Vorwurf schwerwiegender Verstöße

Fresenius sagt Akorn-Übernahme ab

Bad Homburg - 23.04.2018, 14:00 Uhr

Fresenius hat die Übernahme von Akorn platzen lassen. (Foto: Imago)

Fresenius hat die Übernahme von Akorn platzen lassen. (Foto: Imago)


Fresenius steht vor turbulenten Zeiten: Nachdem das Dax-Unternehmen dem milliardenschweren Zukauf des US-Generikaherstellers Akorn am Wochenende eine Absage erteilte, könnte sich nun ein juristisches Nachspiel anbahnen. Die Amerikaner pochen auf die Einhaltung des abgeschlossenen Übernahmevertrags, doch das Bad Homburger Unternehmen bleibt bei seiner Kündigung. 

Die Übernahm von Akorn durch Fresenius ist geplatzt. Bei Investoren hatte der Kauf von Akorn in der Kritik gestanden, weil es bei den Amerikanern im vergangenen Jahr auch wegen des Preisdrucks auf dem US-Generikamarkt nicht wie so lief wie erhofft. Auch war der Ruf des Unternehmens in Mitleidenschaft gezogen worden, nachdem Akorn wegen Bilanzunregelmäßigkeiten Negativ-Schlagzeilen gemacht hatte. Daher wuchs die Sorge, dass Fresenius nach einigen erfolgreichen Übernahmen diesmal danebengegriffen haben könnte. Offenbar entzündete sich in den vergangenen Wochen zwischen beiden Seiten ein Streit, nachdem das Fresenius-Management um Konzernchef Stephan Sturm anonyme Hinweise auf neuerliches mögliches Fehlverhalten von Akorn erhalten hatte. Die Bad Homburger hatten deshalb eine eigene Ermittlung durch unabhängige externe Experten eingeleitet. Nun wirft Fresenius den Amerikanern schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA hinsichtlich der Datenintegrität vor, welche die Ermittlungen zu Tage gefördert hätten. Das Angebot, mehr Zeit zu bekommen, um selbst weiter zu prüfen und Fresenius zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen, habe die Akorn-Führung abgelehnt, teilte Fresenius mit. Der Konzern zog daraufhin die Reißleine und kündigte den Vertrag für die geplante 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme, weil der Generikahersteller mehrere Voraussetzungen für den Vollzug nicht erfüllt habe.

Der verschmähte US-Generikakonzern sieht sich hingegen zu Unrecht an den Pranger gestellt. Der Hersteller unter anderem von Cremes und Salben pocht auf die Einhaltung der von Fresenius gemachten Übernahmezusagen. Akorn wies die Anschuldigungen von Fresenius in einer Stellungnahme am späten Sonntagabend kategorisch zurück und erklärte, es gebe keine Basis für einen Abbruch des Geschäfts. Fresenius wird sich nun auf einen Rechtsstreit einstellen müssen. Denn das Akorn-Management erklärte, man werde seine Rechte und Fresenius' Pflichten, wie sie aus der bindenden Übernahmevereinbarung hervorgingen, "energisch" durchsetzen.



dpa / DAZ.online
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