Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

04.02.2018, 08:00 Uhr

Schau mir gerade die neue Version des Films "Das Schweigen" an – mit Friedemann Schmidt in der Hauptrolle. (Foto: Andi Dalferth)

Schau mir gerade die neue Version des Films "Das Schweigen" an – mit Friedemann Schmidt in der Hauptrolle. (Foto: Andi Dalferth)


Zwischen Spiegel-Gezeter ums Erkältungsgeschäft und Luxus-Diskussionen um die Mohren-Apotheken gibt es auch ernstere Probleme bei Apothekers: Das politische Gezänk ums Rx-Versandverbot. Weiter sinkende Apothekenzahlen. Oder das ABDA-Schweigen zum Honorargutachten zum Beispiel. Freuen wir uns auf den März 2019, dann wird alles besser: Die ABDA zieht ins neue 35-Mio-Häuschen, ein Ort, „an dem Gemeinschaft spürbar wird“. Das wird kuschelig! 

29. Januar 2018 

Alle Jahre wieder das Geplänkel ums Erkältungsgeschäft. Der „Spiegel“ hält die Anti-Erkältungs-Sprays, die eine Art Schutzfilm bilden sollen und so vor dem Befall durch Erkältungsviren schützen sollen, salopp gesagt für Humbug und stützt sich auf unsere immer wieder gern zitierten Experten und Arzneikritiker Glaeske und Becker-Brüser. Die beiden finden keine hinreichenden Belege für die Werbeaussagen. Na, mein liebes Tagebuch, wie auch, es gibt sie wohl auch nicht, denn es sind keine Arzneimittel, sondern Medizinprodukte. Und die brauchen zur Zulassung keine kontrollierten Phase-III-Studien. Also, richtig harte Daten? Fehlanzeige. Aber dafür können die Apothekers nichts – und trotzdem meint der „Spiegel“: „Auf wissenschaftliche Wirksamkeitsbelege legt man in deutschen Apotheken offenbar wenig Wert.“ Böser „Spiegel“, das ist nicht fair. Auch wenn eine Apotheke solche Erkältungssprays im Regal stehen hat, heißt das noch lange nicht, dass sie sie aktiv verkauft. Es gibt nun mal Kunden und Erkältungspatienten, die lassen sich diese Mittel, warum auch immer, nicht ausreden, sie möchten sie haben. Da hilft auch das Abraten des Apothekers nichts. Ähnlich wie bei den Kombipräparaten, den „Lieblingspräparaten“ unseres Oberapothekers Glaeske, der durchaus den Spagat zwischen Ethik und Monetik sieht. Aber er kann sich freuen: Man hat den Eindruck, es gibt immer mehr Apotheker, die lege artis lieber auf die gezielte Gabe von Monos setzen. Aber wie gesagt, wenn der Kunde, durch Pharmawerbung oder eigene Erfahrungen beeinflusst, unbedingt sein Spray oder seinen Wirkstoffcocktail haben möchte und Abraten durch Apothekers nicht hilft – bitteschön. 

30. Januar 2018 

Es gibt rund 100 Mohren-Apotheken in Deutschland. Im Frankfurter Raum ist zu diesem Namen eine Diskussion aufgepoppt, die auf einen Antrag des kommunalen Ausländerbeirats in Frankfurt zurückgeht. Darin bezeichnet dieser Beirat diese Apothekennamen als rassistisch und setzt sich für die Umbenennung der Apotheken ein. Mein liebes Tagebuch, in der Tat, die Welt und unser kulturelles Verständnis hat sich weiterentwickelt, „Mohr“ als Firmenname ist out. Kein Unternehmen würde heute diesen Namen mehr in sein Logo nehmen, selbst die früher bekannte Schokolade mit dem orientalisch oder afrikanisch anmutenden kleinen Mohr im Logo wirbt heute nur noch mit einem märchenhaften Bildchen und nennt sein Männchen mit goldener Hautfarbe den „Magier der Sinne“, wirbt aber nicht mehr mit dem Mohren-Begriff. Zurück zu den Apotheken: Die Namensgebung dieser Apotheken liegt schon Jahrzehnte oder Jahrhunderte zurück – und war seinerzeit mit Sicherheit nie rassistisch gemeint, sondern sollte wohl an fremde Welten, aus denen Arzneistoffe importiert wurden, erinnern. Als diese Apotheken gegründet wurden, gab es solche Diskussionen über Rassismus, wie wir sie heute führen, nicht. Sogar das Denkmalamt in Frankfurt merkt an, das es nicht in Frage kommt, den am Apothekenhaus in Stein gehauenen Namen zu entfernen. Der „Mohr“ ist doch heute eher ein historischer Begriff, den es im Alltagssprachgebrauch gar nicht mehr gibt. Für Wilhelm Bouhon, der die Mohren-Apotheke zu St. Lorenz in Nürnberg führt, ist der Name „nicht abwertend, sondern wertschätzend zu sehen – und so wird es bei uns auch gelebt“. Den Namen führt die Mohren-Apotheke in Nürnberg übrigens schon seit 1578. Mein liebes Tagebuch, vielleicht sollten die Behörden die Diskussion mal mit mehr Selbstsicherheit und entspannter angehen, ein Machtwort sprechen und den Mohren-Begriff rein historisch einstufen – was er heute auch ist. Außerdem, welch ein Akt, wenn sich über hundert Apotheken in Deutschland umbenennen müssten (man denke nur an die Kosten für die Verwaltungsakte, die Umfirmierung und die Logos etc.).

