Defekte

Ärger um Engpass bei Ramilich 5 mg 

Stuttgart - 11.05.2018, 17:45 Uhr

Beim Großhandel ist Ramlich 5 mg derzeit kontingentiert. (Foto: Sanofi)

Beim Großhandel ist Ramlich 5 mg derzeit kontingentiert. (Foto: Sanofi)


Lieferengpässe sind in der Apotheke ein tägliches Ärgernis. Besonders groß ist die „Freude" auf allen Seiten, wenn es sich um Rabattpräparate oft verordneter Wirkstoffe handelt – so wie aktuell Ramilich 5 mg. Der mit Abstand am häufigsten verschriebene ACE-Hemmer der Sanofi-Tochter Zentiva ist derzeit Mangelware – zumindest beim Großhandel.

Laut Deutschem Arztportal ist Ramilich 5 mg derzeit Rabattartikel für über 56.000 GKV-Versicherte. Die Partner des Herstellers, Sanofi-Tochter Zentiva, sind die größten Krankenkassen Deutschlands: sämtliche AOKen, die Barmer GEK, die DAK-Gesundheit, die IKK classic, die Knappschaft sowie die Techniker Krankenkasse. AOK und Knappschaft haben sogar exklusive Rabattvereinbarungen. Zudem ist Ramipril der mit Abstand am häufigsten verschriebene ACE-Hemmer. So entfielen 2015 laut Arzneiverordnungsreport über vier Millionen durchschnittliche Tagesdosen (DDD) auf den Wirkstoff – bei einem ACE-Hemmer-Gesamtverordnungsvolumen von knapp 4,8 Millionen (DDD).

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Umso größer ist der Ärger, wenn so ein Artikel nicht lieferbar ist. Noch frisch sind die Erinnerungen an Metamizol, wo es vor etwas mehr als 1,5 Jahren ein ähnliches Problem gab. Der Rabattpartner fast aller Kassen – damals übrigens ebenfalls Zentiva – konnte sein Novaminsulfon Lichtenstein nicht liefern. Und nun wiederholt sich die Geschichte bei Ramilich 5 mg. Apotheker berichten, sie erhielten von ihren Großhändlern die Nachricht, der Artikel sei nur kontingentiert zu haben. Direkt beim Hersteller bekomme man ihn aber. So zum Beispiel Apotheker Gunther Wagner aus Wolfschlugen nahe Stuttgart: „Die vier angerufenen Großhändler teilten mir alle mit, dass Ramilich 5 mg momentan kontingentiert wird und wir maximal fünf Packungen im Monat erhalten. Direkt bei der Firma erfuhr ich, dass der Großhandel reichlich bestückt wäre, sie mir aber bis zum nächsten Tag 100 Packungen dieses 3-Euro-Artikels zusenden würden.“ Wagner fragt sich, wie es sein kann, dass eine Firma eine solche Politik betreiben darf.

Das sagt der Hersteller

Auch die Versandhändler sind zum Teil betroffen. Medpex und Aponeo beispielsweise erklären die 100er-Packung derzeit für nicht lieferbar. Auch bei DocMorris finden sich aktuell nur die 20er und die 50er auf der Seite. Ein Sprecher der Sanacorp bestätigt auf Nachfrage von DAZ.online den Engpass. Man bekomme derzeit weniger als man bestelle.

Hersteller Zentiva erklärt, man sei grundsätzlich lieferfähig. Allerdings bestehe eine hohe Nachfrage, und die Marktsituation sei sehr angespannt. Auf die Frage, ob man als Rabattvertragspartner vieler Kassen nicht auf hohe Nachfrage eingestellt sein sollte, heißt es: „Wir haben deutlich mehr verkauft, bedingt durch Lieferschwierigkeiten einiger Wettbewerber.“ Ende April nannte die Firma Medienberichten zufolge eine verzögerte Chargenfreigabe als Grund für den Engpass. 

Apotheker merkten nichts von Engpässen der Wettbewerber

Diese Schwierigkeiten lassen sich im Gespräch mit Apothekern nicht bestätigen. „Die anderen sind und waren lieferbar,“ sagt Gunther Wagner. Auch andere Kollegen können sich nicht an flächendeckende Engpässe bei den Mitbewerbern erinnern.

Im Gegensatz zum Metamizol-Engpass, sind dieses Mal wenigstens wirkstoffgleiche Präparate verfügbar, zumal nur die AOK und die Knappschaft exklusive Verträge haben. Bei den anderen gibt es Alternativen, so haben beispielsweise TK und Barmer auch noch Verträge mit 1A Pharma und Abz, die DAK mit Isis und Abz. Aber viele Patienten akzeptierten keinen Wechsel, erklärt Wagner, dessen Apotheke in einem 6000-Einwohner-Ort liegt. Die nehmen ihre Präparate dann einfach nicht mehr. Er sei es leid, immer wieder erklären zu müssen, warum es jetzt wieder ein neues Präparat gebe. „Der Bestrafte ist der Patient und das Personal wegen der nicht endenden Diskussion.“



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Zwingende Konsequenz der inkompetenten Politik und Kassen

von Ratatosk am 14.05.2018 um 15:06 Uhr

Wenn immer nur der billiste den Vertrag bekommt, dann kann dieser keinen Vorrat für Probleme bilden, den diese würde Geld kosten und schon bei ein paar Cent wäre der Auftrag verloren, Dies ist ein zwingender Vorgang, der von Politik und GKV Funktionären eintweder nicht einmal erkannt ist, oder für andere Interessen igoriert wird, Wird daher auch immer schneller immer gravierender werden.

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