BMG, Phagro, AOK, etc.

Das sind die Reaktionen auf das Honorar-Gutachten

Berlin - 22.12.2017, 16:30 Uhr

Die AOK will über Strukturen diskutieren, der Phagro fürchtet Margenverluste, die Gesundheitspolitik analysiert. Das sind die ersten Reaktionen der Branche auf das nun veröffentlichte Honorar-Gutachten. (Foto: dpa)

Die AOK will über Strukturen diskutieren, der Phagro fürchtet Margenverluste, die Gesundheitspolitik analysiert. Das sind die ersten Reaktionen der Branche auf das nun veröffentlichte Honorar-Gutachten. (Foto: dpa)


Thomas Trümper (Phagro)

(Foto: Phagro)

„Kurz nach Veröffentlichung des Gutachtens kann man nur eine erste Bilanz ziehen, denn natürlich müssen alle Daten und Fakten in aller Ruhe analysiert und bewertet werden. Der Bundesverband PHAGRO kann und will ausschließlich zu dem Teil des Gutachtens einen Kommentar abgeben, der die Vergütung und Leistung des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels behandelt.

Die mit dem AMNOG neu eingeführte Struktur zur Berechnung der Vergütung des Großhandels wird positiv bewertet, allerdings anders gewichtet. Bezogen auf den fixen Anteil der Vergütung decken sich die neu berechneten Werte mit den Ansichten unseres Verbandes und bestätigen damit unsere seit Jahren vorgebrachten Argumente, dass der jetzige Festzuschlag nicht kostendeckend ist. Dass es eine Diskrepanz zwischen den Angaben des statistischen Bundesamtes und desjenigen unabhängigen Institutes gibt, das für den PHAGRO regelmäßig Statistiken führt, muss im Detail erörtert werden, ändert aber nicht grundsätzlich die im Gutachten getroffenen Aussagen.

Der Vorschlag zum variablen Anteil der Vergütung des Großhandels muss sicher eingehend diskutiert werden. Er führt zu einer drastischen Reduzierung der Marge im dreistelligen Millionenbereich. Damit können weder die notwendigen Handelsfunktionen zur herstellerneutralen Vollversorgung, noch Anreize zu rationellem Einsatz der Logistik- und Wirtschaftsfunktionen, noch die Ertragserwartungen von Unternehmen zur Aufrechterhaltung der geforderten Versorgungssicherheit erfüllt werden. Die Denkansätze driften hier doch sehr stark in den theoretischen Bereich ab, der von der Realität des Marktes und dem tatsächlichen Umfang des vom Gesetzgeber vorgesehenen Sicherstellungsauftrages des Großhandels weit entfernt ist.

Dies zeigt sich in der immer wieder aufflammenden Diskussion um die Belieferungshäufigkeit und die damit verbundenen angeblichen Einsparpotentiale. Auch die Annahmen dazu sind frei aus der Luft gegriffen und sollten eigentlich in einem Gutachten, das im Wesentlichen darum bemüht ist, faktenbasierte Aussagen zu treffen, nicht getätigt werden. Relativiert werden alle Angaben mit der Anmerkung, dass die Gutachter letztendlich die Notwendigkeit der Belieferungshäufigkeit nicht beurteilen können, und das ist richtig! Diese Diskussion dauert seit 30 Jahren an, ohne dass eine Lösung gefunden werden konnte, woran auch angeblich innovative neue Konzepte nichts geändert haben, wenn man die Fakten genau betrachtet.

Abschließend stellt der PHAGRO fest, dass hier eine Diskussionsgrundlage geschaffen wurde, auf deren Basis im Bereich der Leistungen des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels und der damit verbundenen Vergütung sicher ein sachlicher Dialog geführt werden kann, vorausgesetzt der alte Spruch gilt: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Ersparnis?

von Karl Friedrich Müller am 28.12.2017 um 11:11 Uhr

Angenommen, die Vergütung wird pro Apotheke um 45.000€ gekürzt. Das wären für die GKV nicht mal 900 Mio € Ersparnis.

0,4% der Ausgaben. (von 210 Mrd € in 2016)

Dafür will man Tausende von Apotheken ruinieren? Die Versorgung torpedieren?

Für einen tropfen auf den heißen Stein?

Wie verbohrt muss man da sein?
Mit den Zahlen wird auch gezeigt, wie preiswert Apotheken für die Allgemeinheit arbeiten.

Die Stellungnahmen, die für eine Kürzung plädieren und das Gutachten sind reine Ideologie gegen Apotheken.
Spinnereien, Hass, Hetze, Dummheit. Verkennung der Realitäten.
wahnsinn

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Geschickter TERMIN

von Heiko Barz am 23.12.2017 um 13:03 Uhr

Ich kann das BMfWi und seiner Spitzenkräftin!nur beglückwünschen für die exzellente Terminierung zur Veröffentlichung des von ihr mitbeauftragten "Gutachtens".
Ich bin sicher, dass dieses Pamphlet schon länger in seiner Gänze vorlag, nur der Zeitpunkt mußte noch gewählt werden, um sich nagender Kritik zu entziehen, blieb also nur die Vorweihnachtszeit. Die Apothekerschaft wird sich dann bis Mitte Januar soweit beruhigt haben, dass man ihnen dieses Konstrukt überstülpen kann mit dem immer jungen Apothekersatz " es hätte wesentlich schlimmer kommen können."
Den Herrn Martin Litsch von der AOK, der schon wieder neue Milliarden aus den Pfründen der Apothekerschaft erwartet, möchte ich nur fragen, wie er es begründen will, dass für eine rein ideelle Beratungsleistung eine 30% Rabattierung zu erfolgen hat.
Ich schäme mich, mit solchen Leuten über unsere Existenz reden zu müssen.
Ein Satz von meiner Frau noch zum Termin des Gutachtens:
'Ich erinnere nur zu gerne an einen tragischen "Blaue Brief"
Zum Mutteretag' Ohne weitere Worte!
Wir haben wieder einmal am !.Weihnachtstag Dienst und niemanden wird unser Problem interessieren, es sei denn, er wurde gerade aus einer Paracelsusklink zwangsentlassen.
Frohes Fest!

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Stimmt es

von Karl Friedrich Müller am 23.12.2017 um 7:25 Uhr

Dass schon wieder eine Unterschriftenaktion geplant ist für Anfang 2018?
Wieviel Geld will man noch verplempern?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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