Sabine Dittmar, in der vergangenen Legislaturperiode Berichterstatterin für das Thema Apotheken, ist die neue gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Ein flotter Karrieresprung für die ausgebildete Kinderpflegerin und Hausärztin. Und bei der Unionsfraktion wird die baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag diesen Posten einnehmen. Personalentscheidungen auch bei Grün und Dunkelrot: Maria Klein-Schmeinck bleibt gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen. Darüber hinaus werden wir es weiterhin mit Kordula Schulz-Asche zu tun haben, die zur pflegepolitischen Sprecherin der Grünen gewählt wurde, aber Berichterstatterin für das Themengebiet Arzneimittel und Apotheken bleibt. Und in der Linksfraktion wird der bayerische Abgeordnete Harald Weinberg gesundheitspolitischer Sprecher.

31. Januar 2018 

Also, mein liebes Tagebuch, wenn zurzeit eine Meldung von der ABDA kommt, dann bestimmt nicht zum Honorargutachten oder wie man die Apotheken für die Digitalisierung fit machen will. Nein, da gibt es viel Wichtigeres, nämlich: Wann ziehen wir ins neue Häuschen! Und endlich, endlich, im Internet-Newsroom informiert die ABDA über den Einzugstermin in ihren neuen Glaspalast (Kosten mit allem Pipapo schlappe 35 Mio. Euro) unweit des Berliner Hauptbahnhofs: Noch ein gutes Jahr müssen wir warten, aber dann, im März 2019 werden die Kisten gepackt, dann wird umgezogen. Mit wird’s schon warm ums Herz, mein liebes Tagebuch und ich kann’s kaum erwarten. Denn dann wird sicher alles besser, schöner, offener. Im Erdgeschoss des neuen Hauses wird es einen großen Tagungssaal geben und – man lese und staune – „Begegnungsflächen“. Huch, mein liebes Tagebuch, wer wird sich denn dort begegnen? Trifft ABDA vielleicht auf die Zukunft? Nein, keine Sorge, die ABDA, das ist doch ein „ebenso traditionsbewusster wie moderner Verband, der sich nach außen öffnet“. Ach so, tja dann wird ja alles gut, und ich dachte schon, es wird alles anders. Also, fassen wir uns alle an die Hände und freuen uns, denn die neue Geschäftsstelle „solle ein Ort sein, der seine Besucher willkommen heißt und in dem Gemeinschaft spürbar wird“. Mein liebes Tagebuch, mich kribbelt’s schon. 

Noch ‘ne ABDA-Meldung: Die Apothekenzahl sinkt auf 19.748 und erreicht den tiefsten Stand seit 1987. Seit letztem Jahr sind das 275 Apotheken weniger in Deutschland. Auch die Zahl der Inhaber sinkt immer weiter. Mein liebes Tagebuch: Wir haben nur noch 15.236 Hauptapotheken. ABDA-Präsident Schmidt verbindet diese Nachricht mit dem Appell an die Politik, dass wir dringend und schnell ein Rx-Versandverbot brauchen. 

