DAZ.online-Spezial Direktvertrieb

Wann lohnt sich eine Direktbestellung?

Süsel - 11.01.2018, 07:00 Uhr

Wann lohnt es sich, direkt zu bestellen? Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat nachgerechnet. (Foto: Bodo Marks/dpa)

Wann lohnt es sich, direkt zu bestellen? Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat nachgerechnet. (Foto: Bodo Marks/dpa)


Vergleichsrechnung: Großhandels- versus Direktbestellung 

In diesem Fall unterscheiden sich Großhandels- und Direktbestellung in logistischer Hinsicht nur durch den zusätzlichen Bestellvorgang, das Annehmen einer zusätzlichen Lieferung und die Verarbeitung eines zusätzlichen Lieferscheins und einer zusätzlichen Rechnung. Dagegen gibt es keinen Unterschied beim Handling der Ware. Als Kalkulationshilfe dient die Studie „Profil und Effizienz des vollversorgenden Großhandels“, die das Institut für Handelsforschung 2008 im Auftrag des Großhandelsverbands Phagro erstellt hat . Darin wird der Arzneimittelbezug in Apotheken in vier Schritte gegliedert. Die „Ermittlung des Bestellbedarfs“ unterscheidet sich hier nicht zwischen den Alternativen. Für das „Auslösen“ einer Direktbestellung werden 2 Minuten angesetzt, während beim Großhandel kein zusätzlicher Aufwand gegenüber den ohnehin stattfindenden Bestellungen entsteht.

Mehr zum Thema

DAZ.online-Spezial Direktvertrieb

„Das Direktgeschäft hat spürbar zugelegt“

 Zum Arbeitsschritt „Empfang und Einlagerung der Lieferungen“ werden anders als in der damaligen Studie nur 3 Minuten für das Annehmen, Auspacken und Verarbeiten eines Paketes kalkuliert. Denn alle anderen Schritte fallen bei einer Lieferung großer Mengen vom Großhandel ebenfalls an. Für das „Prüfen der Lieferscheine“ und das „Prüfen/Begleichen der Rechnungen“ wurden damals 6 Minuten angesetzt. Als zusätzlicher Aufwand zum Großhandel werden hier 4 Minuten veranschlagt. Das ergibt insgesamt 9 zusätzliche Arbeitsminuten für eine PKA bei einer Direktbestellung mehrerer Artikel eines Herstellers im Vergleich zur Großhandelslieferung. Bei einem Tarifgehalt von 1886 Euro für PKA (mittlere Tarifgruppe, 7. bis 9. Berufsjahr), 13 Monatsgehältern, 22 Prozent Sozialabgaben und Beiträgen sowie 1653 jährlichen Arbeitsstunden betragen die Personalkosten 30 Cent pro Minute. Für 9 Minuten sind also 2,70 Euro zu kalkulieren. 

Direktbestellung mit Vorteilen

Daher muss in der Apotheke beantwortet werden, ob die Konditionen einer Direktbestellung für alle erfassten Artikel zusammen einen Vorteil von 2,70 Euro gegenüber der Großhandelsbestellung bieten. Das wäre schon bei einer Bestellsumme von 270 Euro und einem zusätzlichen Einkaufsvorteil von 1 Prozentpunkt erfüllt. In den meisten realistischen Fällen dürften bei den hier relevanten großen Bestellmengen die Beträge und die Einkaufsvorteile größer sein. Dann erscheint die Direktbestellung vorteilhaft.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Direktgeschäft

von Wilfried Hollmann am 22.01.2018 um 22:48 Uhr

Die Berechnung der Arbeitszeiten sind in der Tat zu bezweifeln, auch wenn es ich um "zusätzliche" Minuten handelt. Kritisieren möchte ich aber in erster Linie, dass sich der Artikel nur mit den vordergründigen monetären Vorteile das Direktgeschäft beschäftigt. Es mag im Einzelfall richtig sein, dass ein Direktgeschäft günstiger ist als der Bezug beim Großhandel. Tatsache ist aber, dass mit dem Direktgeschäft dem Großhandel interessante Artikel entzogen werden. Ein zunehmendes Direktgeschäft muss unweigerlich Konsequenzen haben - bei den Leistungen und/oder bei den Vergütungen. Direktgeschäft ist Rosinenpickerei, die der Großhandel ebenso wenig mag wie die Apotheke (Stichwort: Versandhandel). Was wäre wohl, wenn der Großhandel im Gegenzuge für alle bisherigen kostenfreien Leistungen Rechnungen ausstellt.
Der Großhandel ist der wichtigste Partner der Apotheke, weil er allumfassende Leistungen bietet, die für eine Apotheke sehr hilfreich sind. Ein Direktgeschäft, zumal es oftmals nur um geringfügige monetäre Vorteile geht, passt nicht in das Bild einer guten Partnerschaft.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Berechnung der Arbeitszeiten

von Thomas Moucha am 11.01.2018 um 9:48 Uhr

Ich möchte meine PKA einmal sehen, wenn Sie eine Direktbestellung in 3 Minuten vom Empfang bis zur Einlagerung bearbeitet hat. Da fehlt eine Null hinter der 3.
Ausserdem fehlen die Zeiten für das Auslagern aus dem Übervorrat und die Organisation des Vorrates. Schlecht
gemachter Artikel, meiner Meinung ohne Bezug zu einer realen Apotheke.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Berechnung der Arbeitszeiten

von Frau Richter am 11.01.2018 um 20:25 Uhr

Bitte lesen Sie den Artikel doch noch einmal. Es geht um 3 ZUSÄTZLICHE Minuten, die veranschlagt werden im Vergleich zu einer Bestellung beim Großhändler.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.