Auslaufmodell Einzelpraxis?

Mit MVZs gegen den Landärztemangel

Miehlen - 27.12.2017, 13:30 Uhr

Viele Gemeinden suchen händeringend Ärzte. Lösen MVZs das Problem? (Foto: picture alliance / Sven Simon)

Viele Gemeinden suchen händeringend Ärzte. Lösen MVZs das Problem? (Foto: picture alliance / Sven Simon)


„Die Einzelpraxis wird sicherlich aussterben.“

Die Rettung kam in Form von drei Buchstaben: MVZ, Medizinisches Versorgungszentrum. MVZs gibt es seit 2004 in Deutschland, und seitdem steigt ihre Zahl beständig. 2016 zählte die Kassenärztliche Vereinigung bundesweit fast 2500 davon. Für das MVZ Mühlbachtal kamen die Ärzte mit dem St. Elisabeth Krankenhaus Lahnstein zusammen. Geschäftsführer ist nun Pascal Scher, der auch das Krankenhaus führt. Die Ärzte sind seitdem angestellt und ziehen sich nach und nach zurück, während jüngere Kolleginnen einsteigen. „Eine Erleichterung ging durch Miehlen, als das MVZ gegründet wurde“, sagt Bürgermeister Ernst-Georg Peiter. Als erste Ärztin konnte im Frühjahr die Internistin Jennifer Merz in die Eifel gelockt werden. „Für mich wäre es nicht in Frage gekommen, allein eine Praxis zu übernehmen“, sagt sie. Dafür zählt sie mehrere Gründe auf: Zum einen will sie das Risiko nicht tragen. Auch wollte sie nicht auf sich gestellt sein. Und sie wollte als junge Mutter unbedingt Teilzeit arbeiten. „Ich könnte 100 Prozent gar nicht leisten“, sagt sie. In einem Krankenhaus wollte Merz nicht langfristig arbeiten, weil die Arbeitszeiten dort schwieriger seien. „Da kann man nicht nachmittags um drei Uhr gehen.“ Auch müsse man dort ständig von A nach B rennen. „Hier auf dem Land betreut man die Patienten länger und kann zurückgreifen auf die Erfahrung mit ihnen“, sagt sie.

Auch Kliniken profitieren

Von der Arbeit der Landärzte profitiert auch das St. Elisabeth Krankenhaus. „Wenn die ärztliche Versorgung wegbricht, dann sieht man die Menschen in die Notaufnahme kommen“, sagt Geschäftsführer Scher. „Die wollen wir aber im Krankenhaus nicht haben, die sind dort schlecht versorgt.“ Landarzt Hoffmann erläutert, dass er bei einem Patienten wisse, woher dessen Kopfschmerzen stammen. Im Krankenhaus würde man vielleicht eine teure Computertomographie (CT) anordnen. Das Gesundheitssystem profitiert also von den Hausärzten: Sie sind kostengünstiger. Und sie sicherten die Krankenhäuser ab, weil sie die Zugangsströme mit Patienten sicherstellten, meint Scher. „Die stationäre und ambulante Medizin kann heute nicht mehr so getrennt werden wie früher.“ Arzt Hoffmann meint, dass Modelle wie das der MVZ die Zukunft sind. „Die Einzelpraxis, wie sie mal war, wird sicherlich aussterben.“



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