Beratungs-Quickie

Was hilft bei Bläschen im Mund?

Stuttgart - 14.12.2017, 13:30 Uhr

Aphthen schmerzen unangenehm. Lokalanästhetika mit Lidocain oder Polidocanol sind die Mittel der Wahl. (Foto: sarmoho / stock.adobe.com)

Aphthen schmerzen unangenehm. Lokalanästhetika mit Lidocain oder Polidocanol sind die Mittel der Wahl. (Foto: sarmoho / stock.adobe.com)


Sie sind fies, sie brennen höllisch – dabei sind sie meist nur linsengroß: Aphthen im Mund. Welche Arzneimittel können Apotheker bei Aphthen empfehlen? Gibt es Lebensmittel, die die Aphthen-geplagten Patienten meiden sollten? Und woher kommen Aphthen überhaupt? Im heutigen DAZ.online-Quickie berät der Apotheker eine junge Patientin mit rezidivierenden Aphthen.

Die Patientin ist verzweifelt – das sei nun schon das dritte „Bläschen im Mund“ innerhalb von nur einer Woche. So langsam reiche es ihr, sie könne weder normal essen noch trinken. Selbst das Zähneputzen sei mittlerweile eine Herausforderung bis Tortur: „Da muss es doch irgendetwas geben, das hilft“.

Wie können Aphthen therapiert werden?

Aphthen sind als „schmerzhafte orale und / oder pharyngeale Ulzerationen“ definiert. Meist rezidivieren sie, wobei das Erkrankungsfenster variabel ist und sich über einen Zeitraum von Wochen, Monaten oder gar Jahren erstreckt. In 85 Prozent der Fälle handelt es sich bei diesen Bläschen um Minor-Aphthen. Der wesentlcih kleinere Anteile entfällt auf die schwerwiegenderen, narbenbildenden Maior-Aphthen. Mit einem Durchmesser von bis zu drei Zentimetern, sollten diese nicht in der Selbstmedikation behandelt werden.

Was sind Minor-Aphthen?

Minor-Aphthen treten nur als oberflächliche Läsionen auf; sie sind meist zwei bis fünf Millimeter groß, sind für drei bis fünf Tage schmerzhaft und heilen dann innerhalb von zehn Tagen wieder ab. Der Heilungsprozess verläuft komplikationslos, sodass keine Narben zurückbleiben. Minor-Aphthen können als einzelnes Bläschen auftreten, teilweise leiden die Patienten aber auch an bis zu vier der Läsionen gleichzeitig. Die Häufigkeit liegt bei drei bis sechs Erkrankungen pro Jahr.
Aphthöse Läsionen entstehen meist rasch, sie sind plan oder gering erhaben und weisen einen geröteten Entzündungshof auf. Ihre Oberfläche ist häufig weißlich, durch einen Fibrinbelag.

Die Therapie der fiesen Bläschen im Mund zielt auf eine Symptomlinderung. Denn die Ätiologie einer Aphthosis ist ungeklärt, auch wenn es Faktoren gibt – seien es Erkrankungen, Nahrungsmittel, Arzneimittel – die eine Aphthosis begünstigen. 

Wie auch die Patientin beschreibt, sind Aphthen schmerzhaft und es gilt: Schmerzen lindern. Dies erfolgt in erster Linie durch eine lokale Therapie der Läsionen auf der Mundschleimhaut. Das reduziert systemische Nebenwirkungen. 

Zum Einsatz kommen lokalanästhetische Arzneistoffe wie Lidocain oder Polidocanol. Pflanzliche Alternative ist Pyralvex®. Auch ein „Mund-Wundpflaster“ bietet Schutz vor Schmerzen.

Lidocain-haltige Arzneimittel bei Aphthen: Dynexan®, Infectogingi®, Kamistad®

Dynexan® Gel enthält Lidocain, zusätzlich noch ätherische ÖleInfectogingi® Gel und Parodontal® Mundsalbe kombinieren Lidocain mit
Salbeiblätter- und Kamillenblüten-Extrakten. Die richtige Dosierung liegt bei drei- bis viermal täglich einer erbsengroße Menge. Am Besten tragen die Patienten die Salben oder Gele mit einem Wattestäbchen auf, auch der Finger ist erlaubt, werden die Hände zuvor und danach gut gewaschen.

