Antibiotikaresistenzen

Antibiotischer Wirkstoff aus Körperflüssigkeiten entdeckt

Remagen - 17.01.2018, 09:00 Uhr

Forscher haben gezeigt, dass Peptide, die zum Beispiel in menschlichem Speichel vorhanden sind, antibiotisch wirken. (Foto: Picture Alliance)

Forscher haben gezeigt, dass Peptide, die zum Beispiel in menschlichem Speichel vorhanden sind, antibiotisch wirken. (Foto: Picture Alliance)


Effizienter als viele andere antimikrobielle Peptide

Nermina Malanovic aus Lohners Grazer Arbeitsgruppe untersuchte den Wirkmechanismus der Substanz an künstlichen Zellmembranen und fand heraus, dass das positiv geladene Peptid die bakteriellen Zellmembranen, die aus negativ geladenen Phospholipiden bestehen, gleichsam auflöst. „Dadurch werden die Bakterien zerstört“, erklärt Malanovic. Die Autoren heben zusammenfassend hervor, dass SAAP-148 beim Abtöten von Bakterien unter physiologischen Bedingungen im Labor effizienter war als viele aus präklinischen und klinischen Testphasen bekannte antimikrobielle Peptide. Es habe die multiresistenten Erreger getötet, ohne eine Resistenz hervorzurufen.

Salbe ebenfalls effektiv

Es soll auch Bakterieneliminiert haben, die bereits besonders widerstandsfähige Biofilme gebildet hatten, sowie sogenannte persistierende Zellen. „Wir haben festgestellt, dass dieses Peptid auch bei jenen Bakteriengruppen eine effiziente Wirkung hat, die unter der Abkürzung ESKAPE besonders geläufig und massiv für die steigenden Antibiotika-Resistenzen verantwortlich ist“, schildert Lohner. Auch in fertigen Arzneiform erwies sich das Peptid als wirksam. Nach einer vierstündigen Einwirkzeit einer SAAP-148-haltigen Salbe seien die gefürchteten MRSA-Keime und Acinetobacter baumannii in menschlichen und tierischen Gewebeproben „vollständig vernichtet worden, fassen die Autoren zusammen.

Klinische Entwicklung geplant

Nach Meinung des Forscherteams könnte SAAP-148 ein vielversprechender Wirkstoff-Kandidat im Kampf gegen antibiotika-resistente Bakterien sein, die eine große Gefahr für die Menschheit darstellen. Ein weiteres Positivum: Die Peptide lassen sich nach Angaben der Wissenschaftler leicht und kostengünstig synthetisch herstellen. In Zusammenarbeit mit einem an dem EU-Projekt beteiligten Pharmaunternehmen sollen nun weitere Untersuchungen vorgenommen werden, um den Wirkungsgrad zu optimieren und das Peptid in Zukunft auch für resistente Biofilme auf Implantaten, wie zum Beispiel in Hüfte und Knie, anwenden zu können.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Analogon eines körpereigenen Peptids

Antibiotikum für schlecht heilende Wunden

Ursachen und Auswege

Resistenzen überwinden

Wenn Bakterien antimikrobiellen Substanzen trotzen

Gefährlich resistent

Gefährliche Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien

Resistente Reisemitbringsel

Strategien für die Entwicklung neuer Antibiotika

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Welche Probleme Infektiologen unter den Nägeln brennen

„Ein Molekül gegen die Carbapenemasen“

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.