Ex-ABDA-Präsident Wolf im Datenklau-Prozess

„Wir waren wohl ein bisschen naiv“

Berlin - 06.03.2018, 17:50 Uhr

Heinz-Günter Wolf schätzte Thomas Bellartz als Pressesprecher – von gekauften Daten aus dem BMG will er nichts gewusst haben. (Foto: LAV Niedersachsen)

Heinz-Günter Wolf schätzte Thomas Bellartz als Pressesprecher – von gekauften Daten aus dem BMG will er nichts gewusst haben. (Foto: LAV Niedersachsen)


Nichts gewusst und nichts gehört

Der Richter wollte dann wissen, ob Wolf vor Ende 2012 etwas vom dann in der Presse berichteten „Datenklau“ gewusst habe, beispielsweise von etwaigen Datenträgern. Diese Frage des Vorsitzenden verneinte Wolf. Ihm sei auch nicht aufgefallen, dass Apotheke Adhoc besonders informiert berichtet habe. Er habe ohnehin nur „ab und zu“ dort Berichte gelesen. „Die waren genauso informiert, wie andere Dienste“, meint Wolf im Rückblick.

Mit „ganz sicher nein“ antwortete Wolf auf die Frage, ob es bei der ABDA Geldtöpfe gab, aus denen für Informationen bezahlt wurde. Dies hatte die Zeugin Katja S., die Ex-Frau von Christoph H. ausgesagt. 

Der Vorsitzende konfrontierte Wolf dann noch mit einer Mail von Bellartz an eine von Wolfs damaligen Mitarbeiterinnen aus dem September 2011: „Wie ist HGW diese Woche am Start? Ich hätte da ein paar Infos", hieß es darin. Als Antwort erhielt Bellartz, dass Wolf sich derzeit in Brüssel aufhalte. Ob sich der Zeuge erinnern könne, worum es da ging? Nein, erklärte dieser. Er sei damals auch auf europäischer Ebene stark eingebunden gewesen – um die Fälschungsschutzrichtlinie sei es damals gegangen. Wolf war damals auch Präsident des europäischen Apothekerverbands PGEU.

Keine weitere Erkenntnis gab es von Wolf zudem mit Blick auf die in früheren Zeugenaussagen thematisierte Synopse zur einem Entwurf zur Novelle der Apothekenbetriebsordnung. BMG-Mitarbeiter hatten bei einem Verbände-Treffen geglaubt, die mehrfarbige Synopse aus ihrem Haus bei den ABDA-Mitarbeitern gesehen zu haben. Wolf war bei diesem Treffen im Juli 2010 allerdings nicht dabei. Er konnte dazu nicht mehr sagen, als dass es „durchaus üblich“ sei, dass ABDA-Juristen bei Gesetzesänderungen selbst Synopsen erstellen.

Am kommenden Freitag wird der Prozess fortgesetzt. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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