1. Februar 2018 

Wir Apothekers arbeiten in einem Engpassberuf! Offene Stellen bleiben überdurchschnittlich lange unbesetzt – hat die Bundesagentur für Arbeit zum Apothekerberuf festgestellt. Für unsere ABDA ist das allerdings weitgehend nur ein Verteilungsproblem, es sind „Besetzungsschwierigkeiten“ und weniger ein grundsätzlicher Apothekermangel. Die Analyse der Bundesagentur habe nicht die absolute Zahl an „fehlenden“ Apothekern ermittelt, sondern nur den wahrgenommenen Mangel dokumentiert. Mein liebes Tagebuch, wenn ich für meine Apotheke händeringend eine Apothekerin, einen Apotheker suche und keiner meldet sich, dann ist es mir egal, ob das Besetzungsschwierigkeiten sind oder ein Mangel ist. Fakt ist: Man findet nur sehr schwer Mitarbeiter. Klar, es gibt regionale Unterschiede, aber die gab es auch schon früher: Junge Pharmazeuten gehen lieber in der Stadt als aufs Land. Die Ursachen sind letztlich wohl vielschichtig: Die Attraktivität des Arbeitsplatzes Offizin ist nicht mehr so hoch wie einst, die Industrie lockt mit besser dotierten Stellen. Und etwa 80 Prozent der Pharmaziestudierenden sind heute Frauen – nicht alle stehen nach dem Studium dauerhaft dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Vor dem Hintergrund ist es tatsächlich fraglich, ob mehr Studienplätze eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt brächten. Was kann, was sollte die ABDA tun? Sie will dafür kämpfen, dass die Offizin als „attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird“. Wäre schön. 

Vielleicht könnte man auch mal was für den PTA-Beruf tun: Zum Beispiel ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit aus Anlass des bevorstehenden Jubiläums 50 Jahre PTA. Am 24. März 1968 trat das Gesetz über den Beruf des pharmazeutisch-technischen Assistenten in Kraft. Und vielleicht könnte die ABDA die eingeschlafene Diskussion über neue Inhalte der PTA-Ausbildung wiederaufleben lassen, von einer verlängerten Ausbildungszeit ganz zu schweigen. Und wenn es die ABDA nicht macht, dann könnte ich mir ein paar Aktionen von Adexa und dem BVpta, dem Berufsverband der PTA, vorstellen. Mein liebes Tagebuch, da muss doch was zu machen sein! 

Totgeglaubte leben länger – könnte man schon fast vermuten, wenn es ums Rx-Versandverbot geht. Ja, mein liebes Tagebuch, du liest richtig: Das Rx-Versandverbot ist nicht vom Tisch zwischen Union und SPD. Aber gemach, noch lang kein Grund zur großen Freude: Man hat sich damit befasst und konnte sich nicht einigen. Jetzt ist die nächsthöhere Ebene gefragt. Das Gerangel bleibt uns also erhalten, immerhin. Ausgang ungewiss. 

2. Februar 2018 

Die AfD gilt „als rechtspopulistisch mit rechtsextremen Tendenzen“, heißt es auf Wikipedia, mit „völkisch-nationalistischen, rassistischen, islamfeindlichen und antisemitischen Strömungen“. Mein liebes Tagebuch, wenn am heutigen Sonntag Bundestagswahl wäre, käme diese Partei auf 14 Prozent. Sie sitzt also auf jeden Fall auf der Oppositionsbank des nächsten Bundestags. Wegschauen hilft da nicht mehr. Im Gegenteil: genau beobachten! Was sind eigentlich die gesundheitspolitischen Ziele dieser Partei? Im Wahlprogramm steht nichts dazu. AfD-Bundestagsabgeordneter Robby Schlund, Arzt aus Thüringen, kündigt im Interview mit DAZ.online ein Positionspapier seiner Partei zur Gesundheitspolitik an. Er meint, „die Altparteien lösen keine Probleme Gesundheitspolitik“. Das wird sich zeigen. Der Apothekerverband Nordrhein wird jedenfalls genau hinsehen wollen. Zu seinem 10. Zukunftskongress am 17. Februar hat er Jörg Schneider (AfD), Mitglied im Bundesgesundheitsausschuss, in die Diskussionsrunde eingeladen. Mein liebes Tagebuch, meines Wissens ist es das erste Mal, dass ein AfD-Mitglied auf einer Apothekerveranstaltung mitdiskutieren darf. Also, genau hinhören!

Auch Apothekerkammern sind unzufrieden mit der Honorarstrategie der ABDA, vor allem mit dem passiven Kommunikationsverhalten, auf Deutsch: Warum sagen die da oben nichts? Warum blocken sie sogar Anfragen von Apothekern ab? Einige Kammervorstände sollen Schmidt relativ deutlich zur Rede gestellt haben. Denn immerhin geht es beim Honorargutachten, würde es 1 zu 1 umgesetzt, für viele Kollegen ums Überleben. Die Apotheker würden einfach gerne in der Öffentlichkeit einen größeren Widerstand gegen das Gutachten sehen. Aber von der ABDA kommt nichts. Mein liebes Tagebuch, von der ABDA wird auch nichts kommen, wie Schmidt die Mitgliedsorganisationen in einem Schreiben wissen ließ. Immerhin, in diesem Brief versucht er zu erklären, warum die ABDA dazu öffentlich schweigt. Ums mal auf dem Punkt zu bringen: Allein schon die Prämissen im Gutachten sind so falsch, dass man erst gar nicht darüber reden braucht. Mein liebes Tagebuch, es ist mit Sicherheit richtig, dass das Gutachten von vielen falschen Annahmen ausgeht und mehrere handwerkliche Fehler hat. Andererseits, es wird nichts helfen, das Gutachten ist in der Welt, das Bundeswirtschaftsministerium als Auftraggeber hat das Gutachten abgenommen, worauf auch eine Mitarbeiterin der 2hm-Agentur im DAZ -Interview hinweist. Also, wenn die Apotheker bei Politikern das nächste Mal die Honorarfrage ansprechen, werden diese das Gutachten hervorholen. Und dann mein liebes Tagebuch, was wird Herr Schmidt dann sagen? Da reden wir nicht drüber? Viel Spaß!



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

Problemlösung?

von Reinhard Rodiger am 04.02.2018 um 12:06 Uhr

Wie kann jemand verhandlungsbereit sein, dessen Position nicht geachtet und sogar ohne hinreichende Begründung lächerlich gemacht wird ?
Schweigen in solcher Situation ist die Aufforderung zum Handeln ohne noch zu fragen. Bekanntlich ist das schnell möglich.
Probleme sind nur im Gespräch mit denen lösbar, die sie auf den Tisch gebracht haben.Sacharbeit ist immer möglich, um Probleme transparent zu machen.Zur Not auch öffentlich. Sie lösen sich nur nicht von allein.Auch, wenn dieses Führungsprinzip zur Zeit en vogue zu sein scheint.

Es ist dieses Führungsvakuum, nicht nur der Ernst der Lage,
das Angst macht.Das gilt besonders, weil hier zu gelten scheint, dass der Idealismus mit der Entfernung zum Problem wächst.Zugunsten ferner Möglichkeiten wird das naheliegende Problem ausgeklammert.Um die Grundlage kümmert sich keiner mehr.

Der Ball liegt in unserem Spielfeld. Dabei gilt: ohne Ballkontakt kein Spiel.Nicht wer einer These widerspricht ist gefährlich, sondern der , der zu feige ist zu widersprechen.

Problemlösung gefragt!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Problemlösung?

von Christian Giese am 04.02.2018 um 13:13 Uhr

Jeder Infekt trainiert das Immunsystem.
Infekte unterdrücken und verschweigen?

....die Faschingsdiskussion schlechthin...

von Dr. Christoph Mauz am 04.02.2018 um 11:49 Uhr

....erinnert mich an zwei Erlebnisse:
Bei einem früheren Besuch in Määänz wurde die Frage nach der Rechtmässigkeit der Werbung von Dachdeckermeister Ernst Neger (heile, heile Gänsle..) gestellt. Worauf ein Vertreter antwortete, das hieße ja bei uns nicht wie das N-Wort, sondern Neeescher...
Und als beim 500er-Jubiläum meiner Rats-Apotheke immer wieder Ausländer die Stadt um Bilder meiner "oldfashioned pharmacy with the name of these nice little animals you make Tierversuche with" verlangten, da meinte doch glatt die junge Dame im Marketing fragen zu müssen, warum wir diesen unanständigen Namen führen, das habe doch nichts mit dem angrenzenden Rathaus und dem Platz zu tun.... worauf sich der Schriftsteller G. Raff ("Herr, schmeiss Hirn raa!") in einer Glosse köstlich amüsierte.

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Einige Ergänzungen ...

von Reinhard Herzog am 04.02.2018 um 11:44 Uhr

"Unsere ABDA duckt sich wie ein scheues Rehkitz
Im hohen Berliner Gras ..."

... eher wie ein Hamster mit vollen Backen in seinem gut gefüllten Bau.
Wenn die Adler kreisen, geht der Hamster halt besser auf Tauchstation. Ist gesünder und lebensverlängernd ...

@ Kollege K.F. Müller:
"Das Geld landet nicht in der Versorgung der Versicherten, der Bezahlung der Arbeitenden im Gesundheitswesen, sondern bei Konzernen und Aktionären, ..."

Lieber Herr Kollege, glauben Sie das wirklich?

Im dt. Gesundheitswesen stecken etwa 5,5 Mio. Arbeitsplätze, in Vollzeit-Äquivalenten fast 4 Mio. So viel wie in keiner Branche sonst, nicht mal dem gesamten Einzelhandel.

Gewinne für Aktionäre - nebenbei nur bei den finanztechnisch etwas weniger Bewanderten ein Schimpfwort, ansonsten eine der demokratischsten und attraktivsten Formen, an Firmenerfolgen teilzuhaben - sowie für Konzerne fallen im Gesundheitswesen, gemessen an mittlerweile gut 360 Mrd. gedrehten Euro, erstaunlich wenige an (überschaubarer einstelliger Prozentsatz).

Das Meiste übrigens im Bereich der Vorlieferanten: Arzneimittel, Hilfsmittel, Medizinprodukte, Geräte ...
Die Renditen der dt. privaten Kliniken und Pflegebetriebe rangieren sehr deutlich dahinter.

Ansonsten geht mit weitem Abstand im wirtschaftlichen Vergleich das Meiste in ... na? Richtig, Personal, inklusive Honoraren für Ärzte, Physiotherapeuten, Apotheken ...

Deshalb erweist sich das Gesundheitswesen auch als so reformresistent. Jeder Einschnitt trifft vorderhand nicht die bösen Aktionäre, sondern? Richtig, das Personal und die Honorare der Heilberufler. Und zwar in sehr großer Zahl (s.o.).

Nichts für ungut, aber ein bisschen wirtschaftliche Erdung sollte sein ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Einige Ergänzungen

von Karl Friedrich Müller am 04.02.2018 um 22:56 Uhr

Kann man so sehen, muss man aber nicht. Und ich sehe, dass im Pflegebreich die Angestellten ausgebeutet werden und die Betreiber ihre Aktionäre bedienen. Arbeit bis zum Umfallen oder in die Krankheit.
Apotheken sollen nur den Aufwand bekommen. Physiotherapie wird schlecht bezahlt, Hebammen der Beruf vergällt, Krankenhäuser geschlossen, Geburtsstationen ebenso. Marburg hat ein neues Krankenhaus für einen Apfel,und Ei verkauft. 200 Mio an Heuschrecken verschenkt. Steuergelder.
Erzählen Sie mir nichts. Natürlich gibt es viele Arbeitsplätze. Das ist nicht das Thema. Ausbeutung ist das Thema. Kostenreduzierung auf Teufel komm raus. Für Gewinnmaximierung.

Angeblich

von Karl Friedrich Müller am 04.02.2018 um 9:19 Uhr

Beträgt die Wirtschaftsleistung 340Mrd € jährlich im Gesundheitswesen. Das bei einer angeblich mittleren Qualität.
Was passiert mit dem vielen Geld?
Schon vor Jahrzehnten haben Investoren ihr gieriges Auge darauf geworfen und kassieren immer mehr.
Das Geld landet nicht in der Versorgung der Versicherten, der Bezahlung der Arbeitenden im Gesundheitswesen, sondern bei Konzernen und Aktionären, weil Politik und Krankenkassen die Möglichkeiten dazu geschaffen haben.
„Gewinn“ muss gemacht werden, rentabel und wie diese Zauberworte heißen. Dafür wurden Fehlanreize geschaffen, falsche, schädliche und unnötige Behandlungen ermöglicht und bezahlt.
Auf der anderen Seite hackt man auf Apothekern und Apotheken rum. Was will man damit bewirken?
Macht man es einfach, weil es geht? Weil keiner da ist, der sich wehrt? Weil man so vom eingenen Fehlverhalten ablenkt. BONI! Raffgier, Altersversorgung . Poltikerpöstchen
Unsere ABDA schweigt, obwohl sie die Argumente sogar noch kostenlos in der DAZ geliefert bekommt.
Das verstehe, wer wolle
Es sei den, man plant die Rettung der eigenen Buden auf Kosten der Basis. Schmidt will doch das Einschreibemodell. Wird da schon Einfluss genommen? Wie sind die Gerüchte nach eine grundlegenden Änderung der Honorierung zu deuten?
Ich mache mir riesige Sorgen, dass wir alles verlieren. Über den Tisch gezogen werden, rasiert.
Wegen einer miesen Standesvertretung.
Ich hab richtig Angst, Leute.

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Was für eine Führung?

von Christian Giese am 04.02.2018 um 9:05 Uhr

Statt Hoffnung zu machen, belässt die ABDA durch ihr Schweigen die Kollegen in Furcht.

Unverantwortlich!

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Scheues Verhalten

von Ulrich Ströh am 04.02.2018 um 8:54 Uhr

Moin,Moin,
Das heutige Tagebuch macht es deutlich:

Unsere ABDA duckt sich wie ein scheues Rehkitz
Im hohen Berliner Gras...
Kann gutgehen,ist aber keine Strategie für die nächsten
1000 Tage.
Politik honoriert Wohlverhalten selten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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