AMK zu Colchicum-Dispert

Druckfehler: Colchizin nicht „verschreibungspflichtig“

Stuttgart - 18.04.2018, 11:25 Uhr

Zwei Chargen Colchicum-Dispert werden zurückgerufen. (Foto: Johannes Bürger Ysatfabrik)

Zwei Chargen Colchicum-Dispert werden zurückgerufen. (Foto: Johannes Bürger Ysatfabrik)


Tropfen in der Kritik

Neben der 20er Packung ist Colchicum-Dispert® in einer Packung à 50 Stück auf dem Markt. Außerdem gibt es mit Colchysat-Tropfen noch eine flüssige Form von Colchizin, das als Mittel der zweiten Wahl zur Behandlung akuter Gichtanfälle eingesetzt wird. Die Tropfen sind allerdings ein wenig die Kritik geraten. So hält die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sie für entbehrlich. Bei Einnahme einer Flüssigkeit käme es leichter aus Versehen zu einer Überdosierung. Über entsprechende Fälle hatte die AkdÄ auch berichtet.

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In diesem Zusammenhang hatte die AkdÄ auch darauf hingewiesen, dass es Defizite bei der Aufklärung der Patienten gibt. So zitierte sie damals eine Befragung von Gicht-Patienten, die mit Colchicin behandelt worden waren. Demnach wussten einige nicht ausreichend über Dosierung und Nebenwirkungen Bescheid. Vor allem die maximale Tagesdosis hätten viele nicht gekannt, heißt es. Bei der Abgabe in der Apotheke sollte unbedingt auf die richtige Dosierung hingewiesen werden. Am besten vermerkt man das Dosierschema auf der Packung, so dass es auch im Akutfall parat ist. Zudem sollten Patienten über Symptome einer Intoxikation informiert werden.

Die AKdÄ wies auch darauf hin, dass bestehende Kontraindikationen, wie eingeschränkte Nierenfunktion, Lebererkrankungen und mögliche Interaktionen – insbesondere mit Inhibitoren von P-Glycoprotein oder CYP3A4 – unbedingt zu beachten sind. Auch bei den dokumentierten Vergiftungsfällen erhielten Patienten zum Teil interagierende Arzneimittel oder eine für die individuelle Nierenfunktion zu hohe Dosis. Die Frage nach anderen eingenommenen Arzneimitteln sollte bei der Abgabe in der Apotheke ohnehin nie fehlen. Colchizin ist einer der Wirkstoffe, bei dem sie sogar lebensrettend sein kann.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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