Niederlande: Apotheker verkaufen Macrogol am häufigsten

Zum ersten Mal seit 2012 gibt es in den Niederlanden eine neue Nummer eins auf der Medikamentenliste (auf ATC5-Ebene) mit den meisten Nutzern innerhalb des Basispakets der Arzneimittelversorgung. Dies berichtet die Niederländische Stiftung für Pharmazeutische Statistik (SFK) im Fachmagazin „Pharmaceutisch Weekblad“.

Bis zum vergangenen Jahr hatte das schmerzstillende und entzündungshemmende NSAR Diclofenac diese Position eingenommen. Nun wurde es von Kombinations-Abführmitteln mit Macrogol vom Spitzenplatz verdrängt. Die öffentlichen Apotheken gaben solche Mittel im vergangenen Jahr an insgesamt 1,23 Millionen Menschen ab. Das ist ein Anstieg um 85.000 (+7,5 Prozent). Macrogol wird in Kombination mit Elektrolyten gegen Verstopfung und zur Darmentleerung für Darmuntersuchungen eingesetzt.

In den vergangenen zehn Jahren verdoppelt

Laut SFK hat die Verwendung von Macrogol-Kombinationen in den Niederlanden signifikant zugenommen. Im Vergleich zu vor zehn Jahren hat sich die Anzahl der Nutzer verdoppelt. Eine eindeutige Erklärung dafür liefert die Statistik-Stiftung nicht, wohl aber eine Reihe möglicher Gründe. So wird ein Zusammenhang mit der Alterung der Baby-Boomer-Generation aus der Nachkriegszeit vermutet. Hierdurch gehörten nun mehr Menschen zu der Alterskategorie mit dem größten Anteil an Abführmittelkonsumenten, stellt die SFK fest.

Außerdem könnte das Wachstum auch mit dem konsistenteren Einsatz von Abführmitteln bei Patienten mit Verstopfungsgefahr, beispielsweise bei der Verwendung von Opioiden, zusammenhängen. Als einen weiteren Faktor führt die Stiftung das Darmkrebs-Screening-Programm an, das die niederländische Regierung im Jahr 2014 initiiert hatte. Bei einem ersten positiven Heimtest werden weitere Untersuchungen eingeleitet, zu denen dann eine Darmentleerung notwendig wird.

Pantoprazol und Colecalciferol mit größtem Anstieg der Nutzerzahlen

Zwar zeigen die Nutzerzahlen von Medikamenten im Rahmen des Basispakets die größte Häufung bei Macrogol-Präparaten, aber die stärksten Anwender-Zuwächse verzeichnen andere, nämlich das Magenschutzmittel Pantoprazol und Colecalciferol (Vitamin D3) zur Prävention der Osteoporose. Beide legten im Jahr 2017 jeweils um rund 95.000 Verwender zu. Andere Medikamente mit steigenden Nutzerzahlen sind indifferente Dermatika (+3,2 Prozent) und der Magensäurehemmer Omeprazol (+2,0 Prozent).

Die größte Abnahme der Verwenderzahl innerhalb der Top 10 registrierte die Stiftung für das Antibiotikum Amoxicillin. Sie ging um etwa 80.000 Personen zurück. Wie die SFK bereits in einer früheren Mitteilung aus 2017 berichtet hatte, variiert die Anzahl der Penicillin-Verwender pro Jahr hauptsächlich aufgrund stark unterschiedlicher Nutzerzahlen in den Wintermonaten.

Nun waren die Verwenderzahlen für Amoxicillin in den Vergleichszeiträumen des ersten und letzten Quartals 2017 viel kleiner als die Daten in denselben Zeiträumen von 2016. Hierdurch rutschte der Wirkstoff von Platz 2 im Nutzer-Ranking auf Platz 5 ab.

KKontrazeptiva überwiegend nicht erstattet

Wie die SFK weiter mitteilt, werden zwei Wirkstoffe in den Top 10 unter bestimmten Bedingungen erstattet. Dies sind die Säureblocker Omeprazol und Pantoprazol. Die Statistiker ermittelten, dass im Jahr 2017 weitere 400.000 Omeprazol-Verwender das Arzneimittel selbst bezahlen mußten, weil sie die Voraussetzungen für die Erstattung nicht erfüllten. Gleiches gilt für 300.000 Pantoprazol-Nutzer. Unter den Verwendern von Verhütungsmitteln (nicht in den Top 10) erfüllten etwa 900.000 die Bedingungen für eine Rückerstattung nicht, gegenüber 300.000 für diejenigen, die die Kontrazeptiva bezahlt bekamen.

Grafik: Top 10-Wirkstoffe im Rahmen der Basis-Arzneimittelversorgung in den Niederlanden nach Anzahl der Verwender im Jahr 2017 (in Millionen); Quelle: Niederländische Stiftung für Pharmazeutische Statistik (SFK)