Sylvia Gabelmann (Linke) zum Hennrich-Vorschlag

„Das ist ein Kniefall vor dem Versandfreund Jens Spahn“

Berlin - 24.04.2018, 15:45 Uhr

Die Linken-Arzneimittelexpertin Sylvia Gabelmann attackiert ihren CDU-Kollegen Michael Hennrich dafür, dass er vom Rx-Versandverbot abrückt. (Foto: Schelbert)

Die Linken-Arzneimittelexpertin Sylvia Gabelmann attackiert ihren CDU-Kollegen Michael Hennrich dafür, dass er vom Rx-Versandverbot abrückt. (Foto: Schelbert)


Der CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich rückt vom Rx-Versandverbot ab und setzt im Versandhandelskonflikt künftig auf Vertragslösungen zwischen den EU-Versendern. Die Linken-Arzneimittelexpertin und Apothekerin Sylvia Gabelmann hat dafür kein Verständnis, sie bezeichnet die Lösung als einen „Kniefall vor dem Versandfreund Jens Spahn“. Sie befürchtet eine massenweise Abwanderung in Richtung Versandhandel.

In einem DAZ.online-Interview hatte Michael Hennrich (CDU) seinen Kurswechsel im Versandhandelskonflikt so begründet: „Alle Beteiligten müssen jetzt aus ihren Schützengräben und beim Arzneimittel-Versandhandel darüber nachdenken, wie wir zu einer vernünftigen Lösung kommen. Ein Aussitzen hilft uns nicht weiter. Wir müssen umdenken und neue Wege finden.“ Einen solchen „neuen Weg“ hat der CDU-Politiker bereits im Visier: Er schlägt vor, dass Kassen und EU-Versender künftig gesonderte Versorgungsverträge abschließen, in denen auch die Honorarhöhe festgeschrieben wird. Die Einsparungen aus diesen Verträgen sollen die Kassen dann direkt in den Apothekenmarkt umleiten, um die Versorgungsstruktur aufrecht zu erhalten.

Mehr zum Thema

Die Linken-Politikerin Sylvia Gabelmann hat kein Verständnis dafür, warum Hennrich nun vom Verbot abrückt. Gegenüber DAZ.online sagte sie: „Erst klopft sich die Union für das vereinbarte RX-Versandverbot auf die Schulter und dann lässt sie es fallen, bevor es einen ernsthaften Umsetzungsversuch gab. Ich betrachte das als Wahlbetrug und einen vorauseilendem Kniefall vor dem bekannten Versandfreund Jens Spahn.“

Gabelmann war über die NRW-Landesliste der Linken bei der Bundestagswahl 2017 ins Parlament eingezogen. Sie ist derzeit die einzige Apothekerin im Bundestag und in der Linksfraktion zuständig für Arzneimittel- und Apothekenthemen. Wie ihre Vorgängerin Kathrin Vogler setzt sich auch Gabelmann für das Rx-Versandverbot ein. Die Hennrich-Alternative lehnt sie ab: „Die von CDU-Spezialist Michael Hennrich präsentierte Alternative überzeugt mich in keiner Weise. Wenn Krankenkassen mit ausländischen Versendern Selektivverträge abschließen, geraten die Präsenzapotheken noch mehr unter Druck als im status quo. Man wird es kaum verhindern können, dass die Krankenkassen den Versicherten Vorteile anbieten, damit diese im verbilligten Versand bestellen, statt in die Apotheke vor Ort zu gehen.“

Linke: Preiskampf hat im Gesundheitswesen nichts verloren

Gegenüber DAZ.online erklärte Gabelmann nochmals, warum die Linke nach wie vor gegen ein weiteres Aufkommen des Versandhandels ist: „Wenn Apothekenrabatte zum Wettbewerbsinstrument für Krankenkassen werden, ist das nicht nur ein Sargnagel für die flächendeckende Versorgung, sondern auch für die Beratungsqualität. Denn die ist bei Versendern nicht zufriedenstellend, wie Tests immer wieder zeigen.“

Im Wahlprogramm zur Bundestagswahl hatten sich die Linken auch für die Auflösung der Rabattverträge ausgesprochen. Eine Forderung, die Gabelmann nun erneuert: „Die Rabattverträge bei Arzneimitteln sind ein gutes Beispiel dafür, dass bei solchen Selektivverträgen letztlich die Versorgungsqualität zugunsten der Sparbemühungen auf der Strecke bleibt. Wir sehen an den Hilfsmittelausschreibungen, dass auch gesetzliche Qualitätsvorgaben nicht vernünftig wirken."

