Grippesaison

Lieferengpässe bei Erkältungsmitteln – Preis fordert Zusatzhonorar

Berlin - 09.03.2018, 07:00 Uhr

Thomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein, fordert ein Zusatzhonorar für den Mehraufwand der Apotheker, der sich durch die Nicht-Lieferbarkeit von Rabattarzneimitteln ergibt. (Foto: AVNR)

Thomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein, fordert ein Zusatzhonorar für den Mehraufwand der Apotheker, der sich durch die Nicht-Lieferbarkeit von Rabattarzneimitteln ergibt. (Foto: AVNR)


Immer häufiger berichten Apotheker in diesen Tagen über gravierende Lieferengpässe bei Grippe- und Erkältungsmitteln. Nach den Engpässen bei Fiebersäften für Kinder sind nach Informationen von DAZ.online nun auch Nasensprays und Husten-Präparate betroffen. Insbesondere bei vorliegenden Rabattverträgen haben Apotheker dadurch einen hohen Mehraufwand – Thomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein, fordert daher ein neues Zusatzhonorar für Apotheker.

Die Grippewelle reißt nicht ab – obwohl es in Deutschland langsam wärmer wird und zumindest der meteorologische Frühling bereits begonnen hat, leiden immer noch viele Menschen an heftigen Erkältungen oder gar einer fiebrigen Influenza. Für viele Patienten ist die Apotheke bei solchen Fragen die erste Anlaufstelle. Doch leider können die Apotheker den Bedarf der Patienten in diesen Tagen zumindest nicht mehr vollständig decken. Denn nach Informationen von DAZ.online sind immer mehr Erkältungs- und Grippemittel nicht lieferbar.

Der wohl gravierendste Lieferengpass besteht weiterhin bei Fiebersäften für Kinder. DAZ.online hatte bereits darüber berichtet, dass es beim vierprozentigen Ibuprofen-Saft immer wieder Schwierigkeiten gibt. Auch bei Nurofen® scheint es Engpässe zu geben. Der Hersteller Ratiopharm teilte gegenüber DAZ.online mit, dass die Probleme auch auf einer Rohstoffknappheit beruhen. Und in der Tat: Dem Vernehmen nach gibt es inzwischen auch Lieferschwierigkeiten bei Ibuprofen-Tabletten.

Aber auch bei einigen häufig nachgefragten Erkältungsmitteln sollen die Großhändler, weil sie schlichtweg selbst keine Ware mehr haben, nicht mehr an die Apotheken ausliefern können. So können einige Großhändler beispielsweise nicht mehr Bronchipret-Tropen ausliefern. Das bei Husten und Bronchitis angewandte Phytopharmakum vom Hersteller Bionorica gibt es in den Größen 50 Milliliter und 100 Milliliter – beide Packungsgrößen sollen für viele Apotheker derzeit nicht erhältlich sein.

Preis: Mehraufwand bei Nicht-Lieferbarkeit von Rabattarzneien ist riesig

Ebenso schwierig ist die Lage derzeit wohl bei dem Nasenspray „Schnupfen Endrine“ vom Hersteller Chiesi. Für das Präparat mit dem Wirkstoffen Xylometazolin soll es Angaben mehrerer Apotheker zufolge einen kompletten Lieferstopp geben. Nicht ganz so dramatisch sieht es hingegen bei dem Hustenmittel Bronchicum. Bei dem pfanzlichen Hustenlöser soll sich der Engpass „nur“ auf den Saft in der Packungsgröße 150 Milliliter beziehen.

Für die Kinder-Fiebersäfte haben die meisten Krankenkassen Rabattverträge mit Herstellern abgeschlossen. In der Apotheke kann es in diesen ohnehin schon sehr stressigen Tagen und Wochen zu einem erheblichen Mehraufwand kommen, sollten Rabattarzneimittel nicht verfügbar sein. Thomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein, erklärt, was viele Apotheker Tag für Tag in der Offizin erleben: „Wenn Rabattarzneimittel nicht lieferbar sind, bedeutet das eigentlich immer, dass der Apotheker einen enormen Mehraufwand hat. Wir müssen mit Herstellern und Großhändlern sprechen, um herauszufinden, wann das gewünschte Präparat wieder lieferbar ist. Eventuell kommen Gespräche mit den Ärzten hinzu, um die Verordnungen gegebenenfalls umzustellen. Gerade jetzt, also während der Grippesaison, können solche Einzelfälle lange Wartezeiten in der Apotheke verursachen.“

Preis wies zudem darauf hin, dass der mit Lieferengpässen bei Rabattarzneimitteln in Zusammenhang stehende Mehraufwand in keinem Honorar abgebildet sei. Seine Forderung daher: „Ich finde, dass die Apotheker für ihren Mehraufwand künftig ein zusätzliches Honorar abrechnen können sollten.“ Die Forderung nach einer zusätzlichen Vergütung für die Umsetzung der Rabattverträge ist nicht neu. Bei einzelnen Kassen hat es solche Modelle sogar schon gegeben. Beispielsweise zahlten die Schwenninger Betriebskrankenkasse und die AOK Bayern solche Honorare zeitweise aus.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Honorar

von Karl Friedrich Müller am 09.03.2018 um 8:21 Uhr

Ein Zusatzhonorar für jeden Quatsch? Nein.
Aber endlich ein Honorar, das unserer Arbeit und der unserer Mitarbeiter gerecht wird und wie in anderen Bereichen des Gesundheitswesens auch gerecht angepasst wird (Ärzte!)
Das bitte ohne Neid, Debatten und Ideologien, die nur Konzernen dienen sollen.
Und: Keine Regresse mehr! Die nur der Bereicherung von KK dienen und keinen sachlichen Grund haben, wie an den Haaren herbeigezogene Auslegungen der Verträge, Formfehler, die wir nicht zu verantworten haben und und und

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