Online-Handel

Wann startet die Versandapotheke „GreenOffizin“ ihr Geschäft?

München - 11.01.2018, 12:40 Uhr

Zum Start der Versandapotheke Green Offizin gibt es noch viele offene Fragen. (Screenshot: DAZ.online)

Zum Start der Versandapotheke Green Offizin gibt es noch viele offene Fragen. (Screenshot: DAZ.online)


Die Internetapotheke GreenOffizin will als neuer Wettbewerber im hart umkämpften Versandhandelsgeschäft voraussichtlich ab 17. Januar ihren Geschäftsbetrieb aufnehmen. Das kündigt die Firma auf ihrer bereits freigeschalteten Webseite an. Doch Manches macht stutzig.

Am 17. Januar 2018 um Mitternacht soll es soweit sein. Dann will die Online-Apotheke GreenOffizin den Handel mit Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten aufnehmen. So verkündet es das Unternehmen auf seiner Webseite, auf der eine digitale Uhr die Zeit bis zum Start herunterzählt. Unter dem Motto „Natürlich gesund bleiben“ will das Unternehmen nach eigenen Angaben seinen Schwerpunkt auf Naturheilkunde, freiverkäufliche Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte legen. Explizit werden auch „Männergesundheit“ und „Frauengesundheit“ als Tätigkeitsbereiche ausgewiesen.

Dabei bedient GreenOffizin offenbar den Zeitgeist: Die Firma bezeichnet sich als „meine grüne Versandapotheke“ und wirbt damit, dass ihre Nahrungsergänzungsmittel in Reinstoffqualität beziehungsweise in Arzneibuchqualität hergestellt und in vegane Cellulosekapseln gefüllt würden. Auf wirtschaftlicher Seite lockt die Firma damit, dass Kunden bis zu 55 Prozent sparen könnten, ab einem Bestellvolumen von 29 Euro sollen Lieferungen versandkostenfrei sein. „Schlanke Vertriebsprozesse und eine effiziente Lagerlogistik“, sagt Marketingmann Uwe Holzmann, sollen „eine attraktive Preisgestaltung und die schnelle Belieferung unserer Kunden“ ermöglichen.

Doch bei genauerem Hinsehen erscheint Manches bei GreenOffizin unklar. Das beginnt schon mit dem Start der Betriebsaktivitäten. Während die Online-Uhr auf den 17. Januar herunterzählt, nennt eine weibliche Stimme auf der telefonischen Bandansage des Unternehmens den 10. Januar als Starttermin. Und Holzmann, der bei dem Unternehmen auch für den Presseservice verantwortlich zeichnet, nennt auf Anfrage von DAZ online den 15. Januar.

Adressen in Maastricht, Bonn und München

Diffus stellt sich auch dar, wer hinter dem Unternehmen steckt. So wird die GreenOffizin als „Serviceangebot“ der Green Offizin EU Scheepvaart Apotheek im niederländischen Maastricht ausgewiesen. Im Impressum wird hingegen ein Postfach in Bonn genannt. Der telefonische Kontakt zu dem Unternehmen läuft wiederum über eine Kölner Nummer. Und will man Rezepte einlösen, wird man an die GreenOffizin24 verwiesen, ein „Angebot“ der Münchener Rihani-Apotheke unter Verantwortung des Apothekers Dr. Mohammed Rihani.

Wer betreibt die Versandapotheke?

Während laut Holzmann die Unternehmensleitung durch die Apothekerin Christina Nikola ausgeübt wird, soll nach einem Bericht des Branchendienstes Apotheke Adhoc hinter GreenOffizin der Münchener Unternehmer Lutz Kortmann mit seiner Firma DLS stehen. Auf seiner Webseite bezeichnet sich DLS als „Spezialist für Vertriebslösungen und kundenorientierte Vermarktung in der Gesundheitsbranche“ und verweist auf „fundiertes Wissen im Apothekenmarkt“.

Kortmann hatte 1998 im oberbayerischen Penzberg die Gummibärchen-Firma Alpenland gegründet. Mit einer weiteren Firma, Veniapharm, hatte er vor einigen Jahren für Schlagzeilen gesorgt, als er zahlreiche Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, Großhändler und Apotheken abgemahnt hatte. Allein in den Jahren 2013 und 2014 soll der Mannheimer Anwalt Thorsten Beyerlein im Auftrag von Veniapharm mindestens 160 Abmahnungen gegen Apotheken ausgesprochen haben – rechtsmissbräuchlich, wie verschiedene Oberlandesgerichte feststellten.

Unklar ist für Außenstehende bei GreenOffizin auch, woher das Unternehmen seine Produkte beziehen wird. Bei führenden Phytoherstellern soll die Firma noch recht unbekannt sein. Marketing-Chef Holzmann wiederum teilt mit, dass das Unternehmen über seine Großhandelspartner, Lieferanten und auch die Mitarbeiteranzahl „keinerlei Auskünfte“ erteile. Während die Branche also über den neuen Wettbewerber rätselt, läuft die digitale Uhr von GreenOffizin bis zum anvisierten Starttermin weiter ab.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Ganz einfach also

von Peter Lahr am 11.01.2018 um 13:10 Uhr

kleiner Tip:
Auf www.denic.de gehen, url www.green-offizin.de eingeben, Domaininhaber sehen, Domaininhaber googeln, zweite Firma des Domaininhabers finden, Telefonnummer identisch, gleiche Postanschrift. Schon ist bekannt wer es ist.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Ganz einfach also

von florian becker am 13.01.2018 um 10:23 Uhr

offensichtlich keiner der oben genannten, wenn ich richtig gegoogelt habe..
Scheint ein seriöser Laden zu sein.. :-)

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