Pharmacon Schladming

Mit einer Männerquote gegen den Personalmangel in der Apotheke?

Stuttgart / Schladming - 22.01.2018, 15:00 Uhr

Ein Apotheker aus Westfalen-Lippe schlug auf dem Pharmacon in Schladming vor, das Personalproblem in Apotheken mit einer Männerquote zu lösen. (Foto: cel / DAZ.online)

Ein Apotheker aus Westfalen-Lippe schlug auf dem Pharmacon in Schladming vor, das Personalproblem in Apotheken mit einer Männerquote zu lösen. (Foto: cel / DAZ.online)


Apothekenleiter kämpfen immer häufiger mit Personalmangel bei angestellten Apothekern. Was unternimmt die Bundeapothekerkammer dagegen? Auf dem Pharmacon Schladming erklärte BAK-Präsident Andreas Kiefer dazu in der vergangenen Woche, dass die Apotheke aus seiner Sicht schon heute viele Vorteile gegenüber anderen Branchenzweigen habe. Ein Apotheker aus Westfalen-Lippe machte zudem den Vorschlag, das Personalproblem mit einer Männerquote zu lösen.

Die Personalsituation in vielen Apotheken ist schwierig: Insbesondere angestellte Apotheker sind nur schwer zu finden für Apothekenleiter, oftmals müssen die Arbeitgeber monatelang warten, bis eine Stelle besetzt ist. Einige Apothekeninhaber sprachen diesen beklagenswerten Personalmangel daher auch in der berufspolitischen Diskussion beim Pharmacon in Schladming in der vergangenen Woche an. In ihren schriftlich eingereichten Fragen beklagten einige Pharmazeuten außerdem, dass die Vergütung insbesondere für angestellte Apotheker wirtschaftlich unattraktiv sei – was den Personalmangel zusätzlich verschärfe. Was tut die Bundesapothekerkammer (BAK), um dem entgegenzuwirken?

Berufspolitische Diskussion in Schladming

BAK-Präsident Kiefer betrachtete in seiner Antwort die personelle Schieflage zunächst einmal aus Sicht der Angestellten, beziehungsweise Arbeitssuchenden: „Die Auswahl ist gigantisch, wo überall Apotheker gebraucht werden“, sagte Kiefer bei Diskussion. Unabhängig in welchem Tätigkeitsfeld, überall gebe es Vakanzen. Das bedeute jedoch auch in der Konsequenz: „Diese Fachkräfte müssen auch produziert werden“. Nimmt man den Blick der Arbeitgeber ein, bietet sich eine weniger positive Lage. Kiefers grundsätzlicher Wunsch, um eine Änderung dieser Situation herbeizuführen: „Es kann nur so gehen, dass der Arbeitsplatz öffentliche Apotheke noch attraktiver gemacht wird“.

Öffentliche Apotheke punktet mit Flexibilität und Teilzeit

Aber wie geht das? Während der BAK-Präsident in seiner Eröffnungsrede zum Schladminger Pharmacon zwar den hohen Berufsethos und das Verantwortungsbewusstsein seitens der Apotheker für die Patienten betonte, weiß Kiefer auch: „Das alleine genügt nicht.“ Konkrete neue Konzepte, wie man wieder mehr junge Pharmazeuten vom Arbeitsplatz Apotheke vor Ort überzeugen kann, legte Kiefer nicht vor.

Vielmehr erklärte der BAK-Präsident, warum die Apotheke aus seiner Sicht schon heute einige Vorteile gegenüber anderen Branchenzweigen hat. „Mein Eindruck ist, der Arbeitsplatz Apotheke bietet heute extrem viel in der Auswahlmöglichkeit der Arbeitszeit und der Verantwortungsübernahme“. Vergleiche er Forderungen von Gewerkschaften wie Verdi, die sich zunehmend Teilzeitregelungen einsetzten, dass Mitarbeiter ihre Lebensplanung freier gestalten können, sind öffentliche Apotheken hier wohl bereits einen Schritt weiter. „Das ist ein großes Plus, das wir auf der Arbeitgeberseite ausbauen müssen. Wir müssen den Kolleginnen und Kollegen sagen: Auch wenn du an anderer Stelle mehr verdienen könntest, ist die Flexibilität trotz der Öffnungszeiten so hoch, das lohnt sich“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Männerquote

von apo_forst am 27.01.2018 um 18:58 Uhr

Als ich diesen Beitrag las, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Männerquote im 21. Jahrhundert!? Statt unsere Gedanken auf Genderquoten zu verschwenden sollten wir uns lieber in anderen Sphären bewegen. (Europarisierung im Kleinen [wie im Großen]???). Wir sollten vielmehr an eine Quotierung der Studienplätze im Sinne einer Reduktion der Kapazitäten nachdenken. In der jetzigen Situation ist es immens wichtig ein kleines monetär unabhängiges Machtpotenzial zu bilden. Nur so schaffen wir homogene Strukturen innerhalb unseres Berufsstandes. Dazu ist eine weitere Abnahme der Apothekendichte unvermeidbar. Denn eins ist klar: Zahlreiche renditeschwache, abgehängte Apotheken, deren Inhaber unmotiviert sind, können niemals eine Front gegen die derzeit über uns schwebenden großen Mächte bilden. Heteronomie und finanzielle Schwäche bedeuten Ohnmacht und schwindendes Selbstbewußtsein. Im Klartext: Eine geringere Menge öffentlicher Apotheken, die jedoch eine valide Finanzstruktur haben und somit eine homogene Masse darstellen, bieten wesentlich bessere Voraussetzungen für eine starke Front als zahlreiche abgehängte Apotheken, deren Finanzstruktur wackelt. Wie im tägl. Leben: es benutzt nur der Ellenbogen, der ein finanzielles Polster und einen hohen Autonomiegrad hat. Also, liebe Kolleginnen und Kollegen, laßt uns mal über eine Quotierung in eine ganz andere Richtung nachdenken.

