Versender im TV-Test

„Werbung und Umsatz gehen bei Versandapotheken vor Beratung“

Berlin - 06.04.2018, 12:10 Uhr

Fünf große Versandapotheken schnitten schlecht im Beratungs-Test ab. (Screenshot DAZ.online/ HR)

Fünf große Versandapotheken schnitten schlecht im Beratungs-Test ab. (Screenshot DAZ.online/ HR)


DocMorris: Plus für Warnhinweis

Als besonders „sinnvoll“ wird auch hervorgehoben, dass DocMorris die Packung des Schlafmittels Hoggar Night mit einem gelben Warn-Aufkleber versehen hat, auf dem vor dem Verlust der Verkehrstüchtigkeit gewarnt wird. Dass die anderen Versender das Mittel ohne jeglichen Kommentar eine 80-Jährige verschicken, findet Wehling eine „Katastrophe“. Er weist auf mögliche Risiken, wie etwa Stürze hin.

„Besonders aufgefallen“ sei der Redaktion und dem Pharmakologen insbesondere die Strategie der Versender: „Die Verkaufsstrategie steht oft im Vordergrund“, wird erklärt. Oft blinke es auf den Seiten mit Werbung für noch mehr Schmerzmittel. Die Tester stolperten auch über den Vorschlag, Wick MediNait noch besonders günstig dazu zu kaufen. Wehling erklärt: „Für Ältere ist das völlig unsinnig.“

Hotlines testen gut

Auch die Hotlines der Versender nahmen die TV-Tester unter die Lupe. Die Redakteurin fragte unter der Angabe, dass die Medikamente für ihre 80-jährige Mutter seien, ob man die Präparate gleichzeitig einnehmen solle. Das Resultat: „Alle Kontaktpersonen in der Hotline haben vor einer gleichzeitigen Einnahme gewarnt. Unser Tipp ist daher, die Hotlines bei jedem Zweifel vorher zu kontaktieren“, heißt es. Bei DocMorris sei allerdings aufgefallen, dass die Hotline nicht leicht zu erreichen sei.

Die Endbewertung der fünf Versender ist rundum schlecht: Für die Werbung und die Beratung im Netz bekamen alle fünf Unternehmen ein Minus, DocMorris bekam ein Extra-Plus für die Mengen-Begrenzung, die es bei keiner anderen Versandapotheke gab. Die Info-Blätter im Paket lagen immerhin bei drei Versendern vor, wobei das Blatt von Medpex wohl nicht so informativ war. Für ihre Beratung an der Hotline erhielten alle Versender ein Plus. Trotzdem kommen die Tester zu dem Schluss: „Werbung und Umsatz gehen bei den Versandapotheken vor Beratung. Deswegen bekommen selbst die besseren Drei keine guten Noten.“

Auch die Stiftung Warentest kam zu einem schlechten Ergebnis

Es ist nicht das erste Mal, dass die Beratungsleistungen der Versandapotheken schlechte Testresultate erhalten. Erst Ende Oktober hatte die Stiftung Warentest 15 deutsche und drei ausländische Versandapotheken getestet und kam zu einem für die Versender verheerenden Ergebnis. Sieben der 18 getesteten Unternehmen erhalten die Bewertung „mangelhaft“, die beste vergebene Note ist „befriedigend“. Die Tester stören sich insbesondere an den schlechten bis gänzlich ausbleibenden fachlichen Beratungen der Versender.

Immerhin: Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken reagierte damals auf den Test und erklärte, dass die schlechten Resultate eine Motivation dafür sei, die Services der Versender zu verbessern.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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