Infektiologie

Neue Angriffspunkte zur Bekämpfung von Herpesvirus 

Remagen - 07.05.2018, 09:00 Uhr

Forscher entdecken neue Angriffspunkte bei Herpes. (Foto:  Spectral-Design / stock.adobe.com)

Forscher entdecken neue Angriffspunkte bei Herpes. (Foto:  Spectral-Design / stock.adobe.com)


Manche Viren sind sehr weit verbreitet und bleiben nach einer Infektion lebenslang im Körper, wie etwa das humane Herpesvirus 6. Normalerweise hält das Immunsystem HHV-6 unter Kontrolle. Bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem kann es jedoch zu Krankheiten führen. Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München haben Virusbestandteile identifiziert, an denen Killer-T-Zellen angreifen können, ein möglicher Ansatz für neue Therapien.

Am Helmholtz Zentrum München, Mitglied im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) beschäftigt sich eine spezielle Forschergruppe mit Namen HOCOVLAR (Host Control of Viral Latency and Reactivation) damit, heraus zu finden, auf welche Weise Träger weit verbreiteter Viren, wie des Epstein-Barr-Virus, des Cytomegalievirus oder HHV-6, die Latenz und die Reaktivierung der Viren kontrollieren. Langfristig wollen sie auf dieser Basis Therapien entwickeln, um Krankheiten zu verhindern und zu heilen, die durch die Viren verursacht werden. Diesem Ziel scheinen sie nun ein gehöriges Stück näher gekommen zu sein, wie neue, in „PLOS Pathogens“ veröffentlichte Ergebnisse vermuten lassen.

Fast alle Erwachsenen infiziert

Das menschliche Herpesvirus 6 (HHV-6) soll zu den am weitesten verbreiteten hartnäckigen Viren in der menschlichen Bevölkerung gehören. Bei 95 bis 100 Prozent der gesunden Erwachsenen sind Antikörper gegen HHV-6 zu finden. Konkret handelt es sich um eine Gruppe von zwei Virus-Spezies, HHV-6A und HHV-6B. Die primäre Infektion mit dem häufigeren HHV-6B tritt in der Regel bis zum Alter von zwei Jahren auf und verursacht eine gängige Erkrankung im Kindesalter, das so genannte Drei-Tage-Fieber. Die Erstinfektion mit HHV-6A passiert vermutlich später und verläuft meist asymptomatisch. Danach verbleibt das Virus lebenslang im Körper.

Im Grunde „harmlos“, aber …

Obwohl HHV-6 die Gesundheit im Allgemeinen nicht beeinträchtigt, könnte es bei einer Reihe von Krankheiten involviert sein. So wird angenommen, dass das Virus zur Entstehung von Autoimmun­erkran­kungen und des chronischen Erschöpfungssyndroms beitragen kann. Als gesichert gilt, dass Patienten mit einem stark geschwächtem Immunsystem, beispielsweise nach Transplantationen, Schwierigkeiten haben, es unter Kontrolle zu halten. Dies kann zu schweren Schädigungen verschiedener Organe führen. Bislang gibt es keine antiviralen Wirkstoffe, die spezifisch gegen HHV-6 wirken.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.