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Quote????

von Peter Lahr am 23.01.2018 um 12:59 Uhr

Wieso sollte eine Quote etwas bringen? Ich bin da eher beim Kollegen Kerlag, ein Arbeitsplatz in einer Apotheke ist alleine von der Arbeitgeber Konkurrenz abseits der Apotheke gehaltstechnisch nicht konkurrenzfähig, über das Ansehen müssen wir erst garnicht reden. Nicht weil wir nicht wollen sondern weil wir nicht können. Da bringt auch ein herumlavieren um die Gehaltsfrage mit toller Flexibilität nichts.
Ich bin auch ein Mann und für mich stand nach diesem, sorry, scheißvollen und scheißschweren Studium bestimmt nicht auf der Prioritätenliste ganz oben wie flexibel mein Alltag nach diesem Studium aussieht sondern das Geld, klingt komisch, is aber so um es mal auf "sendungmitdermausisch" zu sagen ;)
Das Interesse etwas zu studieren ist das Eine, was das Studium danach aber bringt, floß zumindest bei mir, auch erheblich mit ein. Die Möglichkeit ein Angestelltendasein für damals 3000 brutto zu fristen war zu dieser Zeit aber schon keine Option. Die Möglichkeiten nach einem Pharmaziestudium aber sind heute noch abseits der Apotheke sehr gut, aber selbst die von mir damals gewählte Selbstständigkeit wird für den potentiellen Nachwuchs, wenn sie denn lohnend sein soll, immer unerschwinglicher und kaum noch planbar. Schönreden bringt da garnichts.

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Quotenmann

von Thomas Kerlag am 22.01.2018 um 21:17 Uhr

Der Beruf bietet eine Menge Ohnmachtsituationen, die ein Mann gar nicht brauchen kann. Wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung Deutschlands nicht aus 80 Prozent Frauen besteht ahnt man schon, dass der Apothekerberuf im sterben liegt.
Wer ein gutes Abi gebastelt und studiert hat, den kann man schon als ambitioniert bezeichnen. Ein Mann will eben vielleicht etwas offensichtlicher durch Anerkennung glänzen. Dazu gehört auch eine dem Aufwand entsprechende Vegütung.
Wenig hilfreich ist es z.B. wenn die Kammern bei Fortbildungen und Seminargruppen keinen Unterschied zwischen Apotheker und PTA machen. Welcher Arzt wollte bei der Ausbildung die er hat letztendlich in Konkurrenz zu den paramedizinischen Berufen stehen. Aufgepasst. Hier geht es nicht um falschen Stolz. Es geht um die Außenwirkung, die die Existenzberechtigung in Frage stellen kann. Sowieso. Es gibt genug Beispiele, warum jeder mit uns machen kann was er will. Ein gelernter Sündenbock und studierter Rechtfertiger.
Heute hat ein Arzt 2! Fehler bei einer Verordnung eingebaut. Telefonisch wurde von mir ein neues Rezept erfragt und ich bat wegen der Entfernung um Zusendung. Es war der Fehler des Arztes und unsere Helferin muß das Rezept abholen, weil der Arzt nicht breit ist es zuzusenden. Ohnmacht! Männer aufgepasst bei der Berufswahl-es stand noch keiner gesellschaftlich schlechter da, weil er ein genügendes Auskommen hatte und sich aussuchen konnte, ob er sich eine SUV Drecksschleuder leisten will oder nicht. Und leider gibt es eben doch genug Frauen, die nicht nur von einem Mann den ersten Schritt erwarten, sondern eben gerade in Zeiten der dickeren Ellenbogen gesellschaftliches Ansehen und tragendes Einkommen als Leistungsmerkmal verstehen.
Liebe Studienwillige, Selektionsvorteile gibt es woanders und ständig Spielball zu sein geht auf euer Herz! Es macht auch keinen Spaß nach so einem Studium die verzerrte Wahrnehmung der Bevölkerung zu ertragen dass, egal um was es geht, der Arzt es besser weiß.

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Männerquote

von Luisa Janssen am 22.01.2018 um 20:02 Uhr

Also wenn das nicht absolute Gender-Diskriminierung ist, die sich der Kollege aus Westfalen-Lippe da leistet, dann weiß ich es auch nicht. Die Argumentation ist geradezu eine Unverschämtheit. Eine Lösung des Problems ist das auf keinen Fall. (Das ist ja auch nicht das eigentliche Problem.)

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AW: Diskriminierung

von Dr. Arnulf Diesel am 23.01.2018 um 13:30 Uhr

Sehr geehrte Frau Kollegin,
ob der Vorschlag einer Männerquote derzeitige und künftige Probleme zu lösen vermag, darüber kann man verschiedener Ansicht sein. Allerdings erinnere ich an überall geforderte Frauenquoten - in Führungspositionen, bei der Besetzung von Professuren, Amtsapothekern usw. "Frauen werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt behandelt", so hieß es in den Ausschreibungen. Wie nennen Si e das bitte? Jemand hat eine schlechtere Chance weil er ein Mann ist? Der Kollege regte 40 % an, also kann von einer Diskriminierung kaum eine Rede sein.
Ich selbst halte von einer so hohen Männerquote nichts, es sollten höchstens 20% sein. So hat man als Student mehr Auswahl und kann sich für die schönste und klügste Kommilitonin entscheiden (ausdrücklich nicht ernst gemeint!).

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