Prozess gegen Bottroper Apotheker 

„Blutgeld“ und fruchtlose Anzeigen im Zyto-Skandal

Essen - 09.05.2018, 17:55 Uhr

Am heutigen Freitag stand vor dem Landgericht  Essen der Ex-Mann einer PTA des Bottroper Zyto-Apothekers aus. (Foto. hfd)

Am heutigen Freitag stand vor dem Landgericht  Essen der Ex-Mann einer PTA des Bottroper Zyto-Apothekers aus. (Foto. hfd)


Bis zu 6000 Euro netto für die PTA

Gleichzeitig habe seine Frau auffällig gut verdient. Anfangs habe er dies noch als Honorierung für gute Leistung verstanden. „Irgendwann war es so viel, dass ich gesagt habe, das ist nicht normal – du wirst für etwas bezahlt, was nicht richtig ist“, sagt der Zeuge vor Gericht. Laut Arbeitsvertrag habe sie rund 1900 Euro netto verdient – doch regelmäßig das Zwei- bis Dreifache nach Hause gebracht, bis zu 6000 Euro. Vom ersten Tag an habe sie einen Dienstwagen zur freien Verfügung gehabt, anfangs einen VW Käfer, später einen VW Golf. Überstunden seien schwarz in bar ausgezahlt worden, sagt der Zeuge. Darüber hinaus habe es Kuverts mit bis zu 3000 Euro in bar gegeben, teils als „Dankeschön“ bezeichnet. Auch vor der Übernahme der Apotheke durch S. habe es Schwarzgeldzahlungen gegeben, die jedoch deutlich geringer ausgefallen seien. „Sie hat sehr viele Jahre sehr viel Geld verdient, und sie hat sich damit abgefunden“, sagt U. Die PTA habe dabei gewusst, dass Menschen Schaden nehmen könnten – aber nicht, was sie machen soll. 

Nach einer früheren Privatinsolvenz des Ehepaars und aufgrund von Schulden in sechsstelliger Höhe hatte sie offenbar auch Angst, ihre Stelle zu verlieren. Wie auch andere Eheleute von Mitarbeitern der Apotheke habe er vorgegeben, als Fahrer zu arbeiten – so seien Zahlungen kaschiert worden, die eigentlich an seine Ehefrau hätten gehen sollen. „Ich habe Quittungen unterschrieben, damit meine Frau das Geld bekam“, sagt er. U. habe als Hausmann auf die Kinder aufgepasst und habe die Haushaltskasse geführt – und das trotz hoher Ausgaben übrige Geld in Silber, Gold oder Aktien angelegt, wie er sagt. „Das Gehalt hätte ich nie erreichen können“, erklärt der Zeuge. 

Auch er sah lange zu. Dies änderte sich, als der zweifache Familienvater aufgrund einer Anzeige seiner Tochter für mehrere Jahre in Haft kam – seit damals hat er auch keinen Kontakt mehr zu der PTA, welche sich von ihm scheiden ließ. Er habe 2013 mit dem Kapitel abschließen wollen und deshalb mehrere Finanzämter angeschrieben sowie Strafanzeige erstattet. „Erst einmal wegen der finanziellen Geschichte, wegen dem Steuerbetrug – und weil wahrscheinlich Menschen zu Schaden gekommen sind.“



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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