DAZ.online-Serie „Die Besonderen“

Apotheke gewinnt Deutschen Lichtdesignpreis

Berlin - 28.05.2018, 17:50 Uhr


Das Lichtkonzept der umgebauten Löwen-Apotheke im Fontanehaus im brandenburgischen Neuruppin wurde mit dem Deutschen Lichtdesignpreis 2018 in der Kategorie Shopbeleuchtung ausgezeichnet. Nach einem Umbau im Jahre 2016 erstrahlt die historische Apotheke im neuen Glanz: Zeitlos-moderne Architektur und eine bewusst zurückgenommene Beleuchtung ergänzen sich zu einem harmonischen Ganzen, das Tradition mit Moderne verbindet. 

Am 17.Mai 2018 wurden die diesjährigen Gewinner des Deutschen Lichtdesignpreises bekannt gegeben. Ausgezeichnet in der Kategorie Shopbeleuchtung wurde das Lichtkonzept des Apothekenumbaus der Löwen-Apotheke im Fontanehaus in Neuruppin. Verantwortlich für die Lichtplanung ist die Traunreuter Conceptlicht GmbH unter Projektplanung von Jan Nielsen. Die Lichtdesigner arbeiteten von Anfang an Hand in Hand mit den für die Umsetzung der Innenarchitektur Verantwortlichen des Berliner Architekturbüros Glahn Architekten. Apothekenleiterin Nicole Conrad berichtet im Gespräch mit DAZ.online über den Umbau der historischen Apotheke und das eindrucksvolle Lichtkonzept. 

DAZ.online-Serie

Die Besonderen

Apothekenumbau: Tradition trifft auf Moderne 

Im Jahre 2016 fand der Umbau der Löwen-Apotheke statt. Nicole Conrad ist seit 2005 Leiterin der Neuruppiner Apotheke, an deren Tradition der Umbau anknüpfen sollte. Conrad erläutert, dass die Apotheke direkt nach der Wende schon einmal neu eingerichtet worden sei. Es habe aber immer öfter Probleme mit Schränken und auch mit der Beleuchtung gegeben. „Dass ein Umbau ansteht, weiß man schon länger. Die Schränke gehen nicht von einem Moment zum anderen kaputt“, berichtet Conrad. So sei auch ausreichend Zeit gewesen, sich mit der Idee anzufreunden, Angebote einzuholen – und die Kundschaft behutsam auf die Umbaumaßnahmen vorzubereiten. 

Letztlich gab Conrad dem Berliner Architekten den Auftrag zum Umbau nach Vorgaben der ursprünglichen Einrichtung aus den 30er Jahren. Diese historische Einrichtung war nach der Wende vollständig gegen eine damals übliche Apothekeneinrichtung ausgetauscht worden. „Mir war wichtig, dass sich die neue Einrichtung an der ursprünglichen orientiert, deshalb auch die dunklen Möbel“, beschreibt Conrad ihre Überlegungen. Die Apotheke trage nun die Handschrift der Architekten nach Vorgaben der Apothekerin. Mit dem Ergebnis sei sie sehr zufrieden. Die Beleuchtung sei so umgesetzt worden, dass trotz der dunklen Schränke alles sehr gut beleuchtet sei und sie auch in allen Arbeitsbereichen gut sehen können.

Lichtkonzept besticht durch Zurückhaltung

Die Löwen-Apotheke in Neuruppin ist eine Apotheke mit langer Tradition. Sie besteht seit 1698 und war zwischen 1819 und 1826 im Besitz von Louis Henry Fontane, dem Vater von Theodor Fontane (1819-1898). Das Konzept zum Umbau der Apotheke greift diese Historie auf und führt sie gleichzeitig in einem zeitlosen Ansatz mit klarer Raumgliederung in das 21. Jahrhundert. Wichtig ist neben der eigentlichen Einrichtung auch das Beleuchtungskonzept. Der Projektplaner der Conceptlicht GmbH, Jan Nielsen, erläutert im Gespräch mit DAZ.online die Herangehensweise: „Die unterschiedlichen Bereiche sollen durch das Lichtkonzept scharf voneinander getrennt sein. Dabei soll es zu keiner Verschmelzung der unterschiedlichen Lichtfarben kommen.“

Ziel sei, die Arbeitsbereiche gut auszuleuchten und gleichzeitig niemanden zu blenden. „Wir haben ganz bewusst darauf geachtet, dass nirgendwo Lichtkegel entstehen. Daher ist es sehr klar und ruhig“, beschreibt Nielsen die Wirkung. Eine interessante Sichtachse bestehe zu dem Fontane-Bildnis, das direkt beim Betreten der Apotheke zu sehen sei. Um eine Ausleuchtung ohne Blendwirkungen zu erzielen, sei das Bildnis mit einem breiten Streiflicht in einem solch engen Winkel beleuchtet worden, dass auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen sei, ob das Poster hinterleuchtet oder direkt angestrahlt worden sei, begeistert sich der Lichtdesigner. 

Zentral ist für Nielsen auch die Warenpräsentation: „Es war wichtig, die Waren in den Mittelpunkt zu setzen.“ In der Begründung für den Designpreis sei dementsprechend hervorgehoben worden, dass das Lichtkonzept gut auf die Warenpräsentation abgestimmt worden sei. Gleichzeitig würden sich die Leuchten zurücknehmen, so dass eine ganz klare Raumgliederung entstanden sei und der Ton der Möbel zudem angenehm in Erscheinung träte, fasst Nielsen zusammen. 

Positives Feedback – fast durchgehend

Das völlig neue Erscheinungsbild der Apotheke führe zu unterschiedlichen Reaktionen der Kunden, gab Apothekenleiterin Nicole Conrad zu Bedenken. Die meisten jüngeren Kunden seien ganz begeistert von dem neuen Design. Die dunklen Farben der Möbel und vielleicht auch der moderne Stil gefielen so manchem älteren Kunden hingegen nicht so gut. Das Feedback falle insgesamt aber sehr positiv aus, resümiert Conrad begeistert. Das Bildnis von Fontane sei neu in der Apotheke: „Er braucht seinen Platz, aber ohne über den Dingen zu stehen.“ So sei auch das eine sehr gelungene Lösung. „Mir ist aber erst durch die Bewerbung um den Designpreis richtig bewusst geworden, dass das Resultat des Umbaus so etwas Besonderes ist“, berichtet die Apothekerin. Dementsprechend freue sie sich sehr über die Auszeichnung des Lichtkonzeptes. 



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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