Abgesenktes Fixhonorar

Die Versandapotheken und das Honorar-Gutachten

Berlin/München - 25.01.2018, 11:05 Uhr

Wie würden sich die im Honorar-Gutachten vorgesehenen Maßnahmen auf die Versandapotheken auswirken? (Foto: Picture Alliance)

Wie würden sich die im Honorar-Gutachten vorgesehenen Maßnahmen auf die Versandapotheken auswirken? (Foto: Picture Alliance)


Sanicare würde sich über Fixum-Absenkung freuen

Auch Medikamente-per-Klick aus Selbitz würde die Auswirkungen einer Honorarabsenkung spüren. „Uns träfe das Vorhaben ebenso empfindlich wie viele andere Apotheker und deren Kollegen“, teilt das Unternehmen auf Anfrage von DAZ.online mit. „Wir gehören zu den Versandapotheken, deren Rx-Anteil einen wichtigen Geschäftsbereich bildet. Wir betreiben hierfür eine besondere Abteilung mit einem entsprechenden Anteil an qualifizierten Arbeitskräften und Apothekern.“ Genaue Angaben zur Höhe des Rx-Anteils macht Medikamente per Klick allerdings nicht. Auch bei Apo-rot ist man von den Ideen der Gutachter nicht begeistert: „Eine Senkung des Fixhonorars honoriert noch weniger die Beratungsleistung der pharmazeutischen Fachkräfte und ist selbstverständlich von uns nicht zu befürworten“, so eine Sprecherin des Apo-rot-Versandzentrums in Hamburg.

Einen anderen Blick auf das Papier aus dem Bundeswirtschaftsministerium hat hingegen der Versandhändler Sanicare aus Bad Laer. Zum einen macht nach Angaben einer Sprecherin der OTC-Bereich den weitaus überwiegenden Anteil des Geschäftes aus, entsprechend unterrepräsentiert ist das Rx-Geschäft. Dieses drehe sich „inhaltlich eher um Dauermedikationen“. Zum anderen sei die Absenkung des Fixhonorars für das Unternehmen kein Problem, „da wir durch effiziente Prozesse auch mit dieser Vergütung auskömmlich arbeiten werden.“ Bemerkenswert ist, dass Sanicare durch eine Umsetzung des Honorargutachtens sogar „eher eine Geschäftsbelebung“ erwarten würde. Begründung: „Durch verstärkten Leistungswettbewerb würden ineffiziente und die Patienten wie auch die Kassen übermäßig kostenbelastende Distributionsprozesse zurückgeführt werden.“

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DocMorris: Fixhonorar-Absenkung könnte schmerzhaft sein

Der niederländische Versandhändler DocMorris sieht hingegen offenbar keine Notwendigkeit, sich derzeit intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Auf Anfrage von DAZ.online teilte ein Sprecher mit, dass „wir das Gutachten mit seinen 370 Seiten noch gar nicht vollständig ausgewertet haben.“ Zudem sehe man gegenwärtig keine Veranlassung, sich öffentlich zu dem Sachverhalt zu äußern. Auch mit Aussagen zum Rx-Umsatzanteil hält sich DocMorris beziehungsweise die Schweizer Muttergesellschaft Zur Rose Group zurück. 

Seit dem gestrigen Mittwoch ist bekannt, dass Zur Rose mit DocMorris in Deutschland im Jahr 2017 einen Gesamtumsatz von rund 483 Millionen Schweizer Franken machte. Etwa 55 Prozent dieses Umsatzes entfallen dem Mutterkonzern Zur Rose zufolge auf Rx-Medikamente. In absoluten Zahlen heißt das: 267 Millionen Franken setzten die Niederländer mit Rx in Deutschland um, also umgerechnet 230 Millionen Euro. Da es sich hierbei um den Umsatz und nicht den Rohertrag handelt, lässt sich nicht errechnen, wie groß der Einfluss einer 30-prozentigen Absenkung des Fixums auf die Finanzen von DocMorris genau wäre. Klar ist aber: Es wäre eine spürbare Veränderung für die Niederländer.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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