Bundesverband Deutscher Apothekenrechenzentren

Rechenzentren gründen eigenen Bundesverband

Berlin - 19.03.2018, 07:00 Uhr

Interessen gebündelt: Am morgigen Dienstag wollen einige Rechenzentren in Berlin einen gemeinsamen Berufsverband gründen. (Foto: dpa)

Interessen gebündelt: Am morgigen Dienstag wollen einige Rechenzentren in Berlin einen gemeinsamen Berufsverband gründen. (Foto: dpa)


Am morgigen Dienstag kommen in Berlin die Vertreter deutscher Apothekenrechenzentren zusammen, um einen neuen Verband zu gründen. Über die Ziele des künftigen Bundesverbandes Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ) hüllen sich die Initiatoren im Vorfeld in Schweigen. Von der Notwendigkeit eines solchen Verbandes scheinen aber nicht alle Branchenteilnehmer überzeugt zu sein.

Berlin, Dienstag, 20. März 2018, 15:00 Uhr, Hotel Regent. So lauten die Koordinaten für die Neugründung einer Interessenorganisation, die sich Bundesverband Deutscher Apothekenrechenzentren – kurz VDARZ – nennen will. Wer Gründungsmitglied sein wird, wer Interesse an einer Aufnahme hat und welche Ziele die zu gründende Gruppierung verfolgt, verraten die Organisatoren im Vorfeld nicht. Erst bei einer Pressekonferenz um 18:00 Uhr sollen Details verraten werden. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Informationen zum VDARZ und dessen Gründungsveranstaltung erst zu diesem Zeitpunkt veröffentlichen können. Daher bitten wir Sie, vorher von Fragen zu diesem Thema abzusehen“, heißt es in dem Einladungsschreiben. 

Dieses ist unterzeichnet von Stefanie Hollat und Michael Irmer. Hollat leitet beim ARZ Haan die Stabsstelle Kostenträgerkommunikation, Irmer ist Justiziar beim Norddeutschen Apotheken-Rechenzentrum e.V. (NARZ) in Bremen. Hollat bestätigt immerhin gegenüber DAZ.online, dass ihr Unternehmen Gründungsmitglied des Verbandes sein werde – „wir sind dabei“. Gleiches dürfte für das NARZ gelten, zumal Branchenkenner darauf hinweisen, dass sowohl das ARZ Haan als auch das NARZ das Projekt der Verbandsgründung forciert hätten. Darüber hinaus, so Hollat, werde sich erst am Tag der Verbandsgründung, bei der auch der Vorstand gewählt werden soll, entscheiden oder zeigen, wer der neuen Organisation beitreten wird. Ansonsten: kein Kommentar im Vorfeld. Immerhin kursieren in der Branche auch die Namen der Rechenzentren ARZ Darmstadt, RBA (Berlin) und AvP als mögliche Gründungskandidaten. 

Insgesamt sind bundesweit mehr als 20 Unternehmen in der Rezeptbearbeitung tätig. Von diesen Firmen dürfte sich am Dienstag das Gros auf den Weg nach Berlin machen. So erklären Branchenvertreter, dass sämtliche Apotheken-Dienstleister zu der Veranstaltung eingeladen seien. Zu hören ist auch, dass die Verbandsgründung „unter Umständen ein brisantes Thema“ werden könnte – je nach Intentionen und Zielrichtung der neuen Organisation.

Interessen gegenüber den Apothekerverbänden vertreten

Dem Vernehmen nach will der Verband die Einführung von E-Health-Lösungen und die Verbreitung der Telematik begleiten. Darüber hinaus werde er insbesondere die Interessen der Rechenzentren gegenüber dem Gesetzgeber vertreten, aber auch gegenüber den Standesorganisationen der Apotheker sowie anderen Lobbygruppen und Verbänden im Gesundheitsmarkt.

Die ABDA hält sich anlässlich der Verbandsgründung auf Anfrage von DAZ.online mit einer Bewertung zurück: „Den Rechenzentren steht es natürlich frei, zur Wahrung ihrer Interessen einen Verband zu gründen, so wie der DAV die Interessenvertretung der Apotheken ist. Was Details und Teilnehmer der Gründung angeht, respektieren wir natürlich die Informationshoheit der Rechenzentren und können uns leider nicht äußern.“

Die Rechenzentren übernehmen als Dienstleister die Rezeptabrechnung für die Apotheken. Dabei sind zahlreiche Formalitäten einzuhalten und Fristen zu beachten. Nach Angaben der Rechenzentren sind die Anforderungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. So beschreibt beispielsweise das NARZ die Rezeptabrechnung als einen inzwischen hochkomplexen technologischen Prozess: „Netze von Kurierdiensten holen die Rezepte ab, diese werden mit Hochleistungsscannern (200 000 Rezepte/Stunde) erfasst, Texte und Zahlen maschinell erkannt, EDV-technisch ausgewertet, aufsummiert und die Ergebnisse dann als Abrechnung per Datenfernübertragung an die Krankenkassen übermittelt.“ Bei aller Technik werde der Mensch jedoch nicht überflüssig, denn fehlerhaft ausgefüllte oder nicht einlesbare Belege müssten manuell korrigiert werden. Diese Tätigkeit müsse derzeit bei etwa 15 Prozent der Rezepte erledigt werden. Darüber hinaus verweist die Branche darauf, dass mit der Einführung des elektronischen Rezepts eine weitere Herausforderung bevorstehe.

Spannend dürfte am Dienstag die Frage werden, wie viele Rechenzentren sich am Ende dem neuen Verband anschließen werden. So soll es durchaus Skeptiker geben, die Zweifel an der politischen Durchsetzungskraft des Verbandes hegen. Zweifel gibt es bei einigen Branchenvertretern auch daran, ob es einen derartigen Verband überhaupt braucht. „Wir denken, dass unsere Interessen bislang schon ausreichend vertreten sind“, so der Manager eines Rechenzentrums zu DAZ.online. Zur Erklärung: Der DAV vertritt bislang nur die Interessen der apothekereigenen Rechenzentren.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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