Deutsche Herzstiftung

Vorsicht: Kälte kann Herzinfarkt auslösen

Remagen - 16.02.2018, 15:50 Uhr

Bei Kälte droht offenbar Gefahr fürs Herz. (Foto: weyo / stock.adobe.com)                                     

Bei Kälte droht offenbar Gefahr fürs Herz. (Foto: weyo / stock.adobe.com)                                     


In diesen kalten Wintertagen gibt die Deutsche Herzstiftung Tipps für Herzpatienten. Sie verweist dabei auf eine schwedische Studie, die einen Zusammenhang zwischen Minusgraden und dem Risiko für Herzanfälle gezeigt hat.

Niedrige Temperaturen belasten das Herz. Herzpatienten sollten daher bei Temperaturen unter null Grad besonders vorsichtig sein. Dazu rät die Deutsche Herzstiftung in einer aktuellen Pressemitteilung Nach einer schwedischen Langzeit-Beobachtungsstudie an mehr als 280.000 Patienten soll an sehr kalten Tagen sogar die Zahl der Herzinfarkte ansteigen. 

Für die landesweite Studie, die sich über einen Zeitraum von 16 Jahren erstreckte, analysierten Forscher von der Abteilung für Kardiologie im Skane University Hospital in Lund, Schweden, Daten des Schwedischen Meteorologischen und Hydrologischen Instituts (SMHI) in Verbindung mit kardiovaskulären Ereignissen, die an das schwedische Register für die kardiovaskuläre Versorgung RIKS-HIA  gemeldet worden waren. Konkret bezogen sie alle ST-Hebungs-Herzinfarkten (STEMI) von 1998 bis 2013 in die Untersuchung ein. Zu den Wetter-Parametern zählten Lufttemperatur, Sonnenscheindauer, Niederschlag und Luftdruck zum Zeitpunkt, als die Symptome auftraten. Differenzierten wurden dabei Temperaturbereiche unter 0 Grad, 1 bis 10 Grad und über 10 Grad Celsius. Auf dieser Basis untersuchten die Wissenschaftler die Beziehung zwischen der mittleren Anzahl von STEMI pro Tag und der durchschnittlichen minimalen Lufttemperatur sowie den anderen Parametern.

Unter Null wird es kritisch

Während des Untersuchungszeitraums wurden insgesamt zu 124.042 ST-Hebungs-Infarkte festgestellt, zu denen fast ausnahmslos auch meteorologische Daten verfügbar waren. Im Ergebnis fanden die Forscher für alle betrachteten Regionen an kälteren Tagen (Temperaturen unter 0 Grad Celsius) eine höhere durchschnittliche Tagesinzidenz an STEMI als bei wärmeren (über 10 Grad Celsius). Außerdem stieg die Rate an Herzinfarkten an Tagen mit stärkerer Windgeschwindigkeit, begrenzter Sonnenscheindauer und höherer Luftfeuchtigkeit an. Die Rolle der Temperatur als Trigger von STEMI erwies sich auch in einer Subgruppen- Analyse der Patienten nach Faktoren wie Geschlecht, Alter, Vorliegen von Diabetes, Bluthochdruck, Niereninsuffizienz und verschiedenen Medikationen als robust. „Unsere Ergebnisse zeigten durchweg ein höheres Auftreten von Herzinfarkten bei Temperaturen unter Null“, resümiert Studienautor Moman A. Mohammad.  „Die Daten waren bei einer großen Anzahl von Untergruppen von Patienten auf nationaler und regionaler Ebene konsistent.“ Dies deutet für ihn darauf hin, dass die Lufttemperatur tatsächlich ein Auslöser für einen Herzinfarkt ist.

Wie macht der Körper bei Kälte?

Der Organismus reagiere auf Kälte, indem er periphere Blutgefäße verenge, erläutert Mohammad weiter. Dadurch verringere sich die Wärmeleitung in der Haut und der arterielle Blutdruck steige. Als weitere Reaktionen nennt er Zittern und eine vermehrte Herzschlagrate, verbunden mit einem forcierten Metabolismus, der wiederum die Körpertemperatur erhöhe.  „Die meisten gesunden Menschen können diese Mechanismen gut kompensieren“, sagt er, „aber bei Menschen mit atherosklerotischen Plaques in den Koronargefäßen können sie einen Herzinfarkt auslösen.  

Thomas Voigtländer vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung warnt vor diesem Hintergrund, Brustschmerzen oder Atemnot insbesondere im Winter nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Geht ein bisher Gesunder in die Kälte hinaus und bekommt plötzlich Schmerzen, einen Druck oder Brennen im Brustkorb und Atemnot, dann ist das ein Warnzeichen“ stellt der Herzspezialist aus Frankfurt fest und rät dazu, in solchen Fällen umgehend einen Arzt aufzusuchen. Besonders gefährdet seien Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) und Angina pectoris-Beschwerden oder nach einem Herzinfarkt. Wachsam sollten in den Wintermonaten auch Hochdruckpatienten sein.

Große Anstrengungen bei Kälte vermeiden 

Menschen, die bereits an einer Herzerkrankung leiden sollten bei Minusgraden auf starke körperliche Anstrengungen wie Schneeschippen verzichten. Regelmäßige Bewegung wird auch im Winter befürwortet, aber besser als Spaziergänge oder Walkingrunden. Geht das Quecksilber unter Null, so sollten Herzpatienten sich zum Schutz am besten einen Schal über Mund und Nase legen, damit die Luft bereits vorgewärmt in die Atemwege gelangt.

Weitere Ratschläge der Herzstiftung beziehen sich auf die Prävention und Kontrolle der Arzneimitteltherapie. So sollten Menschen mit Herzerkrankungen im Winter regelmäßig ihren Blutdruck messen und besonders sorgfältig ihre Medikamente nehmen. „Bei einigen Betroffenen muss die Dosis im Winter angepasst werden, da der Blutdruck in der kalten Jahreszeit oft höher liegt“, betont Voigtländer, „aber bitte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt.“ Wichtig sei auch der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme. Da der Blutdruck bei den meisten Patienten nach dem Aufstehen ansteige, sollten sie ihre Tabletten in der Regel morgens nehmen, und zwar bevor sie hinaus in die Kälte gehen. 

Unter www.herzstiftung.de/Kaelte-Herz-Herzinfarkt.html bietet die Herzstiftung kostenfrei wichtige Tipps zum Thema Kälte bei Herzproblemen an. 




Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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