellt.

Es war der „fulminante Abschluss“ eines fachlich anspruchsvollen Vortrags, stellte Moderatorin Prof. Ulrike Holzgrabe fest. In welcher Hinsicht genau, ließ Holzgrabe dagegen offen. Den rund 900 Pharmacon-Teilnehmern wird der Auftritt von Prof. Theodor Dingermann aus Frankfurt am Montagabend jedenfalls im Gedächtnis bleiben. Sowohl das wissenschaftliche Thema (Wie lassen sich Autoimmunerkrankungen durch Toleranzinduktion heilen?) als auch das standespolitische Plädoyer am Ende tragen sicher dazu bei.

Kurz bevor Dingermann sein einstündiges Referat beendet hatte, fragten sich wahrscheinlich viele Fortbildungsteilnehmer, welche Take-Home-Massage sie denn vom zweiten Kongresstag mitnehmen werden. Dem emeritierten Hochschullehrer für Biochemie und Molekularbiologie von der Universität Frankfurt, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiern wird, war die Situation offenbar bewusst. Auf seiner letzten Präsentationsfolie erschien ein buntes Herz aus Tabletten und der Link auf eine Online-Petition. Mit sorgsam ausgewählten Worten und in deutlich langsamerer Redegeschwindigkeit versuchte Dingermann die Zuhörer von Pharmakologie auf Politik umzustimmen. Er könne nicht verstehen, weshalb mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln Versandhandel betrieben werden dürfe. Obwohl sein persönliches Interesse nicht in direktem Zusammenhang mit einem Rx-Versandhandelsverbot stehe, würde er die Online-Petition unterstützen. Er rief die Teilnehmer auf, ebenfalls die Online-Petition zu unterzeichnen.

Dingermann hatte sich zuletzt bei der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Hessen, wo er im Vorstand sitzt, im März 2018 politisch zu Wort gemeldet. Gegenüber ABDA-Präsident Friedemann Schmidt äußerte er, dass sich die Apotheker im Hinblick auf das Honorargutachten nicht in die Defensive der Argumentation drängen lassen dürften. Anfangs wäre er skeptisch gewesen, ob die Apotheker gut beraten seien, das Honorargutachten „totzuschweigen“.

Auch Unterstützer aus der Standesvertretung

Hinter der aktuellen Online-Petition für ein Rx-Versandhandelsverbot steht Christian Redmann, Inhaber der Stadt-Apotheke in Ebermannstadt im oberfränkischen Landkreis Forchheim. Gegenüber DAZ.online erklärte er, er habe die Petition gestartet, weil er seitens der ABDA das Engagement vermisse, die Belange der Apotheker durchzusetzen. Zudem irritiere es ihn, dass sich Gesundheitsminister Jens Spahn auf allen möglichen anderen Gebieten kapriziere außer auf seinem eigenen. Eineinhalb Jahre nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung ist es nach Redmanns Ansicht zu wenig Ergebnis, nach einem Treffen mit der ABDA-Spitze sich aufs Schweigen zu verlegen.

Das Versandverbot rezeptpflichtiger Arzneimittel sowie die Durchsetzung der Arzneimittelpreisbindung auch für ausländische Versender stellt nach Ansicht des Initiators die einzige Option dar, die sichere, flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, inklusive Individualrezepturen, Nacht- und Notdienste insbesondere an Sonn- und Feiertagen, Spezialversorgungen wie die palliative Versorgung, aufrechtzuerhalten. Die Forderung: Einerseits das klare Bekenntnis des amtierenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zum Koalitionsvertrag, in dem das „Rx-Versandverbot“ steht, und andererseits die zeitnahe Umsetzung des Verbots unter Ausschöpfung aller (europa-)rechtlichen Möglichkeiten.

