Barmer

Eine Milliarde Euro für Heil- und Hilfsmittel

Stuttgart / Berlin - 04.01.2018, 16:15 Uhr

Über eine Milliarde Euro für Heil- und Hilfsmittel hat die Barmer für ihre Versicherten 2016 ausgegeben. (Foto: Barmer)

Über eine Milliarde Euro für Heil- und Hilfsmittel hat die Barmer für ihre Versicherten 2016 ausgegeben. (Foto: Barmer)


Die Barmer hat 2016 deutlich mehr Geld für Heil- und Hilfsmittel ausgegeben als in den Jahren zuvor. Der aktuelle Heil- und Hilfsmittelreport 2017 der Barmer beziffert die Kosten für diesen teilweise auch die Apotheke betreffenden Versorgungsbereich erstmals mit mehr als einer Milliarde Euro. Teuer sind wohl vor allem Berliner Patienten – und Frauen.

Die Barmer hat ihren aktuellen Heil und Hilfsmittelreport 2017 veröffentlicht. Demnach sind die Ausgaben der Krankenkasse für Heil- und Hilfsmittel im Jahr 2016 gestiegen. Kostentreiber waren vor allem die Hilfsmittel, sprich medizinische Stützstrümpfe, Inkontinenzprodukte bei Blasenschwäche oder Prothesen und Hörgeräte. Hier musste die Barmer 2016 mit 84 Millionen Euro etwa neun Prozent höhere Kosten schultern als noch im Jahr zuvor. Auch für Heilmittel griff die Barmer tiefer in die Tasche: Die Ausgaben für therapeutische Interventionen wie Physiotherapie oder Sprechunterricht bei Sprechstörungen stiegen um drei Prozent auf 26 Millionen Euro.

Barmer: Neues Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz schuld an Kosten

Für die Mehrausgaben ist allerdings nicht eine wachsende Zahl an Barmer-Versicherten verantwortlich. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, sieht eine Ursache der steigenden Kosten nicht zuletzt im Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz, das im April 2017 in Kraft getreten ist. Laut Straub sind durch das Gesetz die Begrenzung der Budgetsteigerungen aufgeweicht worden – zugunsten der Leistungserbringer, die nun deutlich höhere Vergütungen erzielten.

Barmer kritisiert neue Hilfs- und Heilmittelregelungen

Zusätzlich sehe das Gesetz Modellregionen vor, in denen die Heilmittelerbringer Art, Dauer und Häufigkeit der Therapie selbst festlegen können. Der Arzt erhebe lediglich die Diagnose auf einem sogenannten „Blanko-Rezept“. „Es besteht die Gefahr erheblicher Kostensteigerungen, wenn Patienten länger oder aufwändiger behandelt werden, als es rein medizinisch notwendig wäre. Hier darf der Zusammenhang zwischen einer bestmöglichen, aber auch wirtschaftlich klugen Versorgung nicht aus dem Auge verloren werden, zumal der Heil- und Hilfsmittelreport der Barmer bereits für die Jahre 2015 und 2016 deutliche Mehrausgaben aufzeigt“, betonte Straub hierzu.

Berliner und Frauen am teuersten bei Heil- und Hilfsmitteln

Die Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel sind bundesweit nicht einheitlich. So sind die Berliner Bürger für die Barmer bei Heil- und Hilfsmitteln wohl die teuersten. Durchschnittlich 82 Euro beanspruchte ein Berliner für Heil- und Hilfsmittel, während die Barmer in Bremen lediglich 50 Euro pro Versichertem bezahlte. „Die regionalen Differenzen bei den Ausgaben sind derart groß, dass sie durch unterschiedliche Häufigkeit oder Schwere der Erkrankungen nicht zu erklären sind. Die Versorgung in den einzelnen Ländern fällt offenbar unabhängig von medizinischen Notwendigkeiten stark unterschiedlich aus“, erklärte Straub.

Unterschiede gibt es auch bei den Geschlechtern. Frauen erhielten nach dem Report der Barmer häufiger Heil- und Hilfsmittel als Männer: Bei Hilfsmitteln betrug der Unterschied Frau zu Mann 29 Prozent gegenüber 22 Prozent. Bei den Heilmitteln bekommen 26 Prozent der Frauen, aber nur 17 Prozent der Männer eine Verordnung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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