Entdeckung von Lysergsäurediethylamid

75 Jahre LSD: Rausch und Horror inklusive

Berlin - 16.04.2018, 07:00 Uhr

Chemiker Dr. Albert Hofmann  hat LSD per Zufall entdeckt. (Foto: designer491/ stock.adobe.com)                                      

Chemiker Dr. Albert Hofmann  hat LSD per Zufall entdeckt. (Foto: designer491/ stock.adobe.com)                                      


Neues Kreislaufmittel gesucht – Psychostimulanz gefunden

Albert Hofmann hatte diese psychostimulierenden Wirkungen nicht vorhergesehen.  Allerdings führte der unfreiwillige Selbstversuch zu der Erkenntnis, dass Lysergsäurediethylamid eine starke psychoaktive Substanz sein müsse. Hofmann hatte im Vorfeld auch gar nicht nach einer entsprechenden Eigenschaft gesucht. Vorangegangen war vielmehr die Suche nach einem neuen Kreislaufmedikament, das Hofmann im Auftrag der Firma Sandoz entwickeln sollte.

Schon in den 30er Jahren hatte Hofmann mit der Forschung an Mutterkornalkaloid-Verbindungen begonnen. Die bereits durch amerikanische Forscher gelungene Isolierung der Lysergsäure, der Grundstruktur der Mutterkornalkaloide, nahm Hofmann zum Anlass, eine Versuchsreihe mit Lysergsäure aufzusetzen. So versetzte er die Säure mit unterschiedlichen Chemikalien, um verschiedene Seitenstrukturen anzubringen. Im Versuchsansatz Nr. 25 entstand schließlich das synthetische Lysergsäurediethylamid – auch als LSD-25 bezeichnet.

Inspiriert wurde Hofmann nach eigenen Angaben durch das Sandoz-Präparat Coramin® mit dem Wirkstoff Nicotinsäurediethylamid, das über kreislaufstimulierende Wirkungen verfügt. Lysergsäurediethylamid zeigte allerdings die erhofften Kreislaufwirkungen nicht. Damals durchgeführte Tierversuche konnten den erwarteten Einfluss auf den Kreislauf nicht bestätigen. Lediglich eine schwache kontraktierende Wirkung am Uterus der Tiere und eine erhöhte Unruhe unter Narkose wurden beobachtet.

Die unerwartete Karriere des Lysergsäurediethylamids

Die Forschung mit LSD wurde nach diesen negativen Ergebnissen eingestellt. Das wäre normalerweise das Ende des Lysergsäurediethylamids hinsichtlich einer potentiellen medizinischen Nutzung gewesen. Ganze fünf Jahre lagen die Ergebnisse dann auch in der Schublade. Doch 1943 begann sich Albert Hofmann – seinem Bauchgefühl folgend – erneut mit der Substanz zu beschäftigen. Beim Umkristallisieren einer LSD-Lösung kam der bereits beschriebene Zufall ins Spiel. Der anschließende Rausch führte in der Folge zu einer Reihe geplanter Selbstversuche, um die psychoaktive Wirkung von LSD gesichert nachweisen zu können.

Wenige Tage nach dem ersten unfreiwilligen Rausch nahm Hofmann die – wie er damals meinte – kleinste Dosis von LSD ein, von der noch eine Wirkung erwartet werden konnte. Was er danach erlebte, beschrieb er anschließend als einen wahren „Horrortrip“. Die beim ersten Mal noch angenehmen Rauschzustände wandelten sich in bedrohliche Wahrnehmungsverschiebungen. Die Möbel empfand er als grotesk verzerrt. Die zur Hilfe geeilte Nachbarin erschien ihm als „eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze“. Der LSD-Horrortrip dauerte einige Stunden an und wich anschließend einem Gefühl, dass von Hofmann als „Glück und Dankbarkeit“ beschrieben wurde. Im Nachhinein stellte sich heraus, LSD war bei diesem Versuch in einer fünfmal höheren Dosis als die mittlere wirksame Dosis angewandt worden.  



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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