Besuch in Hamburger Apotheke

FDP-Politiker wollen unnötige Bürokratie in Apotheken abbauen

Berlin - 23.04.2018, 14:45 Uhr

Die beiden FDP-Bundestagsabgeordneten Wieland Schinnenburg und Andrew Ullmann trafen sich mit den Apothekerinnen Wiebke und Heike Gnekow in der Privilegierten Adler Apotheke in Hamburg. (Foto: FDP)

Die beiden FDP-Bundestagsabgeordneten Wieland Schinnenburg und Andrew Ullmann trafen sich mit den Apothekerinnen Wiebke und Heike Gnekow in der Privilegierten Adler Apotheke in Hamburg. (Foto: FDP)


Die beiden FDP-Bundestagsabgeordneten Andrew Ullmann und Wieland Schinnenburg sind Neulinge im Gesundheitsausschuss des Bundestages. Für ihren ersten offiziellen Apotheken-Besuch als Abgeordnete haben sie sich eine Apotheke in Hamburg ausgesucht, die „Privilegierte Adler Apotheke“, die etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt. Mit der Inhaberin sprachen sie unter anderem über Innovationen im Apothekenbereich und das Honorar. Spannend ist, dass die beiden Politiker sich dafür interessierten, welche bürokratischen Vorgänge man abschaffen könnte.

Der Zahnarzt Wieland Schinnenburg und der Arzt Andrew Ullmann sitzen seit der Bundestagswahl 2017 für die FDP im Bundestag. Schinnenburg ist über die Landesliste der Hamburger Liberalen eingezogen, Ullmann über die FDP-Liste in Bayern. Insbesondere Ullmann hatte sich in den vergangenen Wochen bereits mehrfach mit Apothekenthemen beschäftigt – der Infektiologe war beispielsweise Gast bei der politischen Diskussion auf der Interpharm und spricht sich vehement für eine stärkere Einbindung der Apotheker in den Medikationsplan aus. Schinnenburg ist drogen- und suchtpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion und beschäftigt sich unter anderem mit der Versorgung mit Medizinalhanf.

Für ihren ersten offiziellen Apothekenbesuch haben sich die beiden Politiker nun eine besondere Apotheke in Hamburg ausgesucht: die „Privilegierte Adler Apotheke“. Die Apotheke hat regelmäßig bis 24 Uhr geöffnet, verfügt über einen Herstellbetrieb und beliefert mehrere Heime. Außerdem bietet die Apotheke ihren Kunden eine eigens entwickelte Arzneimittelverblisterung an („Pill Pack“). Zudem organisiert das Unternehmen Arzneimittelberatungen bei betrieblichen Gesundheitstagen. Seit 2015 beteiligt sich die Adler Apotheke zudem bei der Flüchtlingsversorgung in der Hansestadt. Inhaberin Heike Gnekow ist dazu noch berufspolitisch tätig. Sie ist Vorsitzende des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit der Apothekerkammer Hamburg. Erst kürzlich präsentierte sich Gnekow in einem Internet-Streitgespräch mit DocMorris-Vorstand Max Müller wortgewandt. Sie beschrieb dort die Vorteile der Apotheke vor Ort gegenüber dem Versandhandel.

Heimversorgung, eigener Medikationsplan, Herstellbetrieb

Gnekow selbst stellte den Kontakt zu den beiden FDP-Politikern her. Sie habe die Abgeordneten angeschrieben, weil Schinnenburg und Ullmann sich des Öfteren zum Medikationsplan und anderen apothekenrelevanten Themen geäußert hätten, sagte die Apothekerin gegenüber DAZ.online. „So war unser Hauptanliegen, ihm unseren Online-Medikationsplan, den CareConnector, zu zeigen, den wir seit vielen Jahren in der Pflegeheimversorgung verwenden“, erklärte Gnekow weiter.

Die FDP-Abgeordneten und die Apothekerin begannen ihre Apotheken-Tour in der Offizin im Hamburger Stadtteil Wandsbek. Nach der Besichtigung dort ging es weiter in die Filialapotheke, aus der das Unternehmen den Herstellbetrieb und die Heim-und Pflegedienstversorgung führt. Gnekow erklärt: „Sehr intensiv sprachen wir über viele apothekenrelevanten Themen und Entwicklungen im Gesundheitswesen.“

FDP-Politiker wollten Liste von bürokratischen Vorgängen

Insbesondere der unternehmenseigene Medikationsplan sei ein Thema gewesen. Gnekow dazu: „Wir stellten den MdBs ausführlich unseren Online-Medikationsplan, den CareConnector vor und erklärten ihnen, wie qualitativ hochwertig die patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung ist. Über den CareConnector wird die Apotheke mit den Pflegeheimen, den Haus- und Fachärzten elektronisch verbunden. Alle Beteiligten am Arzneimittelversorgungsprozess haben somit Zugriff auf denselben Medikationsplan. Die Kommunikation unter den Berufsgruppen wird gestärkt und Doppelverordnungen, Interaktionen etc. können vermieden werden (…).“

Von sich aus sollen die FDP-Abgeordneten dann das Thema Bürokratie angesprochen haben. Die Liberalen haben anscheinend vor, die Apotheke um einige bürokratische Prozesse zu verschlanken. Gnekow dazu: „Die FDP wäre sehr interessiert daran, von den Apothekern eine Liste unnützer Vorschriften zu erhalten, um sich für weniger Bürokratie in unserem Alltag einzusetzen.“

Auch Andrew Ullmann äußerte sich gegenüber DAZ.online zu seinem ersten offiziellen Apotheken-Besuch. Offenbar hat er die Adler Apotheke als sehr innovativ wahrgenommen. Er sagte: „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird auch die Apotheken transformieren. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Gesundheitswesens, aber die klassischen Aufgaben des Pharmazeuten verändern sich, ebenso wie die Bedürfnisse der Kunden und Patienten. Hier braucht es Mut, um die Chancen technischer Innovationen zu nutzen und im Zuge dessen den Fortschritt an die Menschen heranzubringen. Aber es  lohnt sich neue Wege zu gehen, wie das Beispiel der ‚Privilegierten Adler Apotheke‘ zeigt. Die Politik muss wiederum Anreize für innovative Entwicklungen schaffen. Dazu gehört auch, Leistungen von Apotheken, wie die heilberuflichen Tätigkeiten, angemessen zu honorieren und die Bürokratie im Arzneimittelwesen abzubauen." 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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