Gemeinsame Erklärung

Verbände wollen die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorantreiben

Stuttgart - 12.03.2018, 13:45 Uhr

Eine gemeinsame Erklärung von sechs Verbänden nennt Eckpfeiler für eine digitale Transformation des Gesundheitswesens (Foto: wladimir1804 / stock.adobe)

Eine gemeinsame Erklärung von sechs Verbänden nennt Eckpfeiler für eine digitale Transformation des Gesundheitswesens (Foto: wladimir1804 / stock.adobe)


Noch immer hinkt Deutschland beim Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen vielen anderen Ländern hinterher. Sechs Verbände fordern deshalb jetzt in einem gemeinsamen Schreiben die Politik dazu auf, eine Agenda zu erarbeiten, um die digitale Transformation voranzutreiben. In der Erklärung nennen die Verbände Eckpfeiler, auf die sich die Beteiligten im Gesundheitssystem trotz unterschiedlicher Interessen verständigen könnten.

Sechs Verbände (Aktionsbündnis Patientensicherheit, Bundesverband Managed Care,Bund zur Vorbereitung digitaler Innovationen im Gesundheitswesen, Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung, Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen und der Verband digitale Gesundheit) erläutern in einer gemeinsamen Erklärung, wie die digitale Transformation des Gesundheitswesens aus ihrer Sicht von statten gehen kann. Derzeit stecke die Umsetzung digitaler Angebote noch in den Anfängen. Als Beispiele dafür werden in der Erklärung die noch unzureichenden Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte oder „Insellösungen“, die nicht mit Angeboten anderer Akteure vernetzt sind, genannt. Konkrete Schritte zur digitalen Transformation nennt die Erklärung nicht, dafür aber grobe Eckpfeiler, auf die sich die Beteiligten im Gesundheitssystem trotz unterschiedlicher Interessen festlegen könnten.

Die Verbände appellieren an die Politik, zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern eine inhaltlich schlüssige Agenda auszuarbeiten, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Angesprochen werden vor allem die Bundesministerien für Gesundheit, Wirtschaft sowie Bildung und Forschung.

Mit vernetzten EDV-Lösungen Versorgung und Kommunikation verbessern

In diesen Eckpfeilern finden sich Forderungen nach flächendeckendem Internet sowie zum Umgang mit digitalen Daten. Einige Punkte betreffen auch die Apotheken. So sollen digitale EDV-Anwendungen interoperable - also mit anderen Anwendungen vernetzbar - sein, um so die oben genannten Insellösungen zu reduzieren, die nach Meinung der Verbände nicht zielführend seien. Konkret solle der Paragraf 291d um „praxisrelevante und intersektorale Schnittstellenlösungen, die auch die Bereiche Apotheken, Pflege, Reha und Heilmittelerbringer umfassen, verbindlich“ ergänzt werden. Durch vernetzte EDV-Lösungen können dann Fragen der Versorgungsforschung angegangen und die Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessert werden.

Zudem setzen sich die Verbände für eine Lockerung des Fernbehandlungsverbotes für Ärzte ein. Derzeit sind Online-Sprechstunden bei deutschen Ärzten nicht erlaubt. Apotheken müssen bei der Belieferung von Rezepten sicherstellen, dass zuvor ein direkter Kontakt zwischen Arzt und Patient stattgefunden hat. Zu den für die Apotheker wichtigen Themen Arzneimittel-Versandhandel, e-Rezept oder Medikationsplan enthält das Papier allerdings keine Aussagen.

Innovationsbudget für digitale Versorgungsmodelle

Die digitale Gesundheitskompetenz soll nach den Wünschen der sechs Verbände nicht nur bei den Patienten verbessert werden, sondern auch bei den anderen Akteuren des Gesundheitssystems. Dazu sollen Angebote zur Aus- und Weiterbildung für Ärzte und Heilberufler geschaffen werden, so dass diese dann dem Wunsch der Patienten nach Beratung zu digitalen Gesundheitsangeboten nachkommen können.

Um die Versorgungsforschung voranzutreiben, soll dem Positionspapier zufolge ein dauerhaftes und angemessenes Innovationsbudget für Krankenkassen und Leistungserbringer im Rahmen von Selektivverträgen geschaffen werden. Digitale Modelle sollen so ausreichend und vergleichend - auch gegen analoge Versorgungsmodelle - evaluiert werden. Beim Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) sollen verstärkt Medizin-Informatiker aus Wissenschaft und Praxis eingebunden werden, heißt es weiter.

Der an der Erklärung beteiligte Bundesverband Managed Care e.V. (BMC) vertritt viele große Fachverbände aus dem Gesundheitswesen und sieht sich als „Innovationsforum an der Schnittstelle zwischen Politik, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft“. Die ABDA war im Dezember 2016 unter Protest aus dem Verband ausgetreten, weil der Verband nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung in einer Pressemitteilung erklärt hatte, dass nun die „Tür für den Arzneimittel-Versandhandel“ geöffnet werden müsse und eine „flexiblere Preisgestaltung in der deutschen Apothekenlandschaft“ eingeführt werden müsse. Zu den Mitgliedern des BMC zählt unter anderem auch die Zur Rose Gruppe, die Muttergesellschaft der niederländischen Versandapotheke DocMorris. Auf dem vom BMC ausgerichteten „16. Kongress für Versorgungsforschung“ war DocMorris zudem Silbersponsor. 



Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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