Lidocain ist plazentgängig – die junge Patientin dementiert auf Nachfrage des Apothekers eine Schwangerschaft. Allerdings habe sie ein kleines Kind, das auch zeitweise geplagt sei von Aphthen. „Kann meine zweijährige Tochter diese Gele auch bekommen?", fragt die Kundin den Apotheker.

Dynexan® Gel und Infectogingi® Gel, Parodontal® Mundsalbe haben keine Altersbeschränkung und dürfen bereits bei Säuglingen gegeben werden. Der Apotheker weist explizit auf die Maximaldosis von viermal täglich einer erbsengroßen Menge hin.

Kamistad® Gel ist eine weitere Option mit dem Anästhetikum Lidocain und einem Extrakt aus Kamillenblüten. Die Patienten dosieren das Gel dreimal täglich, der Salbenstrang sollte einen halber Zentimeter lang sein. Kamistad® Gel hat keine Zulassung für Kinder unter zwölf Jahren.

Polidocanol-haltige Arzneimittel bei Aphthen: Recessan®, Socoseryl® akut

Mit dem Wirkstoff Polidocanol ist Recessan® im Handel. Polidocanol wirkt ebenfalls lokalanästhetisch und soll in einer erbsengroßen Menge drei- bis sechsmal täglich von den Patienten aufgetragen werden. Es besteht keine Altersbeschränkung für Recessan®.

Der Apotheker empfiehlt die Anwendung der lokalen Salben und Gele jeweils eine Stunde vor einer Mahlzeit, damit die Wirkstoffe durch Nahrung und vermehrten Speichelfluss nicht sofort wieder abtransportiert werden.

Solcoseryl® akut Paste enthält ein Hämodialysat aus Blut vom Kalb, das die Geweberegenartion fördern soll. Tatsächlich enthält aber auch Solcoseryl® das Lokalanästhetikum Polidocanol. Versteckt als Macrogollaurylether. Solcoseryl® dürfte während der Stillzeit angewendet werden, eignet sich allerdings aufgrund des Gehalts an Pfefferminzöl und Levomenthol nicht für Kinder unter zwei Jahren.

Pflanzliche Arzneimittel bei Aphthen: Pyralvex®

Mit einem Extrakt aus Rhabarberwurzel rückt Pyralvex® Aphthen zu Leibe. Manche Patienten empfinden das Taubheitsgefühl durch Lidocain oder Polidocanol als unangenehm oder möchten eine pflanzliches Präparat. Pyralvex® schmeckt bitter und wirkt adstringierend, der Apotheker sollte diesen Hinweis zum Präparat unbedingt geben. Auch kann Pyralvex® – Meda hat Pyralvex® einen Pinsel zum Auftragen beigefügt –  initial nach Applikation brennen. Der Apotheker erklärt zusätzlich, dass der Rhabarberextrakt zu Verfärbungen auf Kleidern oder im Waschbecken führen kann. Pyralvex® hat keine Zulassung für Kinder unter zwölf Jahren. Für die Tochter der Patientin scheidet die Lösung aus, wobei aufgrund des herben Geschmacks die Akzeptanz bei Kleinkindern ohnehin schwierig wäre.

Pyralvex® enthält Ethanol – das gilt es zu berücksichtigen bei Kunden mit einer Alkohol-Suchtanamnese.

Welche Erkrankungen begünstigen Aphthen?

  • chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colittis ulcerosa)
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Sarkoidose)
  • Infektionen mit Coxsackie-Virus, HIV, CMV, EBV, HPV, HSV-1, Rickkettsien, Tuberkulose
  • hämatologische Erkrankungen (Non-Hodgin-Lymphom) und Mangelerscheinungen (Eisen, Folsäure, Vitmain B1 / B2 / B6 / B12)

Mund-Wundpflaster und schützende Filme: Legased® natur, Urgo® Aphthen, Bloxaphthe®

Nicht lokalbetäubend sondern lediglich durch Ab­decken des schmerzenden Bläschens wirkt Legased® natur. Das Mund-Wundpflaster wird als Lösung von Harzen (Myrrhe, Benzoe, ­Kolophonium) auf das mit einem sauberen Taschentuch oder Wattestäbchen getrocknete Bläschen mit einem zweiten Wattestäbchen aufgetragen. Durch kurzes Ausspülen mit Wasser wird die Bildung des elastischen Schutzfilms beschleunigt, der die Wunde verschließt und so vor mechanischen und chemischen Reizen schützt. Auch die filmbildende Lösung in Urgo® Aphthen beziehungsweise die Hyaluronsäure in BloXaphthe® wirkt rein mechanisch schützend bei Aphthen. Hyaluronsäure fördert außerdem die Zell­erneuerung und kann so den Heilungsprozess beschleunigen.

Alle drei Präparate sind als Medizinprodukte im Handel.

Aphthen: Tipps zu Nahrungsmitteln, Zahnbürsten und Zahncremes

Woher Aphthen kommen – das ist ein nicht vollständig gelöstes Rätsel. Bestimmte Faktoren werden mit dem Auftreten von Aphthen in Verbindung gebracht. Genetische Dispositionen scheinen das Aufteten von Aphthen zu begünstigen. Daneben gibt es Arzneimittel, Lebensmittel und Verhaltensweisen, die in Zusammenhang mit einer Aphthen-Neigung stehen. Somit kann der Patient versuchen, durch Änderungen seiner Verhaltensweisen, auch sein Risiko für Aphthen zu reduzieren. 

Weitere Tipps zu Aphthen in der Apotheke

  • Der Patient sollte Lebensmittel meiden, die Histaminosen auslösen können: Erdbeeren, Nüsse, Käse, Tomate, Schokolade.
  • Saure und scharf gewürzte Speisen meiden.
  • Mechanische Verletzungen der Mundschleimhaut – so gut es geht – vermeiden (scharfkantige Lebensmittel, bei älteren Menschen auch schlecht sitzende Prothesen oder bei Jugendlichen Zahnspangen).
  • Weiche Zahnbürsten benutzen.
  • Zahncremes ohne Natriumlaurylsulfat (steht im Verdacht, Aphthen zu triggern); zum Beispiel: Elmex®.
  • Gute Mundhygiene: Patienten sollten den Mund nach dem Essen ausspülen; zum Beispiel mit Salviathymol®, Ratanhia® comp. Weleda oder für eine kurzfristige Anwendung mit Chlorhexidin Chlorhexamed® Lösung.

Auch bestimmte Arzneimittel stehen im verdächtigen Zusammenhang mit Aphthen, unter anderem NSAR, Methotrexat, mTOR- oder Calcineurin-Inhibitoren.  



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Brennende mundbläschen

von Ingo Wurm am 29.12.2019 um 9:50 Uhr

Ich bekomme die Bläschen manchmal zweimal im Monat im Mundraum die sind sehr schmerzhaft ich hatte eine Salbe die die Schmerzen etwas ändert aber gibt es da nicht etwas vorbeugendes dass sie nicht so häufig auftreten

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Danke für die Info!! Hat super geklappt

von Mry am 16.11.2019 um 20:58 Uhr

Hallo,
Danke an die Autoren, ich habe nach dem Lesen dieses Artikels einfach das Zahnungsgel von meinem Sohn ausprobiert. (Dentinox) innerhalb von Minuten waren die Schmerzen sichtlich gelindert und nach einem Tag waren die Bläschen deutlich reduziert.

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von norbert brand am 15.12.2017 um 7:26 Uhr

die im Myrrhenharz enthaltenen Sesquiterpenlactone sind lokal ganz hervorragende Antiphlogistika. Also: 1 Tropfen Myrrhentinktur direkt auf die Aphthe aufgetupft der gepinselt. brennt am Anfang etwas, aber die Aphthe geht und Myrrhe schmeckt nicht ganz so scheußlich. Ich kenne zahlreiche unendlich dankbare Anwender.

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