Beratungs-Quickie

Rauchstopp mit einem Nicotin-Inhaler

Stuttgart - 04.01.2018, 14:20 Uhr

 Wie gelingt der Rauchstopp? Nicotinersatz-Präparate aus der Apotheke unterstützen die Zigarettenentwöhnung. (nikkytok / stock.adobe.com)

 Wie gelingt der Rauchstopp? Nicotinersatz-Präparate aus der Apotheke unterstützen die Zigarettenentwöhnung. (nikkytok / stock.adobe.com)


Wie funktioniert der Nicotin-Inhaler?

Die Idee hinter dem Inhaler ist, dem Raucher eine Art „Plastikzigarette“ in die Hände zu geben, die möglichst originalgetreu den gewohnten Rauchhabitus imitiert. So inhaliert der Raucher beim Inhaler wie auch beim Rauchen einer gewöhnlichen Zigarette, nur dass die begleitenden Schadstoffe fehlen. Eine Patrone des Nicorette®-Inhaler reicht für sieben Anwendungen, sprich sieben Zigaretten. Sie enthält 15 mg Nicotin, wobei pro Anwendung etwa 1 mg Nicotin freigesetzt wird. Der Inhaler garantiert eine lineare Wirkstoff-Freisetzung aus einer Patrone für 7 mg, also sieben Anwendungen. Danach gibt die Patrone zwar weiterhin Nicotin ab, aber mit einer reduzierten Freisetzungsrate. Der Apotheker weist den Patienten auf die nach sieben Anwendungen verringerte Wirkstoffmenge hin, da eine Unterdosierung die Erfolgschancen einer Rauchentwöhnung drastisch reduziert.

Saugt der Patienten durch den Inhaler Luft an, verdampft das Nicotin und wird durch die Mund- und Rachenschleimhaut aufgenommen. Da beim Inhaler-Rauchen weniger Nicotin aufgenommen wird, als bei einem Zug an einer Zigarette, müssen die Raucher etwa acht bis zehnmal häufiger am Inhalator ziehen als üblicherweise an einer normalen Zigarette. Nur so ist eine adäquate Nicotinsubstitutionsmenge gewährleistet. So dauert auch das Rauchen via Inhaler länger als bei einer Zigarette – rund zehn bis 20 Minuten. Da die freigesetzte Nicotinmenge je nach Intensität und Häufigkeit der Züge schwankt, kann der Raucher durch seine Inhalationstechnik auch die Nicotindosis variieren. Sind die Entzugssymptome nicht ausreichend gelindert, kann er stärker und/oder häufiger am Inhalator ziehen. Im Gegenzug kann der Raucher auch weniger stark inhalieren, sollte ihn die Inhalation im Rachen reizen.

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Lust auf eine Zigarette? Inhalern!

Das Arzneimittel sollte immer dann angewendet werden, wenn Verlangen nach einer Zigarette aufkommt oder Entzugssymptome bestehen. Da der Kunde reiner Gelegenheitsraucher ist, spielt bei ihm wohl vor allem die reine Gewohnheit, das Ritual des Rauchens, eine große Rolle und weniger eine dominierende körperliche Nicotinabhängigkeit.
Der Hersteller von Nicorette®-Inhaler, Johnson & Johnson, empfiehlt für wenig starke Raucher, drei bis vier Patronen pro Tag, was einem Zigarettenkonsum von etwa 20 Zigaretten entspricht. Mit dieser Angabe ist dem Kunden jedoch nicht geholfen. Als reiner Gelegenheitsraucher – während des Kegelns oder eines Grillabends – wird er mit deutlich weniger Patronen auskommen, maximal mit einer pro Abend.

Auch die Umgebungstemperatur spielt eine Rolle beim Verdampfen des Nicotins. Bei unter 15°C verdampft das Nicotin langsamer, und es sind häufigere oder intensivere Inhalationen notwendig, während bei hoher Umgebungstemperatur über 30°C das Nicotin schneller verdampft. In diesem Fall werden dann weniger häufige Inhalationen empfohlen.

Wie lange soll der Raucher den Nicotin-Inhaler anwenden?

Johnson & Johnson empfiehlt in den begleitenden Texten zum Inhaler mindestens drei Monate Behandlungsdauer. Danach sollte der Raucher versuchen, sukzessive die Dosis zu reduzieren, was er entweder durch weniger Inhalationszüge pro Inhaler-Anwendung oder durch weniger intensive Züge erreichen kann oder indem er die Anzahl der inhalierten Patronen pro Abend reduziert. Diese Phase der Dosisreduktion beziffert der Hersteller mit sechs bis acht Wochen. Insgesamt sollte eine Nicotinersatz-Therapie nicht länger als sechs Monate dauern, in Einzelfällen auch mal neun.

A-Tipps zur Rauchentwöhnung

Vor einem geplanten Rauchstopp sollte man sich klar machen, welche Gewohnheiten man mit dem Rauchen verbindet und wie diese ersetzt werden können. Ist das Rauchen an bestimmte Situationen gekoppelt, etwa kegeln oder Feste, sollte man neue Rituale finden. Ist das Verlangen nach der Zigarette an Schlüsselreize wie ein Getränk gebunden, hilft es, in der ersten Zeit auf ein anderes Getränk umzusteigen. Wird das akute Verlangen zu groß, helfen die ‚A-Tipps‘: Erstens Aufschieben – etwa zehnmal tief durchatmen. Zweitens Ausweichen, zum Beispiel auch anfangs auf die Mittwochabend-Kegelabende zu verzichten. Außerdem sollte man keinen Zigarettenvorrat mehr griffbereit zuhause haben. Auch psychotherapeutische Intervention unterstützen eine dauerhafte Tabakabstinenz.

Der Apotheker empfiehlt dem Patienten allerdings, auch nach Beendigung der Nicotinersatz-Therapie immer noch einen Inhaler als „back-up“ parat zu haben – überkommt ihn akutes Rauchverlangen, kann er diesem mit einem Nicotinersatz entgegenwirken und verringert die Verlockung einer Zigarette. Nach Anbruch kann eine Patrone maximal 48 Stunden angewendet werden. Die Patronen darf der Patient im Hausmüll entsorgen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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