Neuer Honorarvorschlag aus Schleswig-Holstein

Ein Fonds zur Finanzierung der OTC-Beratung

Süsel - 03.01.2018, 09:20 Uhr

Auch zu OTC muss beraten werden. Das könnte auch auch aus dem Festzuschlag gedeckt werden, findet der Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein Jaschkowski. (Foto: Schelbert /DAZ)

Auch zu OTC muss beraten werden. Das könnte auch auch aus dem Festzuschlag gedeckt werden, findet der Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein Jaschkowski. (Foto: Schelbert /DAZ)


Die Beratungsleistungen bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln werden viel zu wenig gewürdigt, meint Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Deshalb schlägt er vor, den Festzuschlag teilweise umzuverteilen.

Das Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hat das Hauptaugenmerk in der Honorardiskussion auf die Gesamthöhe der Vergütung gerichtet. Die Diskussion unter Apothekern richtete sich dagegen bis dahin auf die Fortschreibung des Honorars und die Weiterentwicklung der Honorarstruktur. Doch dies alles hängt eng miteinander zusammen. 

Leistungen jenseits der Rx-Abgabe

Dies wurde in einem Gespräch von Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, mit DAZ.online deutlich. Dabei betonte Jaschkowski die vielen Versorgungsleistungen der Apotheken, die über die Abgabe von Rx-Arzneimitteln hinaus gehen. „Apotheken versorgen GKV- und PKV-Patienten auch als OTC-Kunden“, erklärte Jaschkowski. Die Honorargutachter ordnen diesem OTC-Geschäft einen großen Teil der Apothekenkosten zu und argumentieren, dass diese Kosten nicht über Rx-Arzneimittel finanziert werden sollten.

Frank Jaschkowski

 Doch Jaschkowski sieht das gerade umgekehrt. „Durch die Preisfreigabe erwirtschaften Apotheken mit vielen OTC-Arzneimitteln keinen Deckungsbeitrag, aber sie erbringen mit ihrer Beratung zu diesen Arzneimitteln eine Leistung für die Versicherten“, erklärte der Kammergeschäftsführer den Zusammenhang. Davon profitiere auch die Krankenkasse durch bessere Gesundheit der Versicherten und durch ersparte Arztbesuche. Außerdem würden die Apotheken Screeningleistungen erbringen, insbesondere Blutdruck- und Blutzuckermessungen. Diese würden keine Deckungsbeiträge oder gar Gewinne erwirtschaften, aber zur Versorgung gehören, erklärte Jaschkowski. „Außerdem haben die Apotheken Kosten durch Vorschriften der Apothekenbetriebsordnung. Apotheker können beispielsweise Öffnungszeiten nicht selbst bestimmen und müssen morgens um Acht da sein, wenn keiner kommt“, erklärte Jaschkowski und folgerte: „Das gehört zum Versorgungsauftrag und muss daher von der Solidargemeinschaft honoriert werden.“



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Hochriskanter Vorschlag

von Sylvia Trautmann am 03.01.2018 um 19:44 Uhr

WEnn sich auf Grund des Honorargutachtens jede Apothekenkammer und jeder Verband mit eigenen Honorarvorschlägen in der Diskussion hervor tut, ist das nicht nur eine extrem gefährliche, sondern auch naive Profilierungssucht, die die Uneinigkeit des Berufsstandes offen zeigt. 80 % des Umsatzes in Apotheken werden durchschnittlich mit Rx Arzneimitteln gemacht. Der daraus gewonnene Rohgewinn reicht bei der Mehrzahl der Apotheken gerade mal, um die Betreibskosten zu decken! Wer hier mitrechnet wird feststellen, dass dieser Vorschlag von Apothekern gekommen ist, die sich in ihrer eigenen Ökonomie nur sehr schlecht auskennen. EIn wirklich dämlicher und politisch extrem schädlicher Vorschlag. Bitte vorher nachrechnen und überlegen, was die Folgen eines solchen Vorschlages sind.

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AW: Hochriskanter Vorschlag - Kinderrezepte nicht vergessen

von M. Bastrop am 04.01.2018 um 7:55 Uhr

Auch ich halte nichts von Fonds, weil auf dem Weg der Verwaltung dieser Fonds eine ganze Menge an Geld verloren geht und eine wirklich gerechte Verteilung nicht realistisch erscheint. Außerdem ist dies erneut mehr Bürokratie. Wir haben einmal vergessen, den Notdienstfond-Beleg rechtzeitig zu versenden - ca. 50€ Strafe - sehr ärgerlich.

Was mir bei der ganzen Diskussion fehlt, das ist die Anerkennung der Beratungsleistung für Kinder-Arzneimittel, die in der Regel OTC sind und doch eher aufwendig. Wir haben viele Kinderrezepte und dementsprechend viel Zeitaufwand für diese Kassenleistung, die aus meiner Sicht durch RX-querfinanziert werden muss.

Dagegen

von Karl Friedrich Müller am 03.01.2018 um 13:31 Uhr

Es stimmt zwar, dass wir den KK viel Geld sparen mit unserer OTC Beratung.
Dieser,Punkt ist auch einer der großen Lügen im Honorargutachten.
Ich bin jedoch gegen jede Umverteilung durch Fonds und andere für mich spinnerte Ideen.
Wenn das Honorar im OTC zu gering ist, müssen sich die Kollegen fragen, ob sie nicht zu wenig nehmen. Das Preisdumping würde eher noch gefördert!
Der Gesetzgeber sollte sich mal fragen, ob die Idee mit der Preisfreigabe für AM so toll war oder nicht doch ein Schuss in den Ofen.
AM sind kein Konsumgut.
Die Preisbildung in Apotheken ist mir sowieso schleierhaft. Warum geben Kollegen z.B. Bei Imodium Rabatt? Der Druck ist da. Da nehme ich doch eher mehr?
Erkältung? Sicher. In Apotheken 50% Rabatt.
Sommer, Sonne, Reisezeit? In Apotheken 50% Rabatt.
Usw.
Wie blöd kann man sein?
Tankstelle, Reisezeit? Die Preise schnellen nach oben. Überall, wo viel Nachfrage ist, gehen die Preise nach oben.
Nur bei Deppen nicht. Wie auch der Versand. Dort schreibt man rote Zahlen, wollen wir das auch?
Was für ein Wirtschaftsmodell soll das sein?
Die Spirale nach unten verschlechtert alles. Löhne, Arbeitsplätze, Infrastruktur. Macht nur ein paar Aktionäre eine Zeit lang reicher. Bis alles zusammenbricht.
Ich verstehe es nicht.
Dieser „Neoliberalismus „ ist nur schädlich.

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AW: Dagegen

von Christian Lindinger am 03.01.2018 um 18:57 Uhr

Herr Müller,

ich bedanke mich vielmals für Ihre Stellungnahme- auch ich frage mich, wie manche unserer Pharmazeutischen Kollegen nur immer so schlau sein können, das wirklich besondere Gut ARZNEIMITTEL zu verramschen???

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