Influenzasaison 2017/18

Und sie schützt doch – die Grippeimpfung!

Stuttgart - 16.02.2018, 17:55 Uhr

Schützt besser als erwartet: Die aktuelle Influenzaimpfung 2017/18. (Foto: EgoR / stock.adobe.com)

Schützt besser als erwartet: Die aktuelle Influenzaimpfung 2017/18. (Foto: EgoR / stock.adobe.com)


Gibt es wirksame Alternativen zur Grippeimpfung?

Bewundernswert ist die Unermüdlichkeit des Robert-Koch-Instituts: Die Impfexperten am RKI sind tatsächlich hartnäckig – und werden nicht müde, zu betonen, dass eine Grippeimpfung immer noch der beste Schutz sei. Jedes Jahr aufs Neue, nicht nur zum Startschuss der Grippesaison. Nein, auch während der jeweils aktuellen Grippeepidemien repetieren sie dieses Mantra gebetsmühlenartig.


Die Influenzaimpfung ist der beste Schutz vor einer Influenzaerkrankung.

Influenza Wochenbericht 05/2018; Arbeitsgemeinschaft Influenza RKI


Und sind wir doch einmal ehrlich: Es ist ja nun nicht gerade so, dass zahlreiche potente Arzneimittel gegen Grippe inflationär vorhanden wären. Bei Influenza sind die Schubladen des Apotheker-Kästchens nicht gerade üppig bestückt und die therapeutischen Optionen eher überschaubar. 

Amantadin, Oseltamivir, Zanamivir

  • Amantadin – aber das schützt als Uncoating-Hemmstoff eigentlich ausschließlich zu einem Zeitpunkt, an dem der Patient noch nicht einmal merkt, dass der infiziert ist und das Virus in ihm munter rumort, Körperzellen infiltriert und die Attacke plant. In der Praxis setzen Ärzte den Wirkstoff laut RKI kaum noch ein. Zudem zeigt Amantadin ausschließlich Wirksamkeit gegen Influenza A. In der Grippesaison 2015/16 waren die vorwiegend zirkulierenden A-Viren, A(H1N1)pdm09 und A(H3N2), alle resistent.
  • Dann wartet das pharmazeutische Portfolio noch mit zwei Neuraminidasehemmstoffen auf, Oseltamivir in Tamiflu® und Zanamivir in Relenza®. Doch auch hier gilt: Fix handeln. Die Therapie der Influenza muss innerhalb „von zwei Tagen nach erstmaligen Auftreten der Symptome begonnen“ werden. Neuraminidasehemmstoffe wirken im Gegensatz zu Amantadin sowohl gegen Influenza A- als auch B-Viren. Sie verhindern das Freisetzen neu assemblierter Grippeviren. Aktuell gibt es wenig Resistenzen.

Tamiflu® ersetzt keine Impfung gegen Influenza

Die Arzneimittel können neben der Therapie auch prophylaktisch eingesetzt werden. „Bei Anwendung zur Prophylaxe der Influenza liegt die protektive Wirksamkeit der antiviralen Arzneimittel etwa zwischen 60 Prozent und 90 Prozent", schreibt das RKI. Außerdem besteht laut RKI die Schutzwirkung nur so lange, wie die antiviralen Arzneimittel eingenommen werden. Was defintiv keine probate Lösung für eine komplette Grippesaison ist, und das jedes Jahr aufs Neue.

Selbst Roche betont in der Fachinformation zu seinem Arzneimittel Tamiflu®:


Tamiflu ist kein Ersatz für eine Grippeschutzimpfung.

Fachinformation Tamiflu (Stand Dezember 2016)


Das findet im Übrigen auch GlaxoSmithKline bei Relenza®. Und für die Wirksamkeit der Grippeschutzimpfung sieht es in diesem Jahr gar nicht mal so schlecht aus.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Spanische Grippe

von Rabea am 16.03.2018 um 21:45 Uhr

Der Vergleich mit der Spanischen Grippe ist völlig unpassend, da virusbedingte Todesfälle vom Immunsystem und damit insbesondere von Ernährung und Hygiene abhängen. 1920 wurden auch hunderte von Menschen durch Masern dahingerafft, während es bereits kurz vor Einführung der Masernimpfung nur noch wenige einzelne Todesfälle gab, weil die Lebensbedingungen sich entsprechend verbessert haben. Das verschleppen des Masernrisikos in das Baby und Erwachsenenalter und die damit verbundenen Spätfolgen ist durch die Impfung gekommen, d.h. durch die Impfung in der zweiten Generation sind Masern erst in der heutigen Form gefährlich geworden (wird nur leider immer unter den Teppich gekehrt). Vor der Impfung handelte es sich um eine eher harmlose Kinderkrankheit. Insoweit sollte grundsätzlich jede Impfung und deren Nutzen stark hinterfragt werden und die Impffaulheit hat durchaus ihre Berechtigung.

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AW: Spanische Grippe

von Melanie Habmann am 21.11.2018 um 23:15 Uhr

Hallo, wissen Sie zufällig seit wann es Grippeschutzimpfungen in Deutschland gibt? Ich finde im Netz nichts dazu. Meine Großeltern sind auch ohne Grippeschutzimpfung gut klar gekommen und ich frage mich, wer hat das ganze etabliert? Liebe Grüße Melanie Habmann

Konfidenzintervall

von Christian Lutsch am 17.02.2018 um 9:35 Uhr

Für die meisten Leser wohl eher irrelevant, dennoch eine kleine Anmerkung zur Statistik...

Zitat wikipedia bzgl konfidenzintervall:

"Die häufig anzutreffende Formulierung, dass der wahre Wert mit 95 % Wahrscheinlichkeit im Konfidenzintervall liegt, d. h. im vorliegenden berechneten Intervall, ist streng genommen nicht korrekt,[1][2] da der wahre Wert als gegeben (fix) und nicht stochastisch angenommen wird"

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