Apothekenmarkt 2017

Umsatz wächst moderat, Absatz stagniert

Remagen - 26.02.2018, 09:00 Uhr

Wie haben sich die Umsätze im Apothekenmarkt entwickelt. Das Marktforschungsunternehmen IQVIA™ hat seinen Bericht vorgelegt. (Foto: imago / sven ellger)

Wie haben sich die Umsätze im Apothekenmarkt entwickelt. Das Marktforschungsunternehmen IQVIA™ hat seinen Bericht vorgelegt. (Foto: imago / sven ellger)


Das Marktforschungsunternehmen IQVIA™ hat seinen Bericht zur Entwicklung des deutschen Pharmamarktes über das Gesamtjahr 2017 vorgestellt. Hiernach wächst der Rx-Sektor im Apothekenmarkt mit 5 Prozent wie der Gesamtmarkt, während OTC lediglich um 2 Prozent zulegen konnte.

Nach dem neuen Markbericht 2017 von IQVIA (vormals Quintiles IMS) ist der Umsatz des Pharma-Gesamtmarktes (Klinik und Apotheke) im letzten Jahr gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 41,5 Mrd. Euro gestiegen. Insgesamt wurden 97 Mrd. Dosis-Einheiten (Tabletten, Portionsbeutel, Injektionen etc.) an Patienten abgegeben. Der Umsatz im Apothekenmarkt wird mit 34 Mrd. Euro1 beziffert. Die Mengenentwicklung stagniert laut IQVIA bei einer „roten Null“ (1,6 Mrd. Packungen).

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln legte im Apothekenmarkt über das gesamte Jahr um 5 Prozent auf 29,2 Mrd. Euro zu, während der Absatz mit 738 Mio. Packungen in etwa auf dem Vorjahresniveau verweilte. Steigerungen stellen die Marktforscher für Analgetika (+3 Prozent), Lipidregulatoren (+3 Prozent) und Angiotensin-II-Antagonisten als Monopräparate (+9 Prozent) fest. Mengenmäßig konnten nach dem Bericht nur wenige Präparategruppen ein nennenswertes Wachstum verbuchen. Rückläufig sollen z. B. Ulkustherapeutika (-6 Prozent) sowie nicht-steroidale Antirheumatika und hormonelle Kontrazeptiva zur systemischen Anwendung sein (beide jeweils -5 Prozent).

OTC-Sektor: Hälfte der führenden zwanzig Präparategruppen mit weniger Absatz

Im Jahr 2017 gingen 848 Mio. Packungen rezeptfreier Arzneimittel im Wert von 5 Mrd. Euro (nach Herstellerabgabepreis) über die Apotheken-Handverkaufstische. Dies entspricht einem Umsatzzuwachs in Höhe von 2 Prozent, bei stagnierendem Absatz. Während Erkältungsmittel im Gesamtjahr einen mittleren einstelligen Zuwachs vorzuweisen haben (z. B. topische Schnupfenmittel, Halsschmerzmittel und Husten-/Erkältungspräparate jeweils +4 Prozent)., mussten für andere absatzstarke Gruppen wie Schmerzmittel (-3 Prozent), Immunstimulantien (V03X; -5 Prozent) oder topische Antirheumatika (-5 Prozent) Rückgänge hingenommen werden. Insgesamt soll die Hälfte der führenden zwanzig Präparategruppen mengenmäßig nachgelassen haben.

1 Die Basis der hier dargestellten Umsatzwerte bildet der Apothekenverkaufspreis (AVP) abzüglich des Herstellerabschlages in Höhe von 7 Prozent und der gemeldeten Rabatte aus Erstattungsbeträgen nach §130b SGB V sowie der Apothekennachlässe. Einsparungen aus Rabattverträgen § 130a Abs. 8 SGB V sind nicht berücksichtigt.

Was waren die Umsatzbringer im Jahr 2017?

