Fünf Chefs in sechs Jahren

Wolfgang Mähr wird neuer Alliance-Chef

München - 06.04.2018, 10:00 Uhr

Wolfgang Mähr, hier 2011 während seiner Zeit bei Celesio, wird neuer Vorstandsvorsitzender bei Alliance Healthcare Deutschland. (Foto: dpa)

Wolfgang Mähr, hier 2011 während seiner Zeit bei Celesio, wird neuer Vorstandsvorsitzender bei Alliance Healthcare Deutschland. (Foto: dpa)


Der Arzneimittel-Großhändler Alliance Healthcare Deutschland kommt nicht zur Ruhe: Wolfgang Mähr, zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens, übernimmt heute den Vorstandsvorsitz des Pharmahändlers. Er löst Stefan Syrén ab, der nach nur einem Jahr im Amt „aus persönlichen Gründen“ aus der Firma ausscheidet. Mähr ist damit bereits der fünfte Vorstandschef in nur sechs Jahren.

Wie die Alliance Healthcare Deutschland AG (AHD) in einer Presseerklärung mitteilt, hat der Aufsichtsrat des Unternehmens Wolfgang Mähr zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens berufen. Er werde das Amt des „einstweiligen Vorstandsvorsitzenden“ bereits am heutigen Freitag, 6. April 2018, antreten und damit Stefan Syrén nachfolgen, der das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlasse. Syrén selbst hatte seinen Posten erst am 1. Mai 2017 angetreten, nachdem zuvor drei Jahre lang Frieder Bangerter die Geschicke des Pharmagroßhändlers gelenkt hatte. Vor Bangerter hatte Ralf Lieb von 2013 bis 2014 ein Jahr lang als Nachfolger des langjährigen ANZAG-Chefs Thomas Trümper das Unternehmen geführt.

Der nun ernannte Mähr ist auch kein neues Gesicht bei Alliance - seine Karriere passt in das derzeit unsortierte Bild des Großhändlers: Zuletzt war er Aufsichtsratsvorsitzender von AHD, davor aber schon einmal Mitglied im Vorstand bei Alliance und davor wiederum schon einmal Aufsichtsratsmitglied. Früher war er zudem als Regional Managing Director für die damalige Alliance Boots tätig und hatte Verantwortung für eine Reihe von Landesunternehmen, darunter auch die Geschäftsführung der Gehe. In einem Interview mit der DAZ erklärte Mähr 2002, dass er ein „strikter Gegner“ des Versandhandels sei.

Mähr werde in seiner neuen Funktion an Joaquim Simoes, Director of Operations and Regional Managing Director, Pharmaceutical Wholesale - Walgreens Boots Alliance, berichten. Weshalb Mähr aktuell als „einstweiliger Vorstandsvorsitzender“ geführt werde, wollte das Unternehmen auf Nachfrage von DAZ.online nicht kommentieren.

Seit Längerem Unruhe

Richard Oppenheim, derzeit Mitglied im Aufsichtsrat, wird laut AHD anstelle von Wolfgang Mähr den Vorsitz in dem Gremium übernehmen. Oppenheim hob laut der Pressemitteilung Mährs umfassende Erfahrung in der Gesundheitsbranche, besonders im Großhandel und in dessen früheren Positionen bei Walgreens Boots Alliance (WBA), dem heutigen Mutterkonzern von AHD, und bei Celesio hervor. Damit habe er „beste Voraussetzungen“ für eine zukunftsorientierte Führung des Unternehmens in Zeiten des Umbruchs. 

In der Tat herrscht bei AHD bereits seit Längerem Unruhe. Neben den zahlreichen Wechseln an der Spitze des Unternehmens hat im Herbst vergangenen Jahres auch der damalige Finanz- und IT-Chef Nikolaus Vogler das Unternehmen verlassen. Ihm folgte Aline Seifert, die zuvor bei Omega Pharma unter anderem die Finanzen verantwortet hatte.

Probleme auch mit Belegschaft

Möglicherweise haben die häufigen Personalwechsel auch mit der grundsätzlichen Position von AHD in Deutschland zu tun. So berichtete DAZ.online zum Amtsantritt von Syrén vor einem Jahr, dass man bei der AHD-Mutter WBA nicht glücklich sei über die Situation im deutschen Pharmagroßhandel. Demnach bezeichnete der WBA-Europa-Chef für den Großhandel, Juan Guerra, die Konditionen im deutschen Markt als „wirtschaftlichen Wahnsinn“, wie er ihn aus keinem anderen Land kenne.

Wiederholt gab es bei dem Unternehmen auch Auseinandersetzungen mit der Belegschaft. So bestreikte die Gewerkschaft Verdi Mitte vergangenen Jahres aufgrund einer Tarifauseinandersetzung einen ganzen Tag ein Werk in Ludwigshafen. Im Herbst 2017 hatte die Abteilung „Handel“ von Verdi zudem zu bundesweiten Protesten gegen AHD aufgerufen. Die Mitarbeitervertretung beschwerte sich über die angeblich geplante Schließung von sieben Servicecentern. 

Schon länger wird in der Branche daher auch über einen großen Marktumschwung bei den Großhändlern spekuliert. WBA und der Mannheimer Pharmahändler Phoenix arbeiten nach einem DAZ.online-Bericht vom Herbst vergangenen Jahres seit Längerem an einem Tauschgeschäft. Im Kern gehe es darum, dass WBA die Phoenix-Apothekenketten weiterführt und Phoenix den WBA-Großhandel übernimmt. In den USA hat WBA 2016 Anteile des US Pharmagroßhändlers AmerisourceBergen gekauft und im Jahr 2017 knapp 2000 Filialen der US Apothekenkette Rite Aid übernommen. 

AHD ist aus der früheren Andreae Noris Zahn (ANZAG) hervorgegangen und gehört seit 2013 zum Pharmahandels-Riesen Walgreens Boots Alliance, dem nach eigenen Angaben „ersten globalen apothekengeführten Gesundheits- und Wellness-Unternehmen der Welt“. In Deutschland verfügt AHD über 25 Niederlassungen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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