100.Todestag von Dr. August Oetker:

Vom Apotheker zum Back-König

Waldmichelbach - 10.01.2018, 14:55 Uhr

Am heutigen 10. Januar 2018 ist der 100. Todestag von Dr. August Oetker, der als Apotheker begann und dann zum Back-Unternehmer wurde. (Foto: Stadtarchiv Bielefeld)

Am heutigen 10. Januar 2018 ist der 100. Todestag von Dr. August Oetker, der als Apotheker begann und dann zum Back-Unternehmer wurde. (Foto: Stadtarchiv Bielefeld)


Im Labor tüftelte Oetker an neuen Rezepturen

Das neue Produkt wirkt rückblickend wie die logische Symbiose aus Oetkers Herkunft und seinem pharmazeutischen Know-How. Zeitzeugen berichten, dass es lange dauerte, bis der Bäckerssohn mit der Mischung zufrieden ist und alle Nachteile beseitigt hat. Bäckermeister Eduard Müller erinnert sich, wie Oetker immer wieder mit geheimnisvollen kleinen Päckchen in der Backstube des Vaters auftauchte. Der Apotheker feilt so lange an der Zusammensetzung, bis er eine „Gelinge-Garantie“ für Kuchen und Backwaren aussprechen kann. Sein Erfolgsgeheimnis: Er überträgt die Idee der Arzneimittelherstellung auf die Entwicklung des Backtriebmittels. Oetker findet die optimale Dosierung und gewährleistet gleichbleibende Qualität durch genaue Proportionierung. Statt in Kapseln füllt er das Pulver in kleine Papiertüten zu je 20 Gramm für ein Pfund Mehl. Zehn Pfennig kostet eine  Einheit –  nicht wenig Geld für damals. Doch die gleichbleibende Qualität sorgt für reißenden Absatz bei den Hausfrauen. 1906 wurden bereits 50 Millionen Päckchen Backin verkauft.

Der Apotheker erweist sich auch als genialer Marketingstratege und gibt seinen Kundinnen besondere „Beipackzettel“ an die Hand: Rezepte oder ein Kochbuch mit Ernährungstipps und Backideen, die alle natürlich Backin als Zutat enthalten. Das Unternehmen expandiert rasch. Im Mai 1900 zieht die Firma in die Bielefelder Lutterstraße, wo noch heute die Konzern-Zentrale steht. Vanillin-Zucker  und natürlich das legendäre Puddingpulver erweitern die Produktpalette.

Privat muss der Unternehmer 1916 einen schweren Verlust verkraften, als sein Sohn Rudolf im ersten Weltkrieg in der Schlacht von Verdun fällt. Der erfolgreiche Patriarch erholt sich nie von dem schweren Schlag. Zwei Jahre später stirbt er im Alter von nur 56 Jahren in Bielefeld.Bis heute ist der Konzern in Familienhand und längst kein reiner Nahrungsmittelhersteller mehr. Die Reederei-Tochter Hamburg Süd steuert ebenso zum Umsatz bei, wie die Brauerei-Gruppe Radeberger, Henkell Spirituosen, das Bankhaus Lampe und diverse Luxushotels.



Eva Becker, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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