Erneuter Feuerwehreinsatz in Apotheke

Das Leid mit der Pikrinsäure

Stuttgart - 24.05.2018, 10:45 Uhr

Pikrinsäure (Trinitrophenol) ist eine gelbe, geruchlose
Substanz, die pulverig, blättrig oder kristallin vorliegen kann. (Screenshot: LKA Bayern)

Pikrinsäure (Trinitrophenol) ist eine gelbe, geruchlose Substanz, die pulverig, blättrig oder kristallin vorliegen kann. (Screenshot: LKA Bayern)


Warum Pikrinsäure trotzdem gefährlich ist

Pikrinsäure ist giftig und kann auch über die Haut aufgenommen werden, heißt es im offiziellen Schreiben des Landeskriminalamtes (LKA) Bayern, das DAZ.online vorliegt. Bekannter als die Giftigkeit ist die Sprengkraft der Pikrinsäure, die leicht über der von TNT liegen soll. Was für ein Ausmaß eine Explosion der Menge Pikrinsäure, wie sie im aktuellen Fall vorlag, angenommen hätte, lässt sich schwer einschätzen, so der Sprecher des LKA. Generell sei es schwer bezüglich Sprengstoff eine solche Aussage zu treffen, weil der Schaden je nach Abstand zum Sprengkörper variiert. Grundsätzlich sei aber auch militärisch eingesetzter Sprengstoff transportsicher, solange er mit keinem Zünder verbunden wird. Früher sei Pikrinsäure auch in Munition verbaut worden. Um das Gefäß mit der Pikrinsäure ohne Zünder zur Explosion zu bringen, müsste man es etwa gegen eine Wand werfen oder auf den Boden fallen lassen. Deshalb kann das LKA das Gefäß ohne weitere Vorkehrungen sicher abtransportieren.

Öffnen sollte man ein solches Gefäß dennoch nicht eigenmächtig, weil auch durch starken Druck und Reibung, die am Deckel beim Öffnen entstehen, es zur Explosion kommen kann. Deshalb öffnen auch die Fachleute das Gefäß nicht von Hand. Anschließend wird zur „Entschärfung“ Wasser zur Pikrinsäure hinzugefügt und der Inhalt ordnungsgemäß entsorgt

Bei Metallgefäßen wird es besonders gefährlich

Was die Beamten bei einem Pikrinsäurefund zunächst abfragen, ist die Beschaffenheit des Gefäßes, ist dieses nicht aus Metall, gilt sozusagen „Entwarnung“. Im Kontakt mit Metall, wie das etwa auch bei Munition der Fall wäre, würden sich Pikrate bilden, die dann orange statt gelb erscheinen. Diese seien extrem empfindlich und damit besonders gefährlich, so der Sprecher des LKA.

Wenn man die Pikrinsäure also in nichtmetallischen Behältnissen feucht (mindestens 30% Wassergehalt) lagert, ist sie, abgesehen von ihrer Giftigkeit, handhabungssicher und nicht explosionsgefährlich, aber explosionsfähig.

Sichere Lagerung von Pikrinsäure

  • dicht verschlossen bei 12-28°C
  • vor Sonnenbestrahlung und Hitze schützen
  • Material jederzeit nass halten und nicht austrocknen lassen
  • alle sechs Monate überprüfen und nach Bedarf Wasser hinzufügen; Behälter alle drei Monate umdrehen, um das Wasser zu verteilen 
  • Material, das älter als zwei Jahre ist, sollte beseitigt werden

(Quelle: Sicherheitsdatenblatt)



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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