Und weiter: „Selektivverträge mit Versandhändlern, ob in- oder ausländisch, werden ebenfalls überwiegend die Kosten im Blick haben und die Bemühungen um eine gute Beratungsqualität in Apotheken konterkarieren. Preiskampf hat im Gesundheitssystem noch nirgendwo Qualität hervorgebracht.“ 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Rx-Versandverbot: Linke kritisiert Hennrichs Abrücken

Kniefall vor Spahn

Ein Kommentar von Dr. Armin Edalat

Nur eine Bierdeckel-Skizze 

Michael Hennrich (CDU) verabschiedet sich im Interview mit DAZ.online vom Rx-Versandverbot

Mehr Versandhandel, mehr Geld für Apotheken?

Parteipositionen zur Bundestagswahl

Wahlprüfsteine (V): Rx-Preisbindung und Versandhandel

Werbegaben aus Apotheken

Was sagt die Politik zum BGH-Urteil?

15 Kommentare

Wie wohltuend....s.unten

von Heiko Barz am 25.04.2018 um 13:28 Uhr

Ich erinnere gern und immer wieder an das Fehlen eines B-Planes nach Bekanntwerden des voraussichtlichen Gutachtens des Polengeneralanwaltes vom EUGH aus April 2016 unserer Berufsstrategen F.Schmidt und Tisch, die mit noch stolz geschwellter Brust und mit selbigem Ton der Überzeugung behaupteten, dass man für diese lächerliche Nummer doch keinen Plan B brauche. Das erledige sich doch nach normaler Erkenntnis von ganz alleine.
Der Höhepunkt des B-Planfehlens unserer teuer unterstützten Verbandsfürsten war ja dann das zeitlich phantastisch geplante 2Hm "Gutachten" im Auftrag des "Erzengels" und seiner Vollzugsgehilfin Zypris zum diskussionsfreien Weihnachtsfest und Jahresende 2017. Besser kann man seinen Ekel einer bestimmten Berufsgruppe gegenüber nicht kundtun. Das allein wäre schon auszeichnungswürdig. Wir ( unsere Führung ) sollten für diese besonderen Fälle einen gewichtigen Apothekenorden ausloben!
Satire, oder doch schon berufsvernichtende Realität?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Zusammenfassung

von Karl Friedrich Müller am 25.04.2018 um 12:07 Uhr

der Apotheker in seine Bude steht alleine da.
Von den Politikern belogen und betrogen, weil diese sich Aufsichtsratspöstchen bezahlen lassen, sich ungeniert dem Sponsoring hingeben, sei es nur ein paar Stangen Spargel...
(billig, so n Politiker)
Die ABDA hält sich (noch) über wasser, weil sich durch Verkomplizierung uns das Leben schwer macht, dass wir eh nicht mehr wissen, ob wir Männchen oder Weibchen sind und wir für NICHTS Zeit haben. Sich diese Komplexität teuer bezahlen lassen und wir denen sonst am A.... vorbei gehen.
Untereinander unsolidarisch...
Wo sind die Zeiten, als ein Herr Becker mal noch so eine Art Streik organisiert hat, wenn auch nur in ein paar Bundesländern. Das wäre mal ein Signal. Doch auch der ist abgetaucht...
Ich habs schon mal gesagt: Wir müssen auch öffentlich gegen die ABDA protestieren und streiken....
So eine Vertretung.... unfassbar
Plan B, lächerlich. Heißt höchstens: Rettet die ABDA...
Ohne Apotheker keine Vertretung...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Der Anstrich macht´s oder Die Folgen des Wahlbetrugs

von Bernd Jas am 25.04.2018 um 1:25 Uhr

Es braucht sich nur jeder mal daran erinnern, von welcher Partei er bisher schon mal mit Wahlkrampferbrechen beschissen worden ist.
Danach wird schnell klar, welche Partei das einfache Gemüt auf solche Art und Weise, nach der letzten Wahl angeschmiert und koloriert später wählen wird.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Der Anstrich macht´s oder Die Folgen

von Dr Schweikert-Wehner am 25.04.2018 um 6:51 Uhr

Hallo Herr Jas
Jetzt haben Sie sich, warum auch immer, so kryptisch ausgedrückt, dass ich es nicht verstanden haben. Können Sie das noch mal erläutern?

