Wirkung auf öffentliche Gesundheit

Studie: Apotheker helfen in der Gesundheitsförderung

Remagen - 24.04.2018, 14:40 Uhr

Laut einem aktuellen Review ist die positive Auswirkung der apothekerlichen Beratung auf die öffentliche Gesundheit nachgewiesen. (Foto: Imago)

Laut einem aktuellen Review ist die positive Auswirkung der apothekerlichen Beratung auf die öffentliche Gesundheit nachgewiesen. (Foto: Imago)


Krankheits-Screenings

Mehrere Studien belegen die Wirksamkeit von Apotheken-basierten Screenings zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten und Identifizierung von Patienten mit einem erhöhten Risiko dafür. So identifizierte ein Schlaganfall-Screening-Programm mit 30 Apotheken und 1145 Teilnehmern in Kanada eine hohe Prävalenz von Einzelpersonen, die von Schlaganfall-Präventionstherapien profitieren könnten. Ähnliche Belege fanden die Autoren zu Diabetes-Screening-Programmen in Australien und einem kombinierten Diabetes und Bluthochdruck-Screening in Deutschland. Nach einem Pilotprojekt in den USA zu einem HIV-Schnelltest in Apotheken könnte auch dies eine nützliche Option sein.

Versorgung mit Notfallkontrazeptiva und Impfungen

Gleich drei Reviews belegen den verbesserten Zugang zu hormonalen Notfallkontrazeptiva über die Apotheken. Außerdem wird der Service von den Nutzern hoch geschätzt, und die Notfalleinrichtungen der Gesundheitsversorgung werden entlastet.

Nach einer Studie aus Kanada konnte dort eine erheblich Steigerung der Impfraten bei Kindern bis zu fünf Jahren und bei Senioren über 65 Jahren erzielt werden, nachdem den Apotheken erlaubt worden war, Grippeimpfungen zu verabreichen.

Ein Literatur-Review von 47 Studien aus den USA lässt weiterhin darauf schließen, dass die Impfraten und die Deckung der Immunisierung bei Erwachsenen mit zunehmender Zuweisung der Kompetenz an die Apotheker angehoben werden konnten.

Während in der Influenza-Saison 2014-2015 bereits bis zu ein Viertel der Grippeimpfungen in öffentlichen Apotheken verabreicht wurden, soll der Impfservice etwa für Windpocken, Tetanus, Diphtherie oder Hepatitis allerdings noch nicht in dem Ausmaß genutzt werden, wie dies möglich wäre.

Kosteneffektivität in Großbritannien belegt

Nachweise für die Kosteneffektivität von besonderen Gesundheitsleistungen der öffentlichen Apotheken kommen vor allem aus Großbritannien. Dort hatte das Pharmaceutical Services Negotiating Committee (PSNG) im Jahr 2016 zwölf Dienstleistungen der Apotheken in den Bereichen öffentliche Gesundheit (zum Beispiel Notfall-Kontrazeption), Unterstützung bei der Selbstbehandlung bei geringfügigen Beschwerden sowie pharmazeutische Betreuung inklusive der Verbesserung des Zugangs zu Medikamenten, Medikationsmanagement, Beratung über neue Medikamente usw. im Hinblick auf die Kostenwirksamkeit untersuchen lassen.

Die Experten schätzten die Höhe der Ausgabenvermeidung für den NHS und andere Einrichtungen des öffentlichen Sektors durch den Einsatz der Offizinapotheken auf rund 3 Milliarden Britische Pfund. Damit würde die Wertschöpfung allein aus den zwölf Services den gesamten Betrag der staatlichen Vergütung der Apotheken im selben Jahr in Höhe von 2,8 Milliarden Pfund mehr als aufwiegen, so das Fazit.

Allerlei Hindernisse und fehlende Wahrnehmung

Als Haupthindernisse für die Ausweitung von Dienstleistungen der öffentlichen Apotheken zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit werden in dem Review mannigfaltige Aspekte ermittelt, angefangen vom Zeitmangel über die unzureichende Ausbildung für spezielle Services bis hin zu den ungeeigneten räumlichen Gegebenheiten in den Apotheken. Hinzu kommen rechtliche Schranken und die fehlende Vergütung entsprechender Services. Auch würden die Kompetenzen der Apotheker bislang weder in der allgemeinen Öffentlichkeit noch von anderen Gesundheitsversorgern und der Gesundheitspolitik ausreichend wahrgenommen, stellen die Autoren fest.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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