Bayern

SPD-Landtagsabgeordneter hospitiert im Notdienst

Stuttgart - 18.01.2018, 15:05 Uhr


Was passiert eigentlich im Apothekennotdienst? Welche Herausforderungen müssen Apotheker dort meistern? Apotheker könnten Bücher füllen mit mehr oder weniger lustigen Anekdoten. Der Rest der Bevölkerung ist hier eher unbedarft – ebenso wie die meisten Politiker. Klaus Adelt, Mitglied der bayerischen SPD-Landtagsfraktion, wollte sich daher ein Bild machen und hat Dr. Berthold Pohl in seiner Apotheke in München im Notdienst besucht. 

Die Max-Weber-Platz-Apotheke liegt im Herzen von München unweit des bayerischen Landtages. Daher ist es für Apotheker Dr. Berthold Pohl keine Besonderheit, Landtagsabgeordnete als Kunden begrüßen zu dürfen. Dass Politiker im Notdienst vorbeikommen, ist dann aber doch eher die Ausnahme. Getan hat das nun Klaus Adelt, SPD-Abgeordneter aus Oberfranken.

Er wollte sich informieren, was die Apotheker im Nacht- und Notdienst eigentlich alles so leisten. Die wohnortnahe Versorgung ist eines von Adelts Kernthemen. So ist er beispielsweise der Sprecher seiner Fraktion für die kommunale Daseinsvorsorge, zuletzt forderte er eine Expertenanhörung dazu, wie sich die Nahversorgung mit Lebensmitteln in Bayern sichern lassen könnte

Apotheken – wichtiger Bestandteil der Nahversorgung

Auch Apotheken sind ein wichtiger Bestandteil der Nahversorgung, was Berthold Pohl Adelt bei seinem Besuch noch einmal verdeutlichte. Am Beispiel des Notdienstes stellte der Apotheker die Funktion als Vollversorger dar. Einerseits pharmazeutisch, indem man Verordnungen beliefere. Das stelle besonderen Anforderungen an EDV und Lagerhaltung besonders für Wochenenddienste. „Ich erreiche im Notdienst eine Lieferfähigkeit von 95 Prozent, das kommt aber nicht von selbst, sondern bedarf einiger Vor- und Nachbereitung“, erklärt Pohl.

Pohl: Es war ein konstruktiver Besuch

Dazu komme die Problematik, dass die verordnenden Ärzte aus Kliniken und Notfallpraxen nicht immer für Rücksprachen zu erreichen sind. Andererseits entlaste die Apotheke die Notfallpraxen. „Apotheken sind für viele Patienten die erste Anlaufstelle, vor allem nachts und an Sonn-und Feiertagen“, sagt der Apotheker.

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Rezepturen auch im Notdienst

In der Max-Weber-Platz Apotheke werden zudem auch im Notdienst regelmäßig dringende pädiatrische Rezepturen hergestellt – Pohl hat sich nämlich unter Kollegen und auch unter den Kinderärzten einen gewissen Ruf als Spezialist auf diesem Gebiet erarbeitet. „Die haben oft nicht bis zum nächsten Morgen Zeit und müssen sofort angefertigt werden“, wie er erklärt.

Der Apotheker freut sich in jedem Fall über das Interesse des Landtagsabgeordneten Adelt. „Das war ein konstruktiver Austausch, dafür möchte mich bedanken.“ Pohl würde sich jedoch wünschen, dass sich noch viel mehr Politiker mit ihren Apothekern vor Ort unterhalten, damit sie sich ein Bild davon machen können, was die alles leisten. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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