Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

14.01.2018, 08:00 Uhr

Ärgernis Direktbezug – eine Antwort der Pharma-Hersteller auf geschäftstüchtige Apothekers, die Arzneimittel exportieren? (Foto: Andi Dalferth)

Ärgernis Direktbezug – eine Antwort der Pharma-Hersteller auf geschäftstüchtige Apothekers, die Arzneimittel exportieren? (Foto: Andi Dalferth)


Big Pharma spielt Johnny Controletti: Hersteller lieben den Direktversand und schicken gern Päckchen an die Apotheken, die dann unter Verpackungsmüll und Mehrarbeit leiden. Wie schräg ist das denn! Ein ganz ein Schlauer: AOK-Hermann will die Landbevölkerung für Rx-Höchstpreise zahlen lassen. Nicht mit uns! Und wir haben das Gutachten nachgerechnet: Mindestens 1 Milliarde müssten die Apotheker mehr bekommen! So sieht’s aus. Und Stuttgart handelt: Medikationsplan jetzt, Bahnhof später. Noch später. 

8. Januar 2018

Die ABDA hat erkannt: Uns fehlt der berufspolitisch engagierte Nachwuchs. Und lädt deshalb zu einer Nachwuchsveranstaltung am 19. Februar 2018New Link nach Berlin. Die Kammern und Verbände mögen bitte Interessierte Kolleginnen und Kollegen melden. Aber, mein liebes Tagebuch, wie wählen Kammern und Verbände die potenziellen Apothekerinnen und Apotheker aus, die nach Berlin fahren dürfen? Konnte man sich bewerben? Haben die Kammern die in Frage kommenden Kandidatinnen und Kandidaten selbst ausgewählt und angeschrieben? DAZ.online hatte sich umgehört: In vielen Regionen hatten Apotheker von diesem Berliner Nachwuchstermin nichts mitbekommen und keine Chance sich zu bewerben. Ganz schlecht. Aber es ging auch anders. Transparent ging’s in Mecklenburg-Vorpommern zu. Hier wurden alle Kammermitglieder angeschrieben, zwei meldeten sich und die fahren nun nach Berlin. Auch eine gute Idee von anderen Kammern, beispielsweise von den Kammern Niedersachsen und Westfalen-Lippe, war, eigene Nachwuchsveranstaltungen zu machen und dadurch schon Interessenten zu rekrutieren. Und manche Verbände schicken Apotheker, die bereits im Verband aktiv sind. Ob das so ganz im Sinne der Nachwuchsveranstaltung ist? Man wird sehen. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass sich bald neue Gesichter zeigen und profilieren: Jüngere mit neuen Ideen, frei von alten ABDA-Zöpfen, die einfach mal neu denken. Und vor allem: Frauen! Mehr Frauen. Die wünsche ich mir. 

Mehr Pharma-Müll durch Pharma-Mall – so sieht’s aus, mein liebes Tagebuch. Wenn Apotheker von den Herstellern gezwungen werden, Arzneimittel nicht über die übliche Großhandelskette, sondern im Direktbezug über das Pharma-Mall-Portal zu bestellen, entsteht eine Menge an Abfall: Kartonagen, Kunststoffbänder, Folien. Dazu kommen Arbeitskosten in der Apotheke aufgrund des Mehraufwands: Extra-Bestellung, -Wareneingang, -Bezahlung, -Retouren. Ganz abgesehen von der Tatsache der Kontingentierung: Hersteller vertreiben so manches (hochpreisige) Arzneimittel lieber über Pharma-Mall und im Direktvertrieb als über den Großhandel. Mein liebes Tagebuch, das ist ein Pharma-Tollhaus, was hier abläuft. Statt dass sich die Pharma-Hersteller lieber darauf besinnen, Arzneimittel in ausreichender Menge herzustellen und den Großhandel ausreichend zu beliefern, leisten sie sich ein gemeinsames E-commmerce-Portal für die Bestell- und Vertriebsvorgänge. Mag sein, dass sich das für die Hersteller trotzdem rechnet, trotz Verpackungsmüll, trotz Pharma-Mall-Kosten. Aber apothekenfreundlich sieht anders aus. Mein liebes Tagebuch, wie schön wäre es, wenn es nur die wunderbare Linie Hersteller – Großhandel – Apotheke gäbe! Wir sehnen uns danach! 

