Pharmacon Schladming 2018

Psychopharmaka sinnvoll kombinieren

Stuttgart / Schladming - 23.01.2018, 16:50 Uhr

Eine Wirkung bei Antidepressiva müsse bereits nach zwei Wochen einsetzen, sagt Dr. Otto Dietmaier. (Foto: cel / DAZ.online)

Eine Wirkung bei Antidepressiva müsse bereits nach zwei Wochen einsetzen, sagt Dr. Otto Dietmaier. (Foto: cel / DAZ.online)


Agranulozytose, Serotonin-Syndrom und QT-Zeit-Verlängerung bei Psychopharmaka-Kombinationen

Problematisch bewertet sei mittlerweile die früher üblicherweise praktizierte Kombination zweier FGA, first generation antipsychotica, wie Haloperidol plus Fluphenazin. Hier hapere es an der Evidenz. Auch Kombinationen innerhalb der SGA, second generation antipsychotica, erachtet Dietmaier aufgrund mangelnder Wirksamkeitsbelege für nicht zweckmäßig und empfehlenswert. Einzige Ausnahme: Kombinierte Clozapin-Therapien seien klinisch etabliert.

Clozapin plus Metamizol: ein „No-go“

Was sind nun risikobehaftete Kombinationen? Hierzu zählen Therapieschemata, deren Nebenwirkungsprofil sich wechselseitig potenziert. Klassiker hier ist die Agranulozytose unter Clozapin. Sei die blutbildschädigende Wirkung von Clozapin per se gut zu monitoren – der Arzt ist verpflichtet, das weiße Blutbild in den ersten 18 Wochen wöchentlich, anschließend monatlich zu kontrollieren – sind laut Dietmaier Kombinationen von Clozapin mit Metamizol, Carbamazepin oder dem Thyreostatikum Carbimazol ein absolutes „No-go“. Was sind Hinweise einer Leukopenie? Klage der Patient über andauernde Halsschmerzen, fühle sich abgeschlagen und  beschreibe grippeähnliche Symptome, könne auch einmal eine beginnende Leukopenie dahinterstecken, mahnt der Apotheker.

Welche schwere Nebenwirkung droht bei der Kombination eines SSRI und eines MAO-Hemmers? Die gleichzeitige Gabe des irreversiblen MAO-Hemmers Tranylcypromin mit serotonerg wirksamen Antispychotika ist absolut kontraindiziert. Die Gefahr, dass Patienten ein – unter Umständen lebensbedrohliches – Serotonin-Syndrom entwickeln, ist zu hoch. Dietmaier erinnert auch an die Wartezeiten, die Ärzte und Patienten beim Wechsel einer MAO-Hemmer-Therapie auf serotonerge Wirkstoffe einhalten müssen.

Hellhörig sollten Apotheker auch werden, bei Kombinationen von Substanzen, die kardiale Nebenwirkungen verursachen – QT-Zeit-Verlängerungen. Bei den Antidepressiva gehören hier vor allem Tricyclica dazu, aber auch Citalopram und Escitalopram. Bei QT-Zeit-Veränderungen sollten Apotheker zusätzlich an Antibiotika aus der Gruppe der Makrolide denken oder an Arzneimittel aus dem Bereich der Selbstmedikation, wie das Antihistaminikum Diphenhydramin.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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