Pharmacon Schladming

Warum Depot-Antipsychotika oft die bessere Wahl sind

Schladming - 16.01.2018, 13:15 Uhr

Professor Martina Hahn vom Vitos Klinikum Rheingau hält Depot-Präparate für die bessere Wahl. ( Foto: jb / DAZ.online)

Professor Martina Hahn vom Vitos Klinikum Rheingau hält Depot-Präparate für die bessere Wahl. ( Foto: jb / DAZ.online)


Wie kann man die Adhärenz fördern?

Doch was kann man tun, um die Adhärenz zu fördern? Ein häufiger Absetzgrund ist laut Hahn, dass Patienten „nichts mehr fühlten“. Hier könne ein Substanzwechsel auf eine neuere Substanz hilfreich sein. Während nämlich beispielsweise Haloperidol als Dopaminantagonist „stummschalte“, modulierten Drittgenerations-Antipsychotika wie Aripiprazol hingegen lediglich. Grundsätzlich favorisiere sie aber Depot-Antipsychotika. Hier seien ältere und neuere Substanzen verfügbar (siehe Kasten), wobei die neueren Substanzen gemäß der aktuellen Leitlinie zu bevorzugen seien – wegen des günstigeren Nebenwirkungsprofils. Es gibt aber noch einen weiteren Grund der nach Ansicht von Martina Hahn für die Atypika spricht: die Grundlage. Während die alten Präparate ölige Grundlagen haben und daher bei der intramuskulären Injektion extrem schmerzhaft sind, enthalten die neueren wässrige Lösungen. Für den Patienten sei das angenehmer, so Hahn. 

Depot-Antipsychotika

Auf Planzenölbasis:

  • Flupenthixol: Dosierungsintervall zwei bis vier Wochen
  • Fluphenazin:  zwei bis fünf Wochen
  • Haloperidol: vier Wochen
  • Zuclopenthixol: zwei bis vier Wochen

Auf wässriger Basis:

  • Paliperidon: vier Wochen und drei Monate
  • Olanzapin: zwei bis vier Wochen
  • Risperidon: zwei Wochen
  • Aripiprazol: vier Wochen

Und auch für adhärente Patienten hält die Apothekerin die Depot-Präparate für die bessere Wahl. Sie scheinen nämlich Rezidive besser zu verhindern als die orale Medikation. So ergab beispielsweise eine Metaanalyse aus dem Jahr 2011, dass unter langwirksamen Antipsychotika im Vergleich zur oralen Gabe – und zwar bei guter Adhärenz unter Studienbedingungen – 30 Prozent weniger Rückfälle auftraten. Und auch in einer anderen Untersuchung war Depot-Risperidon oralem Quetiapin diesbezüglich überlegen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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