Interpharm 2018

Pharmazeutische Chemie à la Hollywood

Berlin - 27.03.2018, 10:30 Uhr

Das Wundermolekül aus dem Film „Medicine Man“ enthält doch sehr fragwürdige Strukturen. (Foto: DAZ.online)

Das Wundermolekül aus dem Film „Medicine Man“ enthält doch sehr fragwürdige Strukturen. (Foto: DAZ.online)


Von Natriumdichlorid und aromatischen Ketonen

Der Film „Medicine Man“ ist laut Link „eine Aneinanderreihung von Merkwürdigkeiten.“ Der Film handelt von einem im Regenwald forschenden Arzt. Dieser hat herausgefunden, dass der Extrakt einer heimischen Bromeliaceae in der Lage ist, Tumoren zu heilen. Mit Hilfe eines in den Urwald gelieferten Gaschromatographen wird dieser Extrakt dann analysiert. Von den 49 gefunden Verbindungen sind 48 bereits bekannt. Selbstverständlich ist die unbekannte auch die entscheidende Substanz, aber auch die anderen Stoffe sind sehr interessant, findet Link. Darunter sind nämlich anorganische Verbindungen wie Siliciumdioxid. Da wären schon sehr hohe Temperaturen notwendig, um das zu verdampfen und so per Gaschromatografie analysieren zu können. Noch skurriler ist eine andere Substanz im Chromatogramm: „Im Film wird uns suggeriert, dass unter den hohen Temperaturen scheinbar Natriumdichlorid entsteht.“ Bei diesen vermeintlichen Fakten handelt es sich eindeutig um „Fake News“, urteilt Link.

Die Struktur der unbekannten Substanz wird im Film per Analyse à la Hollywood aufgeklärt. „Unbekannt heißt in diesem Fall, man klickt auf den Peak und die Substanz erscheint.“ Noch unrealistischer als diese Analysemethode ist die Struktur selbst: Aromatische Ketone, sechsbindige Kohlenstoffatome, Wasserstoff als Brückenatom und weitere Kuriositäten finden sich darin. „Das spottet allen Naturgesetzen“, erläutert Professor Link. Auch in diesem Fall ist der Faktencheck nicht bestanden.

Eine weitere Kuriosität im Film: Um den Chromatografen funktionsfähig zu machen, wird eine Baseline erstellt. Dazu spritzen die Forscher eine Glucoselösung in das Gerät. „Wenn sie in meinen Gaschromatografen eine Glucoselösung spritzen, sind wir keine Freunde mehr“, merkt Link dazu an. Und als die Glucoselösung leer ist, nehmen die Protagonisten Würfelzucker, den sie in Wasser lösen. „Im Kino ist Zucker eben Zucker.“ 



Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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