Wie dem Marktbericht weiter zu entnehmen ist, entfällt rund ein Drittel des Apothekenumsatzes auf die führenden zehn Präparategruppen. Sie haben mit 9 Prozent zusammen insgesamt deutlich stärker zugelegt haben als der Gesamt-Markt. Das höchste zweistellige Umsatzwachstum wurde für direkte Faktor Xa Hemmer (Antikoagulantien; +26 Prozent) zur Prophylaxe von Schlaganfällen, Thromboembolien und Lungenembolien ermittelt, gefolgt von verschiedenen Krebstherapeutika (Proteinkinasehemmer: +15 Prozent; monoklonalen Antikörpern: +14 Prozent zytostatische Hormonantagonisten: +10 Prozent) und Immunsuppressiva mit +13 Prozent. Die zehn absatzstärksten Gruppen im Apothekenmarkt verzeichnen im Jahr 2017 überwiegend Rückgänge im mittleren einstelligen Bereich.

Rasante Mengenentwicklung bei modernen Gerinnungshemmern

Der IQVIA-Marktbericht 2017 beleuchtet als Sonderthema, wie sich der Markt der direkten oralen Antikoagulantien (DOAK) in den letzten sechs Jahren entwickelt hat. Sie wirken unmittelbar auf einzelne Faktoren des Gerinnungssystems (z. B. Faktor Xa Hemmer, Thrombinhemmer). Erste Vertreter hatten im Jahr 2008 als Alternative zu den Vitamin-K-Antagonisten (Cumarine) Eingang in die Therapie gefunden. In den letzten fünf Jahren hat sich der Mengenanteil der Vitamin-K-Antagonisten von 85 Prozent im Jahr 2012 auf 27 Prozent im Jahr 2017 verringert, während der Anteil der DOAK im Gegenzug von vormals 15 Prozent auf aktuell 73 Prozent hochgeschnellt ist.

Anhaltenden Aufschwung im Arzneimittelversandhandel 

Der Versandhandel mit Arzneimitteln legte in 2017 umsatzmäßig um 8 Prozent zu und erreichte einen Wert von 1,1 Mrd. Euro. Rund drei Viertel davon gehen auf das Konto des OTC-Segments. Auch dessen Wachstum im Versand liegt mit 10 Prozent deutlich über dem Zuwachs für Rx-Präparate (+4 Prozent). Der Absatz konnte um 6 Prozent gesteigert werden, wobei auch hier der Löwenanteil der Packungen (92 Prozent) auf nicht rezeptpflichtige Präparate entfällt. Stärker nachgefragt wurden vor allem OTC-Produkte gegen trockene Augen (+14 Prozent nach Menge) und topische Schnupfenmittel (+12 Prozent). Immer kürzere Lieferzeiten, Erweiterungen des OTC-Portfolios und Bestellinks bei Internetrecherchen für Gesundheitsthemen beflügeln laut IQVIA den Aufschwung dieses Einkaufsweges. Als häufig bestellte rezeptpflichtige Präparaten werden Arzneimittel zur Therapie von chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Blutdrucksenker, Lipidregulatoren oder Diuretika angeführt.

Geringer Anstieg der GKV-Arzneimittelausgaben im Jahr 2017

Während die Menge abgegebener Packungen im GKV-Markt im Jahr 2017 um 1 Prozent gesunken ist, sind die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung2 nach dem Bericht um 3,5 Prozent auf 38 Mrd. Euro angewachsen (+4 Prozent gegenüber Vorjahresniveau). Einen großen Teil der Mehrausgaben führen die Marktexperten auf innovative Krebstherapien, Präparate gegen schwere Erkrankungen des Immunsystems und Therapien zur Schlaganfallprophylaxe zurück.

Gespart haben die Kassen aber auch, und zwar durch Hersteller- und Apothekenabschläge. Diese liegen im Jahr 2017 um 11 Prozent über dem Vorjahreswert (4.419 Mio. Euro vs. 3.976 Mio. Euro). Mit 3,3 Mrd. Euro entfällt der Großteil davon auf Herstellerabschläge, die das Vorjahresniveau bedingt durch gestiegene Rabatte aus Erstattungsbeträgen insgesamt um 16 Prozent übertreffen. Laut IQVIA kommt mittlerweile fast die Hälfte dieser Summe durch Einsparungen aus Erstattungsbeträgen herein (2016: 41 Prozent). Die Apothekennachlässe an die GKV liegen im Jahr 2017 bei 1.133 Mio. Euro und damit geringfügig unter Vorjahresniveau.


2 abzüglich Abschlägen von Herstellern (§ 130a Abs. 1 SGB V) und Apotheken (ohne Berücksichtigung von Einsparungen aus Rabattverträgen)



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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