Gesundheitsministerkonferenz

Landesbehörden wollen flächendeckend Stationsapotheker einführen

Berlin - 21.03.2018, 11:20 Uhr

Die Landesgesundheitsbehörden setzen sich dafür ein, dass die Gesundheitsministerien der Länder und das BMG die Einführung von Stationsapothekern in ganz Deutschland prüfen. (Foto: Imago)

Die Landesgesundheitsbehörden setzen sich dafür ein, dass die Gesundheitsministerien der Länder und das BMG die Einführung von Stationsapothekern in ganz Deutschland prüfen. (Foto: Imago)


Die niedersächsische Landesregierung arbeitet derzeit an einem Gesetzentwurf, nach dem die Kliniken im Bundesland künftig Stationsapotheker beschäftigen müssen. Die Landesregierung will damit die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in den Krankenhäusern verbessern. Diese Versorgungsidee könnte es eventuell bald auch in ganz Deutschland geben. Denn die Landesgesundheitsbehörden empfehlen ihren Gesundheitsministern, genau das umzusetzen.

Dass es in Niedersachsen bald in jedem Krankenhaus Stationsapotheker geben soll, steht so gut wie fest. Die ehemalige rot-grüne Landesregierung hatte das Projekt gestartet, aber vor den Neuwahlen nicht mehr abschließen können. Obwohl es nicht im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung aus SPD und CDU steht, will auch die Große Koalition das Projekt weiter verfolgen. DAZ.online hatte bereits berichtet, dass die Regierungsfraktionen im Hannoveraner Landtag einen entsprechenden Entwurf vorbereiten.

Die Vorteile vom Einsatz von Apothekern auf Krankenhausstationen liegen auf der Hand: Die Apothekerkammer Niedersachsen hatte dazu auf die Ergebnisse einer Krankenhausstudie des Instituts für Patientensicherheit der Universität Bonn verwiesen. Die Untersuchung belegt, dass es im Krankenhaus sogenannte Risikoschwerpunkte gibt, die die Patientensicherheit gefährden. Seit Jahren führen Schnittstellen und die Arzneimitteltherapiesicherheit die Liste dieser Risikoschwerpunkte an. Aus politischer Sicht ist die Maßnahme aber auch eine Reaktion auf die sogenannten Pflegemorde, bei denen ein Pfleger mehr als 100 Patienten mit Arzneimitteln getötet haben soll.

Nun wird das Thema der Stationsapotheker aber auch bundesweit relevant. Denn die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden setzt sich dafür ein, dass die Gesundheitsministerien der Länder und das Bundesgesundheitsministerium eine flächendeckende Einführung von Stationsapothekern prüfen sollen. Zur Erklärung: Die Landesgesundheitsbehörden tauschen sich regelmäßig über gesundheitspolitische Themen aus und entwerfen für die Gesundheitsministerkonferenz (GMK), also das Forum aller Landes-Gesundheitsminister, Beschlussempfehlungen.

Landesbehörden wollen Stationsapotheker, um die AMTS zu verbessern

Bei ihrem Treffen am 7. und 8.März haben die Landesbehörden nun eine solche Beschlussvorlage zu den Stationsapothekern auf den Weg gebracht. Wörtlich heißt es in dem Papier, das DAZ.online vorliegt: „Die GMK sieht im Sinne der Patientensicherheit auch die AMTS als zentrales Kriterium einer qualitätsorientierten Gesundheitsversorgung an. In diesem Sinne bittet die GMK das BMG zu prüfen, ob und wie die Beteiligung von Apothekerinnen und Apothekern als Beratungspersonen für die Stationen im Krankenhaus und die verbindliche Einrichtung einer Arzneimittelkommission im Krankenhaus zu regeln ist.“

Zur Erklärung heißt es weiter, dass zur Förderung einer „patientenorientierten Arbeitsweise“ Instrumente benötigt würden, „die sich an alle an der Gesundheitsversorgung Beteiligten einschließlich der Kostenträger richtet“. Und weiter: „Eine gute Versorgungsqualität wird Patientinnen und Patienten unter anderem in Kliniken geboten, in denen Arzneimittelkommissionen nach einheitlichen Standards einen interdisziplinären Austausch pflegen und Apothekerinnen und Apotheker als Beratungspersonen für die Stationen zur Verfügung stehen, wie es in anderen europäischen Ländern – wie Großbritannien, Portugal, Norwegen, Irland, Schweden – bereits üblich ist.“

Am 2. Und 3. Mai kommen die Landesgesundheitsminister in der GMK zusammen. Dann könnte diese Vorlage der Landesgesundheitsbehörden beschlossen werden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Stationsapotheker

von Conny am 21.03.2018 um 13:03 Uhr

Wo sollen die denn herkommen ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Apotheker - woher?

von Holger am 22.03.2018 um 9:41 Uhr

Wir haben im Krankenhaus gemeinhin kein Nachwuchsproblem. Mit Ausnahme vielleicht von einzelnen sehr dezentral gelegenen Apotheken rennt uns der Nachwuchs die Bude ein und wenn mehr Arbeit auf Station lockt, wird das vermutlich eher noch steigen.

Die Frage darf also nicht lauten, wo die zukünftigen Krankenhausapotheker herkommen, sondern woher die Bereiche zukünftig ihren Nachwuchs kriegen sollen, die schon heute offensichtlich weniger attraktiv sind. Eine Steigerung der Zahl der Studienplätze wie auf dem Apothekertag gefordert, wäre eine Option. Ich halte die aber in Anbetracht der gesamtgesellschaftlichen Umstände für eher unwahrscheinlich und verweise auf die defensive Diskussion anlässlich der Schließungsüberlegungen in Leipzig, die wir ja nur gerade so eben abwenden konnten.

Somit halte ich kreative Ideen für gefragt, wie denn die Attraktivität anderer apothekerlicher Arbeitsfelder ebenfalls gesteigert werden kann. Jedenfalls ist es gesellschaftlich KEINE Option, ein derart sinnvolle Idee wie die Steigerung der AMTS durch flächendeckende Etablierung von Stationsapothekern deswegen zu verhindern, weil wir unbedingt eine bestimmte Zahl Apotheker in anderen Bereichen brauchen. Da ist einfach das Bessere der natürliche Feind des Guten.

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