Positives Votum für Shingrix

Alternative zum Lebendimpfstoff gegen Gürtelrose

Stuttgart - 29.01.2018, 13:50 Uhr

Gibt es bald eine Alternative zum Lebendimpfstoff bei Varizella zoster? (Foto: t0pkul3 / stock.adobe.com)

Gibt es bald eine Alternative zum Lebendimpfstoff bei Varizella zoster? (Foto: t0pkul3 / stock.adobe.com)


Der Humanarzneimittelauschuss der EMA CHMP hat sich für die Zulassung eines Impfstoffes gegen Herpes Zoster ausgesprochen. Im Gegensatz zum bisher verfügbaren –  Zostavax® – handelt es sich jedoch nicht um einen Lebendimpfstoff, sondern um einen rekombinanten Subunit-Impfstoff, dessen Immunogenität auf einem Antigen des Varizella-Zoster-Virus und einem Adjuvans basiert. 

Folgt die EU-Kommission der Empfehlung des Humanarzneimittelausschusses der EMA, dem CHMP, wird demnächst ein weiterer Impfstoff gegen Herpes Zoster (Gürtelrose) in der EU zugelassen werden. Die US-Zulassung hat das Präparat mit dem Handelsnamen Shingrix® bereits seit Oktober 2017. „Vorbeugung von Herpes Zoster und postherpetischer Neuralgie bei Personen ab 50 Jahren“ lautet die vollständige Indikation.

Im Gegensatz zum bisher verfügbaren Zoster-Impfstoff Zostavax® handelt es sich bei Shingrix® nicht um einen attenuierten Lebendimpfstoff, sondern um einen sogenannten Subunit-Impfstoff. Die Immunreaktion wird in diesem Fall durch ein rekombinantes Oberflächenantigen Antigen des Varizella-Zoster-Virus hervorgerufen, das Glykoprotein E. Zur Verstärkung der Immunantwort ist zudem das Adjuvans AS01B enthalten. Dieses besteht aus Monophosphoryl-lipid A und QS-21 (Quillaja saponaria Molina), einem oberflächenaktiven Stoff aus dem südamerikanischen Seifenrindenbaum, der die CD4 T-Zell- und die humorale Immunantwort auf die Impfung verstärkt.

Im Gegensatz zum Lebendimpfstoff scheinen die Schutzraten grundsätzlich höher zu sein – so reduzierte in den Phase-III-Studien Shingrix® die Inzidenz des Herpes Zoster um 90 bis 97 Prozent und die Häufigkeit der postherpetischen Neuralgie um 89 Prozent. Zostavax® erreicht in der Altersgruppe der 50 bis 59-Jährigen nur knapp 70 Prozent und die Schutzwirkung nimmt mit zunehmendem Alter ab. Bei den über 70-Jährigen beträgt sie nur noch 37,6 Prozent. Diesen altersbedingten Wirkverlust scheint es bei Shingrix® nicht zu geben. Zudem könnte die Wirkung von Shingrix® länger anhalten. Erste Langzeitbeobachtungen deuten darauf hin. Diese offensichtlich gute Immunogenität erkauft man sich allerdings mit einer relativ hohen Nebenwirkungsrate: Lokale Reaktionen traten bei fast 80 Prozent der Geimpften auf (versus 29,5 Prozent unter Placebo). 66,1 Prozent der Geimpften berichteten über systemische Nebenwirkungen wie Myalgien, Müdigkeit, Fieber oder Kopfschmerzen. 

Anwendung auch unter Immunsuppression? 

Was die Anwendung bei Immunsupprimierten betrifft, gilt für Shingrix® in den USA bislang die gleiche Empfehlung wie für Zostavax®. Bei Patienten die weniger als 20 mg Prednison-Äquivalent pro Tag nehmen, können die Vakzine eingesetzt werden, ebenso bei Patienten, die in der Vergangenheit an Erkrankungen litten, die mit einer Immunschwäche einhergehen, sich aber vollständig davon erholt haben (Leukämie). Bei allen anderen Patienten, die aufgrund einer Erkrankung oder ihrer Medikation immunsupprimiert sind, ist die Anwendung nicht empfohlen. Im Gegensatz zum Lebendimpfstoff ist das bei Shingrix® aber denkbar. 

Vor kurzem hat die US-Gesundheitsbehörde ihre Impfempfehlung zugunsten von Shingrix® geändert, weil sie den neuen Impfstoff für vorteilhafter erachtet. Seit 2006 hatte die Behörde für Älter Zostavax® empfohlen. Von der STIKO gibt es eine diesbezügliche Empfehlung nicht. Die sächsische Impfkommission (SIKO) hingegen spricht sich für eine Impfung der über 50-Jährigen aus. Seit 2013 ist Zostavax® in Deutschland verfügbar. 

Herpes Zoster (Gürtelrose)

Bei Herpes Zoster (Gürtelrose) handelt es sich um eine Reaktivierung eines latenten Varicella-Zoster-Virus. Die Erstmanifestation erfolgt in Form von Windpocken. Typischerweise manifestiert sich die Gürtelrose als schmerzhafter, juckender Hautausschlag. Zur häufigsten Komplikation zählt die postherpetische Neuralgie. Im Allgemeinen beträgt die Inzidenz von Herpes Zoster 2 bis 4,6 Fälle pro 1000 Patientenjahre, nimmt aber im Alter deutlich zu. So beträgt die Inzidenz bei Personen über 80 Jahre 10,0 bis 12,8 pro 1000 Patientenjahre. Zur Behandlung der Gürtelrose wird in erster Linie der antivirale Wirkstoff Aciclovir verwendet, der die Dauer des Hautausschlags verkürzen, nicht aber die Inzidenz der postherpetischen Neuralgie reduzieren kann.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

gibt es totimpstoff gegen windpocken

von carlos am 31.03.2019 um 22:21 Uhr

1frage Gibt es ein totimpfstoff gegen windpocken?
2 frage ist shingrix auch gegen windpocken

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Shingrix Impfung gegen Gürtelrosenvirus Zoster

von Reinert am 04.11.2018 um 17:45 Uhr

Guten Tag.
Seit Jahren leide ich unter den Zosterviren, brennen der Knochen der Nerfenleitbahnen, fehlfunktionen der Muskelsteuerung, usw.
Mit dem Medikament Shngrix, sollen diese Viren um bis zu 95 %zurükgebunden werden können, ein ähnlicher Efekt wie beim HIV-Firus.
In wie weit könnte ich mich auf die Harmlosigkeit von Shingrix verlasse und was ist über die Nebenwirkungen bekannt.
Können Sie mir dieses Medikament mit gutem Gewissen anempfehlen?
Gruss
A. Reinert
reiser99@bluewin.ch

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Shingrix Impfung

von Reinert am 18.08.2018 um 15:14 Uhr

Guten Tag
Werde seit 20 Jahren von Zosterviren geplagt, habe mein Hausarzt gefragt. Er sagt die neue Impfung Shingrix wirke nur Vorbeugend und nicht wenn man den Virus schon hat.
Stimt das ich habe nirgendwo sowas gelesen.
Gruss
A. Reinert

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Shingrix Impfung

von Hans Siemensen am 04.11.2018 um 13:58 Uhr

Funktioniert die Impfung auch wenn in den Ganglien von früher noch Varicella Viren vorhanden sind?

AW: Shingrix Impfung

von Reinert am 05.11.2018 um 16:43 Uhr

Ja, aber man müsse dafür einige nebenwinkungen z. B.
Myalgie in kauf nehmen.
Gruss
A. Reinert

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.