Infektiologie

Neue Angriffspunkte zur Bekämpfung von Herpesvirus 

Remagen - 07.05.2018, 09:00 Uhr

Forscher entdecken neue Angriffspunkte bei Herpes. (Foto:  Spectral-Design / stock.adobe.com)

Forscher entdecken neue Angriffspunkte bei Herpes. (Foto:  Spectral-Design / stock.adobe.com)


Killer-T-Zellen erkennen 16 verschiedene Virusstrukturen

Um dem Risiko späterer unerwünschter Auswirkungen der ansonsten „stummen“ Infektion entgegenzuwirken, wollten die Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München ergründen, wie das Immunsystem das Virus in Schach hält. „Wir studieren den Werkzeugkasten des Immunsystems“, erklärt Andreas Moosmann, Leiter der Forschergruppe HOCOVLAR. „Und wir haben ein paar interessante neue Werkzeuge entdeckt, die wir bereits nachbauen konnten.“

Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen auf die T-Zellen, genauer gesagt die CD8+ T-Zellen, zytotoxische Effektor-Zellen, die infizierte beziehungsweise veränderte Zellen im Körper abtöten. Nach Abklingen einer Infektion können Effektor-Zellen sich zu Memory-Zellen entwickeln, die als immunologisches Gedächtnis dienen. Auf der Suche nach Strukturen des Virus, die die Killer-T-Zellen bevorzugt angreifen, nahm das Team unter der Leitung von Erstautorin Larissa Martin und Doktorandin Alexandra Hollaus den Erreger zunächst digital mit Hilfe eines Algorithmus detailliert in Augenschein. Dieser identifizierte knapp 300 mögliche Angriffsstellen, und zwar Peptide, also Bruchstücke von Virus-Proteinen. Durch weitere Analysen konnten sie das Spektrum auf 77 Möglichkeiten eingrenzen. Am Ende gelang es ihnen, gegen 20 davon entsprechende T-Zellen herzustellen, von denen 16 tatsächlich ihr Ziel binden und die infizierte Zelle zerstören konnten.

Langfristig für Therapien nutzbar machen

„Es können offenbar sehr unterschiedliche Virusproteine ​​als Zielstruktur für das Immunsystem dienen“, interpretiert Andreas Moosmann die Ergebnisse. „Zudem beobachten wir bei gesunden Personen regelmäßig T-Zellen gegen diese Strukturen genauso wie bei Transplantationspatienten, die das Virus in Schach halten können.“ „Wir sind nun dabei, dies bei einer größeren Zahl von Patienten zu überprüfen", fügt Johanna Tischer, Transplantationsmedizinerin am Klinikum Großhadern an. Langfristig wollen Moosmann und sein Team die Erkenntnisse für neue Therapien nutzbar machen: „Ein Ausbruch des Virus könnte möglicherweise verhindert werden, indem man Patienten HHV-6-spezifische Killer T-Zellen verabreicht“, so hofft er. „Bis dahin haben wir aber noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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