Durch höhere Standards 

Wie viele Krankenhäuser müssen schließen?

Berlin - 28.12.2017, 12:00 Uhr

Maximal 30 Minuten Fahrtzeit bis zum nächsten Krankenhaus gelten als zumutbar für ländliche Gegenden. (Foto: VRD / stock.adobe.com)                                      

Maximal 30 Minuten Fahrtzeit bis zum nächsten Krankenhaus gelten als zumutbar für ländliche Gegenden. (Foto: VRD / stock.adobe.com)                                      


Weniger Krankenhäuser, aber dafür bessere: Eine so veränderte Kliniklandschaft sollen die Patienten absehbar in Deutschland vorfinden. Kompliziertere, planbare Operationen und Behandlungen sollen auf größere Häuser konzentriert werden, wo Experten arbeiten und mehr Routine haben. Auf dem Land sollen rund 110 Kliniken erhalten bleiben - und verhindern, dass Patienten bei einfacheren Krankheiten, dass Ältere und Notfallpatienten zu weite Wege haben. Doch Kritiker bezweifeln, dass die Therapie reicht.

Krankenkassen und Experten fordern seit Jahren einen Strukturwandel. Zu viele kleine Einrichtungen, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung – so die Kritik des Forschungsinstitutes RWI in seinem Krankenhaus Rating Report 2017. Nun sollen neue, konkrete Vorgaben für einzelne Behandlungen die Kliniklandschaft mit ihren knapp 2000 Häusern hierzulande modernisieren. „Werden diese Standards nicht eingehalten, müssen im Zweifelsfall die Länder Abteilungen oder ganze Krankenhäuser aus dem Krankenhausplan entfernen“, kündigt der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken, an.

Von diesem Gremium kommen die Vorgaben. Beauftragt wurde der Ausschuss von der Politik. Da sind zum einen die Mindestmengen - also vorgegebene Mindestzahlen an Behandlungen. Denn viele Patienten geraten an Operateure, die nur selten mit einer Krankheit wie ihrer zu tun haben. „Viele Patienten in Deutschland sterben zu früh, weil sie in Kliniken operiert werden, die zu wenig Erfahrung mit komplizierten Krebs-OPs haben“, kritisierte kürzlich die AOK.

Chirurgen finden geltende Mindestmengen zu lasch

Bisher gibt es nur für sieben Bereiche Mindestmengen - und die gelten selbst unter Chirurgen teils als zu lasch. So sollen bei Eingriffen an Speiseröhre oder Bauchspeicheldrüse gerade einmal zehn Eingriffe im Jahr ausreichen. Doch die Regeln für solche Mindestzahlen seien jüngst nachgeschärft worden, sagt Hecken. Und demnächst würden weitere Mindestmengen beschlossen, vermutlich in der Herzchirurgie und bei der Versorgung von Früh- und Reifgeborenen. Die Krankenhausgesellschaft will sich Mindestmengen nicht verweigern - sieht darin aber „keine alleinige Lösung“.

Nach einer Übergangszeit sollen die Krankenhäuser die Vorgaben erfüllen - sonst drohen ihnen empfindliche Umsatzeinbußen oder gar die Schließung. Richtig Fahrt aufnehmen werde der Strukturwandel 2019, meint Hecken. Bisher verteidigte in den Bundesländern, die für die Krankenhausplanung zuständig sind, „jeder Landrat, jeder Abgeordnete ‚sein‘ Krankenhaus, wie Hecken sagt.



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