Stiftung Warentest

Halten Mundspüllösungen, was sie versprechen? 

Stuttgart - 22.12.2017, 09:00 Uhr

Mundspülungen kommen in vielen Farben daher. Auch in der Apotheke sind sie zu haben. (Foto: hajakely / stock.adobe.com)

Mundspülungen kommen in vielen Farben daher. Auch in der Apotheke sind sie zu haben. (Foto: hajakely / stock.adobe.com)


Karies, Zahnbelag und entzündetes Zahnfleisch – diesen Beschwerden sollen Verbraucher durch die Verwendung von Mundspüllösungen vorbeugen können, versprechen zumindest die Hersteller. Aber stimmt das auch? Stiftung Warentest hat sich 20 Präparate angesehen, darunter solche, die auch in der Apotheke verkauft werden.

Die Mehrheit der Mundspüllösungen im Test, der in der Januar-Ausgabe von Stiftung Warentest erscheint, schneidet gut. 20 Präparate, davon drei speziell für Kinder, haben sich die Verbraucherschützer angesehen. Allerdings gibt es auch fünfmal die Note mangelhaft. Abgesehen von der Mundspülung Friscodent®, einer der günstigsten im Test, und Dontodent® junior von dm, trifft diese Bewertung ausgerechnet drei der teuersten Präparate: Biorepair® Zahnmilch, Zendium® und Karex®.

Schützt Hydroxylapatit so gut wie Fluorid vor Karies?

Was genau missfällt den Testern? Das Aldi-Süd-Präparat Friscodent®, die Kinderspülung Dontodent® junior und Zendium® schützen, anders als vom Hersteller deklariert, nicht ausreichend vor Plaque und Gingivitis. Sie enthielten nämlich keine Inhaltsstoffe, die diese Wirkung hätten, erklären die als Experten herangezogenen Mediziner. Bei Biorepair® Zahnmilch und Karex® vermissen die Tester den Kariesschutz. In beiden Mitteln fehlt Fluorid. Dessen kariesvorbeugende Wirkung gilt als belegt. Die beiden Mundspülungen enthalten unter anderem Hydroxylapatit – ein hydroxyliertes Calciumphosphatsalz von hohem Härtegrad, das den Hauptbestandteil der anorganischen Substanz in Knochen und Zähnen bildet. In der Mundspüllösung soll sich Hydroxylapatit mit der Zahnoberfläche verbinden und den Zahnschmelz nachhärten. Dem Wunsch von Stiftung Warentest, wissenschaftliche Belege vorzulegen, dass das Phosphatsalz ähnlich effektiv wie Fluorid vor Karies schützt, sind die Hersteller offenbar nicht nachgekommen.

Zwölf Präparate kann man empfehlen

Karex® erhielt noch einen weiteren Minuspunkt: Statt der deklarierten 400 ml habe die Flasche nur 350 ml enthalten, moniert Stiftung Warentest. Zudem bemängelten die Tester bei 17 Produkten das Fehlen einer Kindersicherung. Zwar enthielten die bunten Lösungen zumeist keinen Alkohol, aber verschlucken sollte man sie trotzdem nicht, unter anderem wegen des enthaltenen Fluorids. Weitere Abzüge gab es, wenn bei Zink-haltigen Präparaten ein Hinweis auf das enthaltene Zink fehlte. Warum die Verbraucherschützer das für wichtig erachten? Da Kinder und Jugendliche mit der Nahrung bereits die empfohlene Höchstmenge aufnehmen, sollten sie solche Spülungen nicht verwenden, erklärt Stiftung Warentest. Fünfmal gab es hier Abzüge. 

Zwölf Präparate kann man nach Ansicht von Stiftung Warentest guten Gewissens kaufen. Darunter Markenprodukte wie Listerine® Zahn- und Zahnfleischschutz, Parodontax®, Odol-Med3® Zahnfleisch aktiv, Meridol® und One Drop only®, aber auch Spülungen von Lidl, Penny und Aldi Nord. Kleiner Wermutstropfen: Der Testsieger und das einzige mit „sehr gut“ bewertete Mittel von der dm-Hausmarke Dontodent® ist nicht mehr in der gleichen Zusammensetzung erhältlich. 

Braucht man überhaupt Mundspüllösungen?

Mundspüllösungen sind nach Meinung von Stiftung Warentest für Menschen geeignet, denen es schwerfällt, die Zahnzwischenräume zu reinigen. Dann sind sie in der täglichen Routine sinnvoll. Einer der beratenden Experten, Professor Ulrich Schiffner vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, empfiehlt sie zudem Menschen, die bereits unter starker Karies leiden zur Ergänzung. Außerdem kann nach chirurgischen Eingriffen eine temporäre Anwendung zur Keimreduktion sinnvoll sein. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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