Skandal um Zytostatika

NRW-SPD kritisiert Landesregierung in Sachen Zytostatika

Düsseldorf - 20.12.2017, 07:00 Uhr

Beim Düsseldorfer Landtag steht am heutigen Mittwoch auch der Bottroper Zyto-Skandal auf der Tagesordnung, doch soll das Thema an den Gesundheitsausschuss verwiesen werden. (Foto: dpa)

Beim Düsseldorfer Landtag steht am heutigen Mittwoch auch der Bottroper Zyto-Skandal auf der Tagesordnung, doch soll das Thema an den Gesundheitsausschuss verwiesen werden. (Foto: dpa)


SPD-Fraktion fordert kaufmännische Prüfungen

Der Landtag soll laut dem SPD-Antrag feststellen, dass das heutige System der Zulassung von Zytostatika-herstellenden Apotheken und die Kontrolle durch die Amtsapotheker offenbar nicht ausreichten, um sicherzustellen, dass „Patienten ihre individualisierten Medikamente in der verordneten Qualität erhalten“. Gleichzeitig kritisiert die Fraktion einen Erlass des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann vom Sommer 2017 als unzureichend: Der Minister wollte hiermit eine gleichmäßige Durchführung auch unangekündigter Kontrollen sicherstellen und Rückläufer überprüfen.

Darüber hinaus fordert die SPD-Fraktion auch kaufmännische Prüfungen, über die nachvollziehbar werden soll, „dass Einkauf und Abgabe von Wirkstoffen zusammenpassen“ – beispielsweise durch ein Testat eines Wirtschaftsprüfers. Außerdem sollte die Landesregierung mit den Apothekerkammern eine Vereinbarung schließen, die vorsieht, dass Rückläufer an eine von der Kammer eingerichtete Stelle gehen. Von dort sollen sie dem „Labor der Bundesapothekerkammer“ – gemeint ist vermutlich das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker – zur Untersuchung geschickt werden, statt sie der Apotheke zurückzugeben, die das Medikament erstellt hat.

Patienten „völlig verunsichert“

Außerdem kritisiert die SPD-Fraktion – die bis Juni 2017 in Nordrhein-Westfalen in Regierungsverantwortung war – dass Betroffene des Skandals nicht ausreichend betreut wurden. Seit nunmehr einem Jahr seien Patienten aus dem Raum Bottrop, die bei ihrem Onkologen individuell zubereitete Medikamente erhalten haben, „völlig verunsichert“, sofern sie ihre Infusionen von dem angeklagten Apotheker erhalten haben. „Es gibt für sie keine Gewissheit, ob ihre Medikamente richtig oder falsch dosiert waren“, schreibt die SPD-Fraktion. „Selbst diejenigen, deren Krankheitsverlauf Anlass zu Optimismus gibt, leben in der Angst, dass durch falsche Dosierungen der verordneten Wirkstoffe ihr Gesundheitszustand sich jeden Moment verschlechtern wird.“

Daher fordert der Antrag, dass „dringend“ eine psychoonkologische Begleitung sichergestellt werden müsse. Auf Anfrage von DAZ.online hatte das Düsseldorfer Gesundheitsministerium im August bereits erklärt, keine derartigen Angebote zu planen, sondern an die behandelnden Ärzte verwiesen. Die Landesregierung müsse mit den Krankenkassen „eine Vereinbarung schließen, um zeitlich befristet für die betroffenen Patientinnen und Patienten eine Anlaufstelle für psychoonkologische und psychosoziale Beratung einzurichten“, fordert die SPD-Fraktion.

Ihr Antrag soll aufgrund der voraussichtlich langen Haushaltsdebatte am heutigen Mittwoch nicht vom Landtag diskutiert werden. Vorgesehen ist, dass dieser zum zuständigen Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales überwiesen und dort weiter behandelt wird.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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