AW: Der Anstrich macht´s oder Die Folgen

von Karl Friedrich Müller am 25.04.2018 um 11:57 Uhr

ist doch einfach: Alle Parteien haben uns schon beschissen. Also wird das einfache Gemüt in Zukunft AfD wählen (auch wenn die noch schlimmer sind.....)
Das ist keine Alternative, sondern komplette Volksverdummung. Bin gespannt, wann das der Wähler mal merkt. Müssten eigentlich SfD heißen...
S steht für schlimmer, nicht für das schlimme S Wort....

Glatter Betrug schon vor jeder Verhandlung über RX

von Ratatosk am 24.04.2018 um 19:07 Uhr

Daß Politiker nicht immer alles halten was versprochen ist hinlänglich bekannt.
Ein so dreister Betrug durch die CDU macht aber fassungslos.
Gehts noch dämlicher ? die Eu Versender zahlen weniger, damit die Apotheke vor Ort überlebt. Hat sich irgendwer dies vorher durchgelesen, was das heißen sollte ? Einfacher und ehrlicher sollte man einfach sagen, daß man vor der Wahl eine paar Stimmen haben wollte und daß man jetzt eben doch gelogen hat.
Der Herr Hennrich legt Wert auf das wohl angeblich katholisch sein, solte mal über das Wesen der Sünde der Lüge und des falschen Zeugnissses etwas meditieren. Interessanterweise findet man auf Wikipia eine neue Pfründe, die natürlich von seinen Vorschlägen erfreut sein muß
"seit 2016 Mitglied des Aufsichtsrates Süddeutsche Krankenversicherung a. G. " solche Interferenzen findet man ja sehr oft bei den Politikern, die dann auf Versender setzen. Aber schon der Volksmund meint ja, " wes Brot ich fress, des Lied ich sing."
Sollte auch die CSU mitmachen, muß diese sich sicher auf 2 Partner einstellen nach der Bayernwahl.
Mit solchen Jundpolitikern wird der Zerfall des Ansehens der Politik noch schneller gehen, mit allen katastrohpalen Folgen für die Demokratie, denn ohne Ansehen für die Politik geht auch die Demokratie unter.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Plan B

von Dr Schweikert-Wehner am 24.04.2018 um 18:56 Uhr

Na den Plan B wofür die die dämliche ABDA unsere Beiträge verschleudert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Plan B

von Christiane Patzelt am 24.04.2018 um 19:15 Uhr

Die ABDA war doch die Organisation, die früher für UNS arbeitete und jetzt nur noch für SICH. Die ABDA ist um den Tisch herumgewandert und zieht uns nur noch das Geld aus der Tasche, als Standesorganisation UND als Vertriebsgesellschaft allerlei bunter „must-haves“ für uns InhaberInnen. So wandelt sich ein symbiotisches in ein parasitäres Verhältnis — die ABDA hat in der Beziehung ihre Hausaufgaben gemacht, unsere Kammern und Verbände sollten langsam mal die Kurve kriegen!!

Was kann der Inhaber vor Ort tun? Aufhören, alles zu verschenken! Umschau, Kalender,Tüte, Rezepte hin-und herschicken, Beratungen für internet-shopper, Notdienstpauschale für lachhafte 2,50€, was ihr euch alles denken könnt! Mädels, hoch die Röcke! Es steckt auch in jedem von uns selber!

Verraten und Verkauft

von Anita Peter am 24.04.2018 um 17:29 Uhr

Jetzt ist auch klar, warum Max Müller bei den letzten Auftritten so tiefenentspannt war, als es um das RXVV ging. Der wusste ( wahrscheinlich ) schon lange Bescheid, dass es sein Kumpel Jens beerdigen würde.
Es ist wirklich unglaublich was sich hier abspielt. Bye Bye CDU/CSU, bereits bei der Landtagswahl in Bayern werden sehr viele Stimmen in eine andere Richtung wandern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Wirklich verraten und verkauft?

von Wolfgang Müller am 24.04.2018 um 21:24 Uhr

Ich würde "Die CDU/CSU" erstmal noch nicht abschreiben. Die könnte uns vielleicht als allerletzte Hoffnung noch einmal vor der eigenen "Interessenvertretung" retten. Wenn die ein zweites Mal versucht, uns Normal-Apotheker zu Gunsten eines scheinbar billigen Einstiegs in "Perspektive 2030" vor die Hunde gehen zu lassen. Wovor Minister Gröhe uns ja schon einmal Ende 2016 gerettet hat.

Viel schlimmer nämlich wäre, wenn Max Müller vor Allem auch deshalb so Tiefen-entspannt wäre:

Weil er einen Deal kennt, dass "Unser eigenes Honorarmodell" (Sie wissen schon, das seltsamerweise ebenfalls STRENG GEHEIME) zum Zuge kommt gegen einen Verzicht auf die weiter sture Forderung nach einem Rx-Versand-Verbot. Also dass für uns zum Schutz gegen "Den Versand" statt dem Rx-VV etwas Schönes errungen werden kann irgendwo zwischen "Kein Medikationsplan ohne Medikationsanalyse durch einen zwangsfortgebildeten Apotheker" und "ARMIN per GKV-Einschreibe-Selektivvertrag spätestens Anfang 2020 bundesweit für 15 Euro pro Patient pro Quartal". Bei trotzdem "nur" 1,30 Euro weniger beim Fixhonorar, statt 2,60 Euro gemäß 2HM oder so ähnlich genial .....

Ich hoffe, ich habe mich mit dieser Befürchtung gerade total lächerlich gemacht. Weil ich vollkommen unrecht habe, und dann zwar ein lächerlicher, aber weiter zufriedener und erfolgreicher Apotheker bleiben kann.

AW: Antwort @Wolfgang Müller

von gabriela aures am 24.04.2018 um 22:00 Uhr

Herr Kollege,

ich befürchte, daß Ihre Befürchtungen noch nicht mal ansatzweise die strengst geheimen Vorschläge in all ihrer destaströsen Wirkung widerspiegeln....wenn es um die Schärfung des heilberuflich-akademisch-reinstpharmazeutischen Profils und Erbringung von Gemeinwohlspenden geht, dann gibt es in gewissen Kreisen keine Grenzen mehr. Je verschwurbelter und komplizierter, desto besser !

Wie wohltuend!

von Christiane Patzelt am 24.04.2018 um 16:15 Uhr

Einen Dank an Frau Gabelmann, fühle ich mich als Inhaberin doch seit Monaten mächtig über den Nippel gezogen. Es passiert aber außer heißer Luft rein gar nichts, was irgendwie nach Lösung aussieht! Ich finde es folgerichtig, dass immer mehr InhaberInnen hinschmeissen—wir ApothekerInnen müssen uns so eine unfaie Behandlung nicht weiter geben. Die Rechnung zahlen dann leider die Patienten, verzögert die Solidargemeinschaft, denn nicht begleitete Arzneitherapie ist viel teurer als ein intaktes Apothekenwesen!

Leider leider sind außer Herrn Gröhe immer solche gruselig jungdynamischen Gesundheitspolitiker über uns gezogen, von den Schwierigkeiten im Alter haben sie noch keine Ahnung, von Zuwendung und persönlichen Kontakt und deren soziale Bedeutung ganz zu schweigen!

Alle 2 Tage besucht ein lokaler Politiker eine Apotheke vor Ort und gibt ein Lippenbekenntnis ab, wie wichtig wir seien, in der Bundespolitik hat man es nicht so mit kleinteiligen Strukturen und Doc Morris freut sich n Keks.

Uns ApothekerInnen wird es immer geben, aber eben nicht mehr für 3 fuffzich für jeden, sondern für 35 Euro für wenige. Wir haben den ganzen Eiertanz nicht nötig, Fachleute an der Nase rumführen ist stillos, das macht die Politik mit anderen Studienabgängern auch nicht ( oder werden Juristen auch so veräppelt..?).

Zum Erhalt meiner Apotheke werden dann die Beratungen kostenpflichtig, ich bin raus bei „alles für umme“. Bekomm ich woanders auch nicht!

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: ABDA

von Dr. Schweikert-Wehner am 24.04.2018 um 17:33 Uhr

Na dann kann die naivste Berufsvertretung der Erde nun endlich mit ihrem Plan B rausrücken. Das ist ja geschickt, dass Spahn nun Herr Hennrich vorschickt. Als Minister macht man sich die Hände nicht mehr schmutzig.

AW: Wie wohltuend

von Heiko Barz am 24.04.2018 um 18:10 Uhr

Welchen Plan "B" meinen Sie Herr Kollege?

AW: Wie wohltuend

von Bernd Jas am 25.04.2018 um 1:00 Uhr

Na eben DEN Plan B !
Sagen se´ bloß dass der nicht bekannt ist.
Der wurde sogar bei uns auf der Kreisstellensitzung unter jovialer Geheimhaltung prädestiniert.
Und jetzt folgt die Rache der Jedi(apo)ritter.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.