Kiefer, Benkert, Overwiening und Bienfait haben unterzeichnet 

Die Petition, die hier zu finden ist, läuft bis 7. November 2018. Bisher sind bereits 13.000 Unterstützer dabei – 50.000 werden bei einer Petition an den Bundestag benötigt. Dann wird im Petitionsausschuss dazu beraten. Zu den prominenten Unterzeichnern zählen beispielsweise der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Andreas Kiefer, sowie Thomas Benkert, Präsident der Apothekerkammer Bayern, Gabriele Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und Rainer Bienfait, Vorsitzender des Berliner Apothekervereins. Ob weitere ABDA-Vertreter mit dabei sind, ist bisher nicht bekannt. Die Online-Petition lässt sich auch nicht-öffentlich unterzeichnen.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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50.000 unterschreiben Petition für Rx-Versandverbot

5 Kommentare

Petition

von Wilfried Hollmann am 06.06.2018 um 8:50 Uhr

Liebe Apothekerschaft,
20.000 Apotheken mit geschätzt 100.000 Beschätigten in der Branche sowie sicherlich noch einmal 100.000 Angehörige, die mit der Apotheke verbunden sind. Und Sie haben viele, sogar sehr viele Kunden, die für die Apotheke stehen. Sie haben mit der Forderung nach einem RX-Versandhandelsverbot ein mehr als berechtigtes Anliegen und Sie haben einen PetitionsInitiator. Und was haben Sie erreicht: Bisher nur 15.000 Unterschriften. Wenn jeder Einzelne von Ihnen nicht aktiv wird und andere zum Mitmachen motiviert, dann dürfen Sie keine politische Reaktion auf Ihr Anliegen erwarten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Power to the people

von Bernd Jas am 29.05.2018 um 22:52 Uhr

Schön zu sehen, dass es den Geist des Apothekerprotests immer wieder emporsprudeln lässt.
In letzter Zeit wieder mehr.
Herr Dramburg machen Sie noch mal mit, auch wenn noch Zeit hat?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Welche Polemik meinen Sie?

von Rolf Lachenmaier am 29.05.2018 um 20:01 Uhr

Nein, "ich-glaube-es-nicht". Ich weiß jetzt nicht, in welchem Teil meines Kommentars ich gegen Hrn. Dr. Edalat oder Interessenvertreter polemisiere - vielleicht können Sie mir das sagen...
Es war als netter Hinweis und weiterer Aufruf gedacht.
Nicht mehr - nicht weniger.
Es gab hier mal eine Zeit der Klarnamenpflicht, das war äußerst sympathisch... Nur Mut. das kriegen Sie auch hin.

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"Unterstützer aus der Standesvertretung"

von Rolf Lachenmaier am 29.05.2018 um 12:22 Uhr

Da sind noch einige weitere Unterstützer aus den Standesvertretungen mit dabei, Hr. Dr. Edalat. Einfach mal schauen.
Und es sollten noch viel, viel mehr Unterstützer aus den Reihen der direkt Betroffenen sein: sämtliche Inhaber und Mitarbeiter, angehende Inhaber und angehende Mitarbeiter und v.a. müssen diese auch Ihre Kunden und Patienten informieren und involvieren. Es geht um viel. Wer hierbei nur den Kopf in den Sand steckt, braucht sich später nicht zu wundern.
Ich kann nur JEDEN ermuntern tätig zu werden! Je eher - desto besser. Bitte auch den Kunden die Unterschriftenlisten vor Ort zugänglich machen, der Download und spätere Upload der ausgefüllten Listen ist denkbar einfach.

Vielen Dank an Hrn. Prof. Dingermann für Seine Unterstützung!

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AW: "Unterstützer aus der

von Du-Glaubst-Es-Nicht am 29.05.2018 um 19:31 Uhr

Mein lieber Herr.
Die Petition ist gut. Und wird hoffentlich ein Erfolg. Gezeichnet und unterstützt habe ich sie.
Doch da ist kein Grund, innerhalb der Interessenvertreter oder gegen den Chefredakteur der DAZ, Dr Edalat, zu polemisieren.
Was Apotheker mehr auszeichnet als viele andere Berufe ist ihre Zerrissenheit im Stande. Bestens ausgebildet hacken sie gerne auf einander herum.
Einigkeit macht stark. Ärzte haben das gelernt. Apotheker wollen die Chance im Streit unter zu gehen, scheinbar auf keinen Fall verpassen.

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