Europäische Impfwoche

Spahn: Kinder nicht gegen Masern impfen zu lassen, ist verantwortungslos

Berlin - 20.04.2018, 09:00 Uhr

Für Jens Spahn müssen Ärzte, Eltern, Schulen und Kitas bei der Masernimfpung besser zusammenarbeiten. Die Impfquote soll auch für die zweite Impfung bei 95 Prozent liegen. (Foto: Imago)

Für Jens Spahn müssen Ärzte, Eltern, Schulen und Kitas bei der Masernimfpung besser zusammenarbeiten. Die Impfquote soll auch für die zweite Impfung bei 95 Prozent liegen. (Foto: Imago)


Am kommenden Montag startet die Europäische Impfwoche. Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) fordert eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Masernimpfung. Das Robert-Koch-Institut warnt davor, die Masernerkrankung zu unterschätzen. Das EU-Parlament hat eine Resolution gegen Impfmüdigkeit verabschiedet.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fordert laut einer Pressemitteilung des BMG eine bessere Kooperation bei der Masernimpfung. „Ärzteschaft, Schulen, Kitas, Betriebe, Behörden und natürlich die Eltern müssen noch besser zusammenarbeiten“, sagte Spahn am gestrigen Donnerstag anlässlich der Europäischen Impfwoche, die am Montag beginnt. „Es ist verantwortungslos, Kinder nicht gegen Masern impfen zu lassen oder eigene Impflücken hinzunehmen“, appelliert der Bundesgesundheitsminister. Auch für die zweite Impfung müsse eine Impfquote von 95 Prozent das Ziel sein.

Ans Nachimpfen denken

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben 2016 zwar erstmals alle Bundesländer bei der ersten Masernimpfung die Quote von 95 Prozent erreicht. Bei der entscheidenden zweiten Impfung ist die Quote aber bei Kindern bis zum Schulanfang nur geringfügig auf 92,9 Prozent gestiegen. 24 Monate alte Kinder des Geburtsjahrgangs 2014 waren sogar nur zu 73,9 Prozent zweimal geimpft.

Für 2017 registrierte das RKI 929 Masernerkrankungen, fast dreimal so viele wie im Vorjahr. Allerdings schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr stark. In den ersten zwölf Wochen des laufenden Jahres wurden dem RKI 92 Fälle gemeldet.

RKI: Masern nicht unterschätzen

Masern gehen zunächst mit grippeähnlichen Symptomen und später einem charakteristischen Hautausschlag einher. Die Infektion schwächt das Immunsystem und kann in sehr seltenen Fällen tödlich enden. Gefährlich sind Masern vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.

„Eine Infektion mit Masernviren ist keineswegs harmlos. Etwa ein Viertel der gemeldeten Fälle muss im Krankenhaus behandelt werden. Wir sehen im Durchschnitt drei bis sieben Todesfälle im Jahr aufgrund von Masern oder der Masernfolgeerkrankung SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis)“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts in der Pressemitteilung des BMG.

EU-Parlament: Resolution gegen Impfmüdigkeit

Da Infektionskrankheiten wie Masern seit einigen Jahren in Europa fast als ausgestorben galten, hat die Impfbereitschaft der Bevölkerung nachgelassen. Für das Europäische Parlament ist dies ein Grund zur Sorge. Nach Informationen einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden CDU-Europaabgeordneten Dr. Renate Sommer und Dr. med. Peter Liese hat das EU-Parlament am gestrigen Donnerstag eine Resolution gegen die Impfmüdigkeit in Europa verabschiedet.

„Leider sind über die Impfungen zu viele Fake-News im Umlauf, und die Menschen vermeiden Impfungen, im Glauben, dass sie gefährliche Nebenwirkungen haben, nicht sicher oder unwichtig sind. Dies ist natürlich Unsinn“, erläutert EU-Gesundheitspolitiker und Mediziner Liese.

Seit Beginn des Jahres 2016 gab es nach Angaben der Pressemitteilung von Liese und Sommer 50 Todesfälle durch Masern. „Das ist eine Tragödie“, betont Sommer. „Impfungen gehören schließlich zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die uns in der Medizin zur Verfügung stehen. Viele Infektionskrankheiten, die beim Menschen schwerwiegende gesundheitliche oder gar tödliche Folgen haben, können durch Impfungen verhindert werden.“



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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