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Einfach nur schlucken?

Stuttgart - 01.02.2018, 14:30 Uhr

Zum Glück sind Tabletten und Kapseln kleiner als die Beute des Reihers – aber sind sie auch leichter zu schlucken? (Foto: Olympixel / stock.adobe.com)

Zum Glück sind Tabletten und Kapseln kleiner als die Beute des Reihers – aber sind sie auch leichter zu schlucken? (Foto: Olympixel / stock.adobe.com)


Schnelle Tipps: Tabletten, Kapseln und die Kopfstellung

Eine positive Nachricht vorweg: Es scheint so, als ließe sich das Schlucken trainieren. Wer also längerfristig Medikamente einnehmen muss, seine Tabletten nicht zerkleinern darf und die Kapseln nicht öffnen sollte oder kann, der kann versuchen, seine Schluckfähigkeit unter Anleitung zu trainieren.

An zwei Stellschrauben denkt man in der Apotheke wohl als erstes: Ausreichende Flüssigkeitsmengen und die richtige Position des Oberkörpers. Diese beiden lassen sich meist leicht beeinflussen. Es gilt: Feste Peroralia sind aufrecht (mindestens 45°-Winkel), also sitzend oder stehend und mit mindestens 200 ml Leitungswasser einzunehmen. Getrunken werden sollte in wenigen, möglichst großen Schlucken. Der erste Schluck sollte der größte sein, weil das „Nachtrinken“ an der Ösophagus-Schleimhaut klebende Arzneiformen nicht immer zuverlässig ablöst.

Die Kopfstellung

Wem es schwer fällt, eine Tablette zu schlucken, der neigt dazu, seinen Kopf weit in den Nacken zu legen. Weil diese Stellung den Ösophagus-Eingang aber verengt, sollte den Patienten geraten werden, den Kopf gar nicht zu neigen beziehungsweise ihn sogar leicht nach vorne (unten) zu beugen.

Kapseln

Hartkapseln schwimmen oben auf der Wasserportion im Mund, wenn der Kopf in den Nacken gelegt wird. Neigt man den Kopf hingegen nach vorn, schwimmt die Kapsel nach oben in Richtung Rachen. Durch den Kontakt mit der Rachenwand, setzt der automatische Schluckreflex ein. Hierbei ist es wichtig, nach dem ersten kleinen Schluck aus Wasser plus Kapsel, einige Schlucke Wasser hinterherzutrinken, um ein ausreichendes Flüssigkeitsvolumen zu erreichen.

Weichkapseln können, wenn sie nicht mit einem Schutzfilm überzogen sind, auch aufgebissen und gekaut werden. Der Geschmack (und reizende Wirkstoffe!) kann bei dieser Methode aber limitierend sein. Außerdem sollte man die Gelatinehülle mitschlucken, damit kein Wirkstoff verloren geht.

Tabletten

Wenn große Tabletten Schwierigkeiten bereiten, hilft oft die „Pop-Bottle-Methode“: Die Tablette wird zunächst auf die Zunge gelegt und man trinkt anschließend das Leitungswasser aus einer PET-Flasche. Die Trinköffnung sollte nicht zu eng sein, aber dicht von den Lippen umschlossen werden können, sodass beim Trinken „gesaugt“ werden muss. Der Kopf wird beim Trinken leicht nach hinten geneigt. Patienten mit neurologischen Störungen sollten diese Methode jedoch nicht anwenden.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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