Das ist doch echt mal ein super-guter Vorstoß der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft: Sie plant einen Runden Tisch zum Thema Lieferengpässe.https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/01/08/dphg-plant-rundem-tisch-zu-lieferengpaessen Die DPhG will Politiker, Kassen, Behörden und weitere beteiligte Gruppen zu einem Runden Tisch nach Frankfurt laden. Einen Termin gibt es noch nicht, aber das Anliegen steht fest: Eine Antwort auf die Frage, wie man effiziente Strukturen schafft, um Liefer- und Versorgungsengpässe wichtiger Arzneimittel wirksam zu verhindern. Toll! Und als Moderator könnte ich mir Haru Diefenbach vorstellen! Mal ehrlich, mein liebes Tagebuch, so eine Initiative hätte ich mir auch mal von der ABDA gewünscht. Damit hätte sie punkten können. Hätte, hätte… 



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Rückblick auf das Jahr 2016

Mein liebes Tagebuch ...

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

11 Kommentare

Frauen an der Spitze

von Frank ebert am 14.01.2018 um 20:15 Uhr

Wir haben eine Frau als Bundeskanzlerin, dies macht viele Frauen in Führungspositionen weg. Nicht zu vergessen Frau Göring -Eckhardt, die absolute Quotenfrau. Nein , es sollen die Besten an die Spitze, egal ob Frau oder Mann ! -

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mehr Frauen in Führung und Sichtbarkeit

von Thesing-Bleck am 14.01.2018 um 18:56 Uhr

Mein liebes Tagebuch,
der Mangel an Frauen in Führungspositionen betrifft nicht nur die ABDA allein sondern wird auch an anderen Stellen sichtbar. Hier zwei krasse Beispiele: In der ersten Ausgabe der DAZ in diesem Jahr wurden Neujahrswünsche für 2018 abgedruckt. Hier kam nicht eine einzige Frau zu Wort! Und auch im ersten Aufmacher-Artikel der Apotheker-Zeitung wurde auf den Seiten 2 und 8 ausschließlich von Männern abgeschätzt, was im Jahr 2018 auf uns zukommen kann.
Für das Jahr 2018 wünsche ich mir, dass in allen Gremien der beruflichen Selbstverwaltung mehr junge Frauen politisches Verantwortung übernehmen und dass auch in Medien des Deutschen Apotheker Verlag mehr Frauen Gelegenheit gegeben wird an prominenter Stelle Position zu beziehen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wer nur bis 2hm rechnen kann ...

von Christian Timme am 14.01.2018 um 15:46 Uhr

Kompliment an Herrn Dr. T. Müller-Bohn für seine „Schatzsuche“ und natürlich „das Ergebnis“. Zeigt sich die ABDA erkenntlich, wenn man ihren Job macht?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wer nur bis 2hm rechnen kann

von Christian Giese am 14.01.2018 um 16:27 Uhr

Schliesse mich Komplimenten an Dr.Müller-Bohn
und Dr. Herzog an. Danke!

60 Krankenschwestern für wirtschaftliche Notfälle?

von Christian Giese am 14.01.2018 um 15:03 Uhr

60 Youngster als "Krankenschwestern für wirtschaftliche Notfälle" auf nach Berlin?!
Vermutlich sinnvoller wäre ein begleitendes, der obersten ABDA Ebene nahes 34 + 34 Parlament mit "initiativen Rechten" (Sylke Tempel) in Berlin.
Das gäbe eher Basisnähe, Vitalität, freien Raum, Kontrolle und Sicherheit machende Zukunft!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ich habe es einfach nur noch satt,

von Karl Friedrich Müller am 14.01.2018 um 13:22 Uhr

Diesen ganzen verdrehten Quark über mich ergehen zu lassen.
Ein Zeichen der Zeit, dass ALLES im Sinn verdreht, Tatsachen außer Acht gelassen werden, um eine bestimmte Meinung gesellschaftsfähig zu machen.
Hermann könnte doch einfach mal die Schnauze halten, wenn er keine Ahnung hat. Denkt man. So einfach ist es nicht. Er ist ja nicht blöd. Im Gegenteil. Er ist einer der virtuosen Verdreher, der das Gift der Krankenkassen unter die Leute streut. Klar sind in großen Städten viele Apotheken auf einer Straße. Da sind auch viele Leute und Praxen. Das hat mit Überversorgung nichts zu tun.
Wenn man auf dem Land den Ärzten das Leben schwer macht, geht dort eben nichts. Es ist auch die Einstellung zu Arbeit, die bei den Jungen oft anders ist, oder die Lebensumstände. Keiner will mehr rund um die Uhr arbeiten. Oder kann es nicht. MVZs oder Gemeinschaftspraxen gehen schwerer zu gründen auf dem Land, schon aus Rentabilität. Da könnte man doch mal überlegen, ob Landärzte nicht besser bezahlt würden, besser Landpraxen. Nicht deren Bevölkerung abzocken.
Auch die ganze Unehrlichkeit im Onlineversand. Das betrifft alle Branchen. Ökologisch eine Katastrophe, Viel Müll, viel Verkehr, Abgas, Staus, Kosten für die Straße.
Die Läden sollen keine Plastiktüten mehr abgeben, derweil wird die Müllproduktion durch die Päckenchen vervielfacht. Da kann es einem übel werden bei so viel hirnlosigkeit.
Dazu werden Arbeitsplätze vernichtet in allen Branchen. Oder nur Niedriglohnbeschäftigungen gefördert. Als nächstes Altersarmut.
Wie man es dreht und wendet. Schwachsinn!
Die Politik will familienfreundlich sein. Deswegen vernichtet man den Beruf der Hebammen und schließt Krankenhäuser.?
Die Rechnerei im Gesundheitswesen muss aufhören! Das ist kein Ort für Gewinnstreben! Kein Ort für Konzerne! Kein Selbstdedienungsladen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Lieferengpässe,Diskussion

von Dr.Diefenbach am 14.01.2018 um 13:17 Uhr

Ich sag es mal HIER :Ich würde es machen,die Moderation zu Lieferengpässen.Und ich sage auch noch,dass es sicher Sinn macht wenn die ABDA neben NachwuchskollegInnen auch andere ins Boot holt,denn der Mix aus Neu und Alt schafft ggf eine größere Effizienz.Toleranz und breit angelegtes Denken vorausgesetzt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Lieferengpässe,Diskussion

von Peter Ditzel am 14.01.2018 um 13:24 Uhr

Lieber Herr Diefenbach, mit Ihrer Person kommen Sachverstand und Praxiserfahrung in die Diskussion.
Wenn diese Idee auch der DPhG gefällt, wäre das toll. Vielleicht meldet sie sich bei Ihnen...

Pächenpacker

von Bernd Jas am 14.01.2018 um 10:28 Uhr

Guten Morgen Herr Ditzel,

wo Sie grad sagen: "Hersteller lieben den Direktversand und schicken gern Päckchen an die Apotheken," sach ich mal: Die würden noch lieber direkt an die Patienten verschicken, wie bald bei den Zytos direkt an die Ambulanten Onkologien und die neuesten Teststreifen in Kooperation mit den Diabetesschnelldiagnose-Ärzten als Zuckerl obendrauf direkt an die frisch geschaffenen Diabetiker.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

New Link mit alten Zöpfen?

von Ulrich Ströh am 14.01.2018 um 9:13 Uhr

Die Idee ,am 19 . Februar junge Kollegen und insbesondere Kolleginnen zur Kammer- und Verbandsarbeit zu
animieren ,ist zu begrüßen.
Aber es darf nicht bei dieser Geste bleiben.

Nur als junger Kollege in der Kammerversammlung dann in der letzten Reihe zu sitzen ,ist kein Ansporn.

Warum kennt man in diesem Zusammenhang keine Begrenzung der Amtszeit von Führungspositionen in der Selbstverwaltung auf acht Jahre?

Warum keine Untersagung der Kumulation von Spitzenämtern von sog.Ehrenamtlichen in Rechenzentren,Steuerberatungsgesellschaften,etc.?

Man muss jungen Kollegen dann auch Posten-Verantwortung anbieten können.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Liebe ABDA, böser Thomas ... Schluchz ...

von Christian Timme am 14.01.2018 um 8:36 Uhr

Darf ich noch eine Monatspackung Tempo beisteuern? Soviel „Betroffenheit“ macht nachdenklich ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.