„Datenklau“-Verfahren

Erinnerungslücken, Umschläge und Geldübergaben im Bellartz-Prozess

Berlin - 23.03.2018, 17:50 Uhr

Im Verfahren gegen Ex-ABDA-Sprecher Thomas Bellartz ging es vor Gericht heute unter anderem um Umschläge und Geldübergaben. (Foto: Külker)

Im Verfahren gegen Ex-ABDA-Sprecher Thomas Bellartz ging es vor Gericht heute unter anderem um Umschläge und Geldübergaben. (Foto: Külker)


Keine Erinnerungen an „Umschlag versus Geld“

Zudem kam es am heutigen Verhandlungstag zu weiteren Zeugenaussagen. Zwar sagte nicht der Chefredakteur von Apotheke Adhoc, Alexander Müller, aus. Dafür erschien Linda H., die seit Sommer 2011 für El Pato beschäftigt ist und zwischendurch auch für Bellartz‘ Kommunikationsagentur Neuspree Media tätig war. Seit Anfang dieses Jahres ist sie Leiterin für Personal und Finanzen bei El Pato, zuvor Office Managerin. „Ich arbeite gerne bei El Pato“, erklärte sie. Bellartz sei ein „toller Chef“.

Auf Nachfrage des Vorsitzenden erklärte sie die Firmenstrukturen. Etwa dass 2011 Patrick Hollstein und Elke Hinkelbein, Bellartz‘ frühere Ehefrau, Geschäftsführer waren, Bellartz dagegen bei Neuspree Media. Sie schilderte, wie die Unternehmen, die zuvor gemeinsam in der Schumannstraße in Berlin ansässig waren, umziehen mussten, nachdem die Ermittlungen gegen Bellartz öffentlich wurden. In dieser Zeit seien auch viele Mitarbeiter entlassen worden. Von Transaktionen im Zusammenhang mit dem angeklagten Datendiebstahl will die Zeugin nichts gewusst haben. Sie habe insbesondere keine Umschläge als Botin übergeben. Gefragt, ob sie eine Frau S. kenne – eine ABDA-Mitarbeiterin, die bereits im Prozess als Zeugin ausgesagt hatte – konnte sich Linda H. zunächst nicht erinnern. Die Erinnerung kam auch nicht so recht wieder, als der Vorsitzende ihr aus ihrer eigenen polizeilichen Vernehmung von damals vorlas – dass sie die ABDA-Mitarbeiterin Frau S. nämlich zwei oder drei Mal in der Schumannstraße gesehen habe. Der Richter bemühte auch nochmals eine SMS, die Bellartz an besagte ABDA-Mitarbeiterin geschrieben hatte und die auch dieser schon vorgehalten wurde. Danach sollte „Linda“ besagter ABDA-Mitarbeiterin einen „US“ zukommen lassen – vermutlich einen „Umschlag“, wie die Polizei aus den vorherigen SMS schloss. Linda H. wusste auch damit nichts anzufangen.

Damit aber noch nicht genug: Der Vorsitzende Richter verlas dann eine sichergestellte E-Mail von Bellartz an seine El Pato-Kollegen Patrick Hollstein und Elke Hinkelbein aus dem Juli 2011. Darin hieß es, es sei wieder ein Paket „mit vertraulichen Infos“ angekommen. Hollstein und Hinkelbein sollten bitte 600 Euro abheben und den „Umschlag versus Geld“  tauschen. Diese Übergabe solle besser nicht durch Hollstein und Hinkelbein selbst erfolgen, sondern besser durch „Corina oder Linda“. Sie sollten anonym einen „Typen“ unter einer angegebenen Handynummer anrufen und eine Übergabe am Berliner Ensemble vereinbaren. Aber auch hier offenbarte die Zeugin Linda H. Erinnerungslücken: „Das sagt mir alles nichts“ erklärte sie. „Mit Übergaben habe ich nie etwas zu tun gehabt“.



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