Fortbildungstag in Brandenburg

Warum Apotheker und Ärzte gemeinsam stärker sind

Berlin - 23.04.2018, 15:50 Uhr

Der gemeinsame Nenner von Apothekern und Ärzten ist das verordnete Arzneimittel. Andres als auf dem Comic war die Atmosphäre auf dem Brandenburgischen Apotheker- und Ärztetag nicht kompetitiv, sondern kollegial. (Foto: Imago)

Der gemeinsame Nenner von Apothekern und Ärzten ist das verordnete Arzneimittel. Andres als auf dem Comic war die Atmosphäre auf dem Brandenburgischen Apotheker- und Ärztetag nicht kompetitiv, sondern kollegial. (Foto: Imago)


Arzneimittelinteraktionen im heilberuflichen Alltag

Laut einer Studie der Landesapothekerkammer Bayern mit 96 Apotheken, die Apotheker Dr. Lars-Alexander Mohrenweise vorstellte, muss bei jedem sechsten Patienten mit einer Arzneimittelinteraktion gerechnet werden. In 82 Prozent der Fälle ließ sich die Wechselwirkungsproblematik durch pharmazeutische Beratung. Eine erfreuliche Bilanz. Doch was bedeutet dies für den Apotheken- und Praxisalltag? 

Nicht immer seien in der Arztpraxis Telefonanrufe aus der Apotheke willkommen, wenn die Arztpraxis voll ist, führte Mohrenweiser die Medizinerperspektive an. Laut einer Ärzte-Umfrage in Magdeburg fanden die Befragten, dass die Pharmazeuten häufig wegen Interaktionen anriefen, die Sicht der Mediziner wenig relevant sind. Allerdings wünschen sich die Ärzte, dass die Apotheker zuerst mit ihnen und erst dann mit dem Patienten über ein mögliches Interaktionsproblem auf ihrer Verordnung sprechen. Um dies zu gewährleisten, muss die Arztpraxis für den Apotheker gut erreichbar sein.   

Um die Kommunikation zu vereinfachen stellt die Apothekerkammer Niedersachsen ein Formblatt für Interaktionsfragen zur Verfügung, das die Apotheke an die Arztpraxis faxen kann. Darauf ist das Rezept abzubilden sowie eine Beschreibung der Interaktion, ihre Folgen und wenn möglich ein Alternativvorschlag. Der Arzt kann wahlweise ankreuzen, ob ein Medikament ausgetauscht werden soll oder nicht.

Digitale Hilfsmittel – Freund oder Feind?

Zur Identifizierung von Wechselwirkungen oder auch zu anderen Fragestellungen stehen dem Apotheker verschiedene digitale Werkzeuge zur Verfügung. Erleichtern diese elektronischen Hilfsmittel den Arbeitsalltag von Apothekern und Ärzten oder gefährden sie deren Zukunft? Referent Dr. Peter Froese, Mitglied der ABDA- Arbeitsgruppe „Digitalisierung“ und Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein zeichnete zunächst ein düsteres Bild. „Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert“, betonte der Digitalexperte.  

Für Technologieunternehmen sei das Gesundheitswesen ein Markt wie jeder andere. Die Triebkraft für digitale Entwicklungen sei es, das Kapital zu maximieren. Die heilberufliche Kompetenz ist für Startups nicht unantastbar. So ist Künstliche Intelligenz laut Froese schon bald in der Lage, beispielsweise eine Medikationsanalyse übernehmen oder Fachliteratur auswerten.  

LAK Brandenburg
Dr. Peter Froese forderte die Apotheker und Ärzte auf, gemeinsam die digitale Zukunft zu gestalten.

Froese forderte die Ärzte und Apotheker dazu auf, sich mit der digitalen Transformation aktiv auseinander zu setzten. „Wir kriegen ein anderes Gewicht, wenn wir Apotheker und Ärzte gemeinsam auftreten als eine Berufsgruppe alleine“, appellierte Froese. Eine große Chance sei es, dabei den Ausbau der Telematik nach § 291 SGB V gemeinsam zu forcieren. So seien die elektronische Gesundheitskarte und der elektronische Medikationsplan sinnvolle Werkzeuge für die sichere Apotheken-Arzt-Kommunikation. Die Grundsteine seien gelegt, meint Froese.

Kompetenzen gemeinsam nutzen

Der Beitrag des Digitalexperten Froese zeigte eindrücklich, wie wichtig es ist, dass Apotheker und Ärzte an einem Strang ziehen. „Uns ist es wieder einmal gelungen, eine Brücke zu schlagen“, fasste Schrambke zusammen. „Die Ärzte hätten verstanden, dass es der Apotheker in der Beratung nicht immer leicht hat. Und die Apotheker hätten verstanden, warum ein Arzt im Arbeitsalltag oft so schwer zu erreichen ist“, so der Moderator weiter. Für die Zukunft haben sich die Brandenburger zum Ziel gesetzt, die Kommunikation weiter zu verbessern, um den Patienten noch effektiver